Rezension

flach und vorhersehbar, aber ganz nett für zwischendurch

Die Gärten von Heligan - Spuren des Aufbruchs -

Die Gärten von Heligan - Spuren des Aufbruchs
von Inez Corbi

„Spuren des Aufbruchs“ ist der erste Band einer Trilogie.

Inhalt
Die Londonerin Lexi flieht aus einer toxischen Beziehung nach Cornwall, um in den Gärten von Heligan als Freiwillige zu arbeiten. Dort recherchiert sie für ein Jubiläumsprojekt über den Erbauer, Henry Tremayne aus dem späten 19. Jahrhundert.
Die Geschichte teilt sich in zwei Zeitstränge auf, der erste ist der von Lexi, die immer noch mit den Auswirkungen ihrer Beziehung zu kämpfen hat und deshalb nur schwer Vertrauen zu Menschen fasst; der zweite spielt in der Vergangenheit und nimmt dort die Perspektiven verschiedener Personen ein, hauptsächlich den von Damaris Tremayne, der Cousine Henry Tremaynes. Sie verliebt sich in einen Schiffbrüchigen, der an der Küste angespült wird, doch er bleibt verschlossen. Außerdem wird erzählt, wie die Gartenanlage entstanden ist, inklusive einer Reise, um sich verschiedene Gärten in ganz England anzusehen.

Meinung
Es war sehr leicht, in das Buch hineinzufinden, weil der Schreibstil sehr bildhaft ist. Das kommt dem Gesamtthema zugute, weil man sich so die Landschaft und die Gärten, um die es geht, gut vorstellen kann.

Die Figuren sind ausnahmslos sympathisch. Lexis Vergangenheit, die angedeutet wird, macht neugierig, lässt Mitgefühl empfinden. Damaris wird sehr deutlich gezeichnet, man kann sich gut in sie hineinversetzen und ihre Gedankengänge nachvollziehen.

Die Handlung lässt dagegen zu wünschen übrig. Im Zeitstrang der Gegenwart passiert fast nichts, die Neugier des Lesers auf Informationen zu Lexis Vergangenheit wird enttäuscht und es wirkt wie ein Lückenfüller. Teilweise ist es frustrierend, wie wenig man erfährt, nur zwischendurch mal ein Brotkrumen. In den Folgebänden wird wahrscheinlich mehr aufgeklärt, für den ersten Band, der ja eigentlich dazu motivieren soll, auch die Folgebände zu lesen, war es aber mager. Motivation zum Weiterlesen ist dann nicht „es gefällt mir gut, ich möchte mehr davon“, sondern „ich weiß eigentlich noch gar nichts, kann mir mal bitte jemand sagen, was überhaupt passiert ist?“
Die spannendere Handlung, mit der man mitfiebert wird dadurch in die Vergangenheit verlagert, ist aber sehr vorhersehbar. Es gab genau ein Ereignis, das mich überrascht hat, aber auch nur im ersten Moment, wie es damit weiterging, ließ sich auch direkt erahnen. Die Geschichte ist trotzdem nett, nur werden alle Probleme sehr schnell aus der Welt geschafft und alles ist fast unangenehm perfekt.
Ein weiterer Negativpunkt ist, dass die Handlung sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit sehr überstürzt ist. In der Gegenwart passiert fast gar nichts, und die wenigen Ereignisse folgen Schlag auf Schlag, werden aber nur kurz angerissen. In der Vergangenheit wird eine längere Zeit erzählt, aber auch hier wird durch die Geschichte gehastet. Alles folgt schnell aufeinander, es fühlt sich so an, als würde man gehetzt, weil jedes Geschehnis nur kurz angerissen wird und dann schon zur nächsten Begebenheit gehastet wird.
Durch diese Vorhersehbarkeit und Schnelligkeit lässt der Spannungsbogen zu wünschen übrig, er bleibt flach, weil es nicht möglich ist, ihn vernünftig aufzubauen.

Das Cover ist schön; so friedlich und idyllisch passt es zur Geschichte und zeigt ziemlich genau, was man bekommt.
Außerdem ist ein nettes Extra, dass am Schluss des Buches erklärt wird, wie die einzelnen Bestandteile des Buches eventuell in der Realität zu finden sind, was sich zu lesen lohnt, weil man dadurch noch eine Art kleine Bildungsreise unternimmt.

Fazit
Das Buch ist eine nette Zwischenlektüre ohne viel Tiefe, aber nicht mehr. Es lässt sich sehr leicht und schnell lesen, ist ein kleiner „Seelenstreichler“, in dem man die Welt durch eine rosarote Brille betrachten kann und in der Idylle der Natur schwelgen kann, aber einen tieferen Inhalt gibt es nicht.
Wer aber auf der Suche nach einer kurzen, unkomplizierten Geschichte ohne viel Tiefgang ist, findet hier, was gesucht wird.