Rezension

Es ist ein Krimi !

Die Uhrmacherin – Im Sturm der Zeit -

Die Uhrmacherin – Im Sturm der Zeit
von Claudia Dahinden

Bewertet mit 5 Sternen

Schweiz 1873 Sarah hat ihren Verlobten durch einen Unfall verloren. Ihre Eltern drängen sie zu einer neuen Bindung. Um der Bevormundung zu entfliehen, nimmt sie eine Stelle als Hauslehrerin in dem kleinen Dorf Grenchen an. Ihr Arbeitgeber arbeitet in der aufstrebenden Uhrenindustrie. Bei einer Werksführung erliegt sie dem Zauber der Uhrenmechanik.

Grenchen scheint der ideale Ort, um zur Ruhe zu kommen. Weit gefehlt ! Das Dienstmädchen von Sarahs Arbeitgeber wird tot aufgefunden. Unfall oder Mord ? Ermittlungen werden aufgenommen. Da sich Sarah an ihren Verlobten erinnert fühlt, stellt sie eigene Nachforschungen an.

Überschattet wird das Geschehen durch zum Teil gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Christkatholen und den Anhängern der röm.-katholischen Kirche.

Als ich mit der Lektüre des Buches begann, habe ich eine Familiengeschichte im Zusammenhang mit der Uhrenindustrie erwartet. Faszinierende Einblicke in die Anfänge der industriellen Herstellung von Uhren habe ich bekommen. Der Autorin gelingt es hervorragend die Anziehungskraft der kleinen Wunderwerke dem Leser zu vermitteln.

Womit ich nicht gerechnet habe,  dass ich mich mitten in einer packenden Mordermittlung wiederfinde.

Sarah ist eine intelligente, sympathische, junge Frau mit viel Empathie und Gerechtigkeitssinn, aber ihr fehlen kriminalistische Erfahrungen. Daher erscheinen ihre Bemühungen Licht ins Dunkel zu bringen manchmal etwas naiv und geradezu leichtsinnig. Durch ihren unverstellten Blick erhielt ich einen guten Einblick in die sozialen Strukturen der Schweizer Gesellschaft. Besonders lehrreich fand ich die Informationen über die damaligen religiösen Auseinandersetzungen, die mir nicht bekannt waren.

Auf offizieller Seite ermittelt der Landjäger Gideon Ringgenberg, der mir bei der ersten Begegnung eher unsympathisch war. Das ändert sich rasch. Auch er ist empathisch und ernsthaft um Gerechtigkeit bemüht. Was mir besonders imponiert hat, er kann Fehler zugeben und begegnet Sarah nach anfänglicher Geringschätzung auf Augenhöhe.

Die Klärung des Falles nach mehreren unerwarteten Wendungen ist überzeugend, wenn auch unvermutet und in meinen Augen tragisch.

Für mich war der Roman eine positive Überraschung : historisch gut recherchiert, packende Handlung , sympathische und lebensechte Figuren. In meinen Augen die Punkte, die ein lesenswertes Buch haben muss.