Rezension

Eine Mutmachgeschichte

Einer da oben hasst mich - Hollis Seamon

Einer da oben hasst mich
von Hollis Seamon

Richards Leben geht zu Ende, dabei ist er noch ein Teenager, gerade einmal 17 Jahre alt. Er behauptet am EDOHM-Syndrom – Einer da oben hasst mich – Syndrom zu leiden. Das kann man wohl auch denken, wenn man als ganz junger Mensch an Krebs erkrankt und nun austherapiert ist und die letzten Tage seines Lebens in einem Hospiz verbringt. Über diese Tage berichtet uns Richard in diesem Roman.

Nicht traurig und niedergeschmettert, wie man es vielleicht erwartet, sondern voller Lebensdrang und Energien begegnet Richard dem Leser. Dieser Junge will noch einmal alles erleben was möglich ist. Er möchte Dinge tun, die das Leben ihm bisher nicht bieten konnte und ist zu allerlei lustigen und gefährlichen Aktionen bereit. Zur Seite stehen im dabei sein Onkel, seine Großmutter und eine junge Leidensgenossin namens Sylvie.

Richard wird als ganz normaler Jugendlicher präsentiert, der eben bestimmte Wünsche hat. Er ist einerseits noch Kind, andererseits aber auch schon erwachsen. So macht er sich durchaus Gedanken darüber, was aus seiner Mutter wird, wenn er nicht mehr ist.

„Einer da oben hasst mich“ ist eine Mutmachgeschichte. Hier wird zwar nichts verschönert, aber der Leser darf aus Richards eigentlich sterbenskranker Sicht viele Momente des Glücks erleben. Das ist schön und vielleicht ein ganzes Stück weit näher am Leben dran, als eine gleichgelagerte Geschichte, die nur auf Trauer ausgelegt ist. Hier werden die schönen Seiten des Lebens genossen und hier wird geliebt und gelitten.

Wenngleich manche Dinge etwas überzogen dargestellt werden, mir wären hier etwas weniger Rangeleien und kleine Kämpfe ganz lieb gewesen, so wird doch ganz deutlich, wie unterschiedlich die Stimmung der Menschen im Hospiz ist. Da sind zum einen die, die in Kürze einen geliebten Menschen verlieren werden und zum anderen die, die selbst sterben werden. Sehr deutlich wird für mich, um wie viel schwerer es die haben, die sich von Angehörigen verabschieden müssen. Sie leiden mehr und die Patienten leiden unter dieser Situation zusätzlich. So zumindest erschien es mir bei Richard und seiner Mutter und auch bei Sylvie und ihren Eltern, insbesondere ihrem Vater.

„Einer da oben hasst mich“ ist berührend schön. Der Tod wird hier als etwas Normales beschrieben mit dem man lernen muss umzugehen.

Copyright © 2014 by Iris Gasper