Rezension

Ein Buch, das mich gespalten zurückgelassen hat

Einer da oben hasst mich - Hollis Seamon

Einer da oben hasst mich
von Hollis Seamon

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Einer da oben hasst mich"  hat mich innerlich etwas gespalten zurückgelassen.

Einerseits: Es ist ein anrührendes Buch aus der Sicht eines 17-Jährigen, der in einem Hospiz lebt und kurz davor ist, zu sterben. Richard, so heißt der junge Mann, ist taff und witzig, einfühlend und liebenswert gleichermaßen. Er schafft es immer wieder, die Pflegekräfte um den Finger zu wickeln. Gleichzeitig ist es aber auch ein Jugendlicher, der Fehler macht - der sich irrt bei der Einschätzung seiner Mitmenschen. Manches bekommt er auch einfach nicht mit, zum Beispiel, warum die Harfinistin im Hospiz immer spielt, Problemen geht er aus dem Weg.  Und als er sich in Sylvie, die auch auf der Station ist, verliebt, macht er einen verhängnisvollen Fehler ...

Andererseits: Ich hatte beim Lesen so gut wie alle anderen Figuren deutlicher vor Augen: der durchgeknallte Onkel, die aufgetakelte Großmutter, der schwule Pfleger, die biestige Schwester (die sich dann doch als liebenswert herausstellt) und so weiter. Das illustre Tableau an Figuren ist zwar sehr unterhaltend, lässt aber Richard, die Hauptfigur, dagegen sehr blass wirken. Einzelnes an der Handlung wirkt mir zu konstruiert.

"Einer da oben hasst mich" ist kein Wohlfühlbuch, das einen kleinen Helden präsentiert. Aber auch keines, das einen mitweinen lässt, denn dafür macht der Protagonist zu viele Fehler. Vielleicht ist es ja gerade deshalb doch ein gutes Buch.