Rezension

Eine Fantasiewelt, die sich auf jede Zivilisation projizieren lässt.

Queen of Clouds - Susanne Gerdom

Queen of Clouds
von Susanne Gerdom

Bewertet mit 4.5 Sternen

In riesigen Metalltürmen wohnen die Türmer. Sie werden von den schwer arbeitenden Schluchtern mit allen lebenswichtigen Dingen versorgt und bedient. Die Schluchter wohnen in den tiefen Schluchten vor den Türmen. Ihr Leben ist hart und entbehrungsreich. Elster, ein außergewöhnliches Mädchen aus den Schluchten und Valentin der Prinz der Türmer werden auf eine gemeinsame Mission geschickt.

Elster arbeitet hart für den Unterhalt ihrer Familie. Sie ist das einzige Kind, welches noch zu Hause bei ihren Eltern ist. Ihre große Schwester ist von den Greifern der Türmer verschleppt worden, ihre zweite Schwester Winter soll die Nachfolge von Om antreten. Om ist die Oberste Instanz der Schluchter. Als wieder Greifer in das Dorf kommen, um eine junge Frau zu verschleppen, stürzt sich Elster beherzt in den Kampf. Dabei wird einer der Männer schwer verletzt. Die jungen Männer waren beide Söhne des Panarchen und Prinzen der Türmer. Augenblicklich schwebt das Dorf in Angst vor einer schlimmen Racheaktion. Doch nichts dergleichen geschieht. Stattdessen wird Elster mit Valentin, dem Sohn des Panarchen, auf eine schwierige Mission geschickt. Die gesamte Zivilisation droht in sich zusammenzubrechen, da immer weniger Kinder geboren werden. Hauptziel der Mission ist es Turm Null zu finden. Den allerersten Turm. Dort sollte nach einer Lösung zur Rettung der Zivilisation gesucht werden. Begleitet wird Elster von ihrer Schwester Winter, ihrem Freund Indigo und dem geheimnisvollen Steuermann. Valentin wird von seinem Halbbruder Rufus, seiner Cousine Leona, seinem Freund Cosimo und seinem Lehrer Alban begleitet.

Der Einstieg in die Geschichte erfolgt direkt und dramatisch. Elster möchte den Rekord im Turmsteigen brechen. Ein aufziehender Sturm lässt ihr kleines Abenteuer beinahe tödlich enden. Durch Elster erhält der Leser sofort Einblick in den schwelenden Konflikt zwischen verzweifelt armen Schluchtern und der herrschenden Klasse im Turm. Doch auch im Turm ist das Leben nicht einfach. Intrigen und tödliche Mordversuche stehen auf der Tagesordnung. Die Handlung wechselt am Anfang zwischen Turm und Schlucht hin und her. So kann sich der Leser ein objektives Bild vom Leben auf beiden Seiten machen. Wenn Valentin und Elster dann endlich gemeinsam unterwegs sind, verschmelzen ein Großteil der Handlungsfäden.

Das Buch ist an keiner Stelle langweilig. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss straff gespannt und keiner der vielen offenen Handlungsfäden entgleitet. Die Türme und Schluchten mit all ihren Problemen stehen für jedes denkbare Herrschaftsmodell. Es gibt immer Menschen die arbeiten, damit andere noch mehr Reichtum horten können. Und in jeder Gesellschaftsform brodelt es in den „Schluchten“ bis die Unzufriedenheit einen Punkt erreicht, an welchem bloße Worte keine Wirkung mehr erzielen.

Das Cover ist schwarz und verspricht mystisches Lesevergnügen. In der Mitte befinden sich zwei geheimnisvoll angestrahlte, riesige Türme. Um ihre enorme Größe darzustellen, verschwinden die Turmspitzten im Wolkennebel.

Einziger Kritikpunkt: Ich finde die Auflösung um das Rätsel von Turm Null nicht besonders gelungen, nachdem das Buch durchaus gesellschaftskritisches Potential besitzt. Auch um die Person des Steuermanns bleiben einige Fragen offen.

Das Buch eignet sich für richtige Leseratten ab 16. Mit über 500 Seiten hat es Ausmaße die den Einen oder Anderen durchaus abschrecken.