Rezension

Ein bunter Strauß an Lebensgeschichten

Die Frauen von Clare Valley - Monica McInerney

Die Frauen von Clare Valley
von Monica McInerney

Wer gerne anspruchslose Gegenwartsliteratur über möglichst viele Figuren und ihr Leben, die alltäglichen Probleme, Sorgen, Höhen und Tiefen liest, ist hier genau richtig.

Inhalt
Lola, 84, wohnt im australischen Clare Valley. Ihr Sohn und Frau haben das Motel, das sie dort geführt hat, übernommen. Und auch ihre zwei Enkelinnen mit Familie leben dort. Ihre dritte Enkelin, Anna, ist leider an Krebs gestorben und deshalb lebt Annas Tochter bei ihrem Vater in Singapur.

Lola ist eine sehr fidele und aktive Frau, die einen ausgefallenen Modegeschmnack hat. Dieses Jahr zu Weihnachten möchte sie, dass ihre Familienmitglieder Weihnachten auch einmal bei ihren anderen Familien feiern, darum wird sie über Weihnachten das Motel schmeißen. Ihre Familie ist damit einverstanden; schließlich liegt keine einzige Buchung für diesen Zeitraum vor. Doch das ändert Lola schnell dank eines "Gewinnspiels" - nur darf ihre Familie davon nichts mitkriegen...

Meine ausführlichere Meinung
Vom Klappentext hatte ich eigentlich erwartet, dass die Geschichte sich auf Lola konzentrieren wird und dass Liebe im Alter eine große Rolle spielen wird. Schließlich heißt es: "Nur ihre eigenen Herzensangelegenheiten sind ein wohlgehütetes Geheimnis. Doch die Frauen von Clare Valley sind sich einig: Für die große Liebe ist es nie zu spät."

In dieser Hinsicht ist der Klappentext eindeutig irreführend. Denn die Frauen von Clare Valley haben mit diesem Erzählstrang gar nichts zu tun und Lolas große Liebe spielt erst im letzten Teil des Buches eine kleine, fast unbedeutende Rolle.

Man lernt dafür die einzelnen Familienmitglieder ausführlich kennen und deren Probleme, denn Lola ist erste Anlaufstelle für alle und eine richtig große Einmischerin. Lola ist lustig, aktiv, aber oft nicht besonders feinfühlend, doch sie meint es eigentlich immer gut.

Insgesamt war das Buch zwar eine lockere Lektüre, aber für mich dann doch recht enttäuschend und oberflächlich. Das liegt zum einen daran, dass es für meinen Geschmack einfach zu viele Figuren und Geschichten waren. Denn neben Lolas Familien und Freunden lernt man auch noch 6 Gäste und deren Geschichten und Beweggründe, Weihnachten in Lolas Motel verbringen zu wollen, kennen. Zum anderen löst sich alles in Wohlgefallen und Lolas Einfluss ist an der ein oder anderen Stelle für meinen Geschmack einfach nicht realistisch. Nur ein Gespräch mit Lola und puff, alles gut? Naja, ich weiß nicht.

Auch hat mir leider der rote Faden gefehlt. Mir wäre es lieber gewesen, das Buch hätte sich eindeutig auf Lola konzentriert und nicht in derart viele Nebenschauplätze verloren. Es gab zwar schon die ein oder andere Stelle, wo ich schmunzeln musste, aber insgesamt hat das Buch absolut keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Es ist auf jeden Fall leichte Kost und wer solche Geschichten mag, empfindet wahrscheinlich anders.

Fazit
Ein Buch, von dem ich etwas anderes erwartet hatte. Es ist zwar locker und leicht zu lesen, verliert sich aber für meinen Geschmack in zu vielen Nebenschauplätzen, bleibt oberflächlich und versetzt einen am Schluss eine Überdosis Happy Ends, die dem Ganzen doch eher einen unrealistischen Anstrich verpassen.