Rezension

Ein bisschen Hogwarts und „Schule der Magischen Tiere“, dazu eine Prise Tierwandler und ganz viele atemberaubende, individuelle Talente

School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut! -

School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut!
von Silke Schellhammer

Bewertet mit 4 Sternen

„Den Rest des Unterrichts starrte sie an die Tafel und kämpfte mit den Tränen. Dabei tat sie so, als ob sie die Fliegen auf der Fensterbank nicht streiten hören konnte. Wieder mal. Wie immer gab sie vor, ein normales Mädchen zu sein. Ein absolut durchschnittliches Mädchen, für das Fliegen nur summten, Frösche quakten und Hunde bellten.“

Alva hat es nicht leicht. Sie kann alle Tiere sprechen hören und sich dann gar nicht mehr richtig konzentrieren. Kein Wunder, dass andere Leute sie da oftmals als „merkwürdig“ empfinden. Nichts wünscht sich Alva mehr, als ein normales Mädchen zu sein. Von ihrem Onkel Thomas erfährt Alva Hochinteressantes: Ihr Onkel ist Schulleiter einer ganz besonderen Schule, der „School of Talents“. Alle Schüler haben dort ganz verschiedene außergewöhnliche Fähigkeiten. Onkel Thomas schlägt vor, dass auch Alva seine Schule besucht. Alva kann sich mit diesem Gedanken erst nicht recht anfreunden, sie möchte ihre Familie nicht verlassen. Die Zeit auf der Schule entwickelt sich dann aber ganz anders als das Mädchen erwartet hat.

 

Autorin Silke Schellhammer erzählt aus Alvas Sicht in der dritten Person. Die Geschichte liest sich für Kinder gut verständlich, flüssig und lebendig.  
Simona Ceccarelli liefert zum Text entsprechende Bilder. Wie in der Vorstellungsseite deutlich erkennbar, sehen ihre Figuren sehr unterschiedlich und individuell aus, manche niedlich, manche streng, andere etwas seltsam und witzig. Die schwarz-weiß Bilder passen auf jeden Fall zur Geschichte. Es hätten für meinen Geschmack ein wenig mehr sein können, aber dennoch motivieren und unterhalten die Illustrationen. Das Buch eignet sich für Leser ab acht, neun Jahren und beim Vorlesen für Zuhörer ab sechs.

 

Dass auf einem Internat für Schüler mit besonderen Fähigkeiten keine „normalen“ Charaktere vorkommen, ist selbstverständlich. Da treffen sehr viele außergewöhnliche Figuren aufeinander. Protagonistin Alva kann Tiere sprechen hören. Ein Talent, um das sie wohl viele beneiden würden. Doch wenn man genauer nachdenkt, ist es gar nicht einfach, permanent im Hintergrund Tiergespräche zu vernehmen. Meine Mitleser und ich konnten gut verstehen, dass Alva anfangs ihr Talent eine Last ist und sie nur die negativen Seiten dieser Fähigkeit sieht. Alva fühlt sich wie eine Außenseiterin und hat Angst, dass alle anderen sie für verrückt halten. Erschwerend kommt hinzu, dass Alvas kleiner Bruder Carlos hochbegabt ist und und sogar die gleiche Klasse wie Alva besucht, obwohl er viel jünger ist. Das trägt nicht gerade zu Alvas Selbstbewusstsein bei. Auf der School of Talents erfährt Alva, dass ihr lästiges Talent aber auch eine positive Kehrseite hat.
Die Liste der weiteren interessantesten Charaktere ist lang: Onkel Thomas wirkt auf seine Mitmenschen nicht sehr einnehmend. Er kann Gedanken lesen. Das ist etwas, das seinen Umgang mit Menschen natürlich immer prägt. Dann gibt es auf der Schule noch Mala, die Wasser mehr oder weniger beherrscht, Tierwandler Jonas, die extrovertierte Lehrerin Frau Molina und viele weitere „begabte“ Schüler. Bei dieser Menge an originellen Figuren mit Superheldenpotential wird es garantiert nicht langweilig. 

 

Wie wird es Alva auf der Schule ergehen? Welche geheimnisvollen Fähigkeiten haben die anderen Schüler? Was haben die Landvermesser auf der Schulinsel zu suchen? Und gibt es auf der Insel wirklich einen Schatz?
Schon der Schauplatz der Geschichte, ein Internat auf einer Insel hinter einer Wand aus Nebel ist so spannend wie die Handlung selbst. Meine Mitleser und ich waren von Alvas erstem Abenteuer auf der School of Talents jedenfalls gleich gepackt, wir haben mit ihr gerätselt und gezittert. Alva erlebt nicht nur ein turbulentes Abenteuer, sondern auch, wie es ist, Freunde zu haben. Und obwohl auf der School of Talents Vielseitigkeit normal ist, wird Alva langsam klar, dass sie ein außergewöhnliches Mädchen ist und dass ihre unbequeme Fähigkeit eben auch ein besondere Gabe ist.
Der Humor wird hier ebenfalls nicht vernachlässigt, das liegt auf der Hand. Die Schüler der School of Talents müssen noch lernen, ihre Fähigkeiten zu beherrschen. Noch sind sie aber dazu nicht immer in der Lage. Das führt zu einigen absurden und witzigen Situationen. Gespräche mit einem Gedankenleser beispielsweise enthalten natürlich auch allerhand komisches Potential.
Uns hat dieses packende, geheimnisvolle, magische und komische Schulabenteuer der etwas anderen Art sehr gut gefallen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Alva und ihren neuen Freunden. Für alle Fans von Harry Potter, „Der Schule der magischen Tiere“ und den „Tierwandlern“ ein besonderes Lesevergnügen.