Rezension

Ein absoluter Reinfall. Ungenießbar.

Das kalte Licht der fernen Sterne - Anna Galkina

Das kalte Licht der fernen Sterne
von Anna Galkina

Bewertet mit 1 Sternen

Unglaubwürdig. Ekelerregend. Voller Sch.. im direkten und übertragenen Sinne. Zeitverschwendung. Es gibt bessere Bücher über Russland.

Ich bin von der Werbung auf das Buch aufmerksam geworden und habe es in meiner Lieblingsbücherei geholt. Die Buchbeschreibung klang gut, es ist auch das Thema, das mich interessiert, und ich mag gerne neue Autoren entdecken.

In freudiger Erwartung auf eine schöne Lektüre habe ich das Buch aufgeschlagen, nochmals den Anfang gelesen, denn den gab es schon als LP, aber ich wollte alles auf mich aufs Neue wirken lassen. Die Beschreibung der Bibliothek auf S. 16 fand ich schön poetisch, einiges aus den Kurzgeschichten Winter, Frühling, aber dann… Je weiter ich las, desto düsterer und ekliger wurde es. Und zwar auf so eine abstoßende Art und Weise, dass ich nicht müde war, das Buch aus der Hand zu legen. Und ich musste mich zwingen, es wieder aufzuschlagen.

Kurz nach der LP geht es schon mal los: da liest man über einen Nachbarsjungen, der sich voller Freude nach Hause beeilt, da er auf die Welpen aufpassen will, die seine Hündin in der Nacht geboren hat. Doch muss man gleich der grausamen Tötung der Kleinen beiwohnen: Die Mutter ertränkt sie vor Augen ihres Sohnes in einem Topf, und buddelt sie anschließend im Garten ein. Die Hündin findet die Kleinen und schleppt sie im Hof umher.

Auch musste ich mich sehr bald wundern, wie viel Raum dem Dreck, Müllhalden und Sch… im wahren und übertragenen Sinne des Wortes beigemessen wird. Der Plumpsklo wurde gefühlte Dutzend Mal auf den drauf folgenden 25 Seiten sehr ausführlich beschrieben: wie sein Inhalt im Sommer aussieht und riecht, was man da für Insekten antrifft, und was damit im Winter und Frühling passiert, was man dann machen muss, um Überfüllung zu vermeiden, etc. Paar Seiten weiter, kaum sich von diesem so wichtigen Thema entfernt, geht es wieder um den Plumpsklo: diesmal vom anderen Blickwinkel her: da werden die Zeitungen unter die Lupe genommen, die als Klopapier benutzt werden. Angeblich werden die Fotos von Politbüromitgliedern vor dem Gebrauch entfernt. „Unvorstellbar, was passieren könnte, wenn einer der führenden Kommunisten im Plumpsklo landet. Für ein Verbrechen dieser Art drohen mehrere Jahre Gefängnis.“ S. 33. Das ist schon mal Quatsch. Erstens, wer sucht die Fotos der Politbüromitglieder in solchen Ortschaften? Wer kommt dahinter, ob die Fotos dort auch landen? Was hier unterstellt wird, könnte höchstens zu Stalinszeiten und eine Zeit lang danach noch infrage kommen. Hier werden, wie man aus anderen Kurzgeschichten sieht, z.B. anhand der Lebensmittelknappheit, ehe das Ende der 80ger, Anfang der 90-ger geschildert. Da gab es ganz andere Probleme für die Machtinhaber, als die Politbüromitglieder und ihre Fotos in Klos. Bald gab es kein Politbüro mehr. Die Schlussfolgerung mit dem Gefängnis sieht reichlich übertrieben aus. Überhaupt, dass man nicht so genau weiß, in welcher Zeit man sich in diesen Kurzgeschichten befindet, erweist sich als sehr „praktisch“, denn hier werden die Gegebenheiten kräftig durcheinander gebracht und übertrieben dargestellt, um möglichst negatives Bild von der damaligen Zeit zu schinden, frei nach dem Motto: Wer von den Lesern kennt sich da schon so genau aus? Hauptsache: Aufmerksamkeit erregen, schockieren, sich interessant durch all diese Schilderungen machen. An jeder Seite meines Exemplars klebt ein Zettel mit Kommentaren wie Quatsch! Unsinn! Unglaubwürdig. An den Haaren vorbeigezogen! Und ich habe meine guten Gründe dafür. Meine Meinung: Da will jemand einfach Eindruck schinden und auf der Welle des heute in manchen Kreisen so populären Anti-Russismus hinausreiten. Kleine Mädchen haben eine neue Spielwiese für sich entdeckt. Dass es bis zum Himmel nach Nestbeschmutzung schreit, darüber lässt sich für diesen „tollen“ Zweck ganz leicht hinwegsehen, wie es ausschaut.

Und je weiter man liest, desto trockener wird der Stil und ungenießbarer der Inhalt. Vielerorts gleicht er einer nüchternen Berichterstattung mit einem weinerlich-ätzenden Unterton: sieht her, was ich so alles ertragen musste. Wobei, ich glaube, es ist ein Sammelsurium von irgendwo, von irgendwelchen Leuten aufgeschnappten Geschichten, die hier in diese Figur und ihre „Erlebnisse“ gepackt worden sind. Die dazugehörigen Interpretationen des Mädchens verleiteten mich zu der Schlussfolgerung: die Kleine ist krank im Kopf, sie lässt einen genüsslich an ihren ekligen Hirngespinsten teilhaben, z.B. s. 45.

Ich habe noch etwas aus der Mitte und etwas am Ende gelesen. Mich dazu gezwungen, ehrlich gesagt. Es ist kein Roman im klassischen Sinne. Es ist eine Ansammlung von Kurzgeschichten zu unterschiedlichen Themen, die sich in Schwarzmalerei überbieten: Kindermissbrauch in Vielfalt seiner Formen und andere Perversitäten stehen da an der Tagesordnung. Egal, wo das Mädel hinschaut, gibt es Dreck und Sch…, und sonst auch etwas zu bemängeln und zu beklagen.

Ich gewann leider den Eindruck, da hat jemand eine Projektionsfläche gesucht, um den ganzen seelischen Müll abzuladen. Da rannen mir Gedanken durch den Kopf: und wer braucht das bitte? Die dort geschilderten Zeiten sind längst passé. Der Zug ist längst abgefahren. Auch das Haus, wo das Unglücks-Mariechen wohnte, ist verbrannt, wie man gleich am Anfang liest. Wozu all dieser Blödsinn? Vor allem, dass ich vielerorts hinter Glaubwürdigkeit ein großes Fragezeichen stelle. Warum soll die Leserschaft als Mülleimer für die Ausgüsse einer kranken Psyche dienen? Ich sehe absolut keinen Grund, weshalb man sich dieses Buch antun muss. Da will jemand Aufmerksamkeit. Um jeden Preis. Und der Leser wird dazu schlicht benutzt.

Fazit: Für die Fans von Schwarzmalerei und deprimierenden Schriften voller Sch… und Dreck im direkten und übertragenen Sinne ist es evtl. was. Dann viel Spaß bei der „spannenden“ Lektüre.

Für mich war das Buch ein absoluter Reinfall. Ungenießbar.

Es gibt bessere Bücher über Russland. Die auch literarisch viel mehr bieten, als das hier.