Rezension

Die 70ziger Jahre werden lebendig

Unser kostbares Leben -

Unser kostbares Leben
von Katharina Fuchs

Bewertet mit 5 Sternen

Die beiden besten Freundinnen Minka und Caro wachsen behütet und privilegiert in der aufstrebenden Industriestadt Mainheim auf Minka ist die Tochter des Bürgermeisters, Carolas Vater ist der Direktor der ansässigen Schokoladenfabrik.

Claire ist Kriegswaise und eine der Boatpeople, die von Deutschland aufgenommen wurde. Sie kommt ins Mainheimer Waisenhaus und wird später von Caros Familie adoptiert.

So wie sich die Mädchen weiter entwickeln, verändert sich auch ihre Umwelt und die Umweltschäden sind überall sichtbar.

Caro beginnt in der Redaktion der Frankfurter Rundschau ein Volontariat. Minka fängt ein Soziologiestudium an und wohnt im Hüttendorf im Königsfelder Wald, eine Protestcamp gegen den geplanten Autobahnausbau. Claire beginnt eine vielversprechende Wissenschaftskariere.

Jede lebt ihr Leben und doch bleiben die gemeinsamen Wurzeln. Als Caro ihren Verdacht, dass unerlaubte Versuche mit Psychopharmaka an Jugendlichen durchgeführt wurden, bestätigt sieht, versucht sie den Betroffenen Gerechtigkeit zu verschaffen - zusammen mit den Freundinnen aus Kindertagen.

Ich bin nur wenig älter als die beiden Freundinnen Minka und Caro. Somit war der Roman neben der berührenden und spannenden Geschichte der Mädchen auch ein Eintauchen in meine Erinnerungen. Plötzlich war alles wieder da : Hawaitoast, Mark Spitz, Petra Kelley,  Großdemos. Deshalb besteht ein nicht unwesentlicher Reiz des Buches gerade in den Gemeinsamkeiten. Zeitweise hatte ich das Gefühl, die Autorin erzählt meine Geschichte.

Für mich von besonderem Interesse waren die Ereignisse im Hüttendorf und die Beschreibung des Lebens dort. Das war Neuland für mich und hat mich stark beeindruckt.

Tief berührt hat mich Claires Schicksal. Ich habe sie für ihre Stärke bewundert und habe mich gefreut, dass sie trotz der ganzen Widrigkeiten ihren Platz im Leben  gefunden hat 

Der Autorin gelingt es hervorragend, die damaligen Zeit lebendig werden zu lassen. Vieles ist heute gar nicht mehr vorstellbar wie ungeklärtes Abwasser einfach in einen Fluss einzuleiten. Es hat sich zum Glück vieles geändert .

Für mich war der Roman unglaublich schön  zu lesen. Zum einen konnte ich in Erinnerungen schwelgen - gute und schlechte. Zum anderen hat mich die Handlung sehr kurzweilig unterhalten und die Figuren waren so lebensecht geschildert, dass ich das Gefühl hatte, sie zu