Rezension

Der grosse Traum vom Fliegen

Ein Lied über der Stadt - Ewald Arenz

Ein Lied über der Stadt
von Ewald Arenz

Wir schreiben das Jahr 1929. Luise, Pfarrerstochter und wohnhaft in einer fränkischen Kleinstadt, hat nur einen Traum. Sie will fliegen. Sie will nicht nur fliegen, sie will Fliegerin - Pilotin - werden. Doch für eine junge Frau ist das zu der Zeit ein sehr hoch gestecktes Ziel. doch Luise hat Glück. Ihr Bruder schenkt ihr die Eintrittskarte zu einer Flugschau. So lernt sie einen bekannten Flieger und SA-Mann kennen und verlobt sich sogar später mit ihm. Georg, ihr langjähriger Freund, ist zutiefst verletzt und in einem Wutanfall zerstört er das klene Flugzeug, dass er zusammen mit Luise heimlich gebaut hat. 
Durch Luises Verlobten wird ihr das Fliegen erst möglich gemacht. Sie zieht nach München, lernt Fliegen und studiert zudem auch noch. Luise wird Kunstfliegerin, doch die Zeiten ändern sich. Die Nazis kommen an die Macht. Frauen haben nicht mehr berufstätig zu sein. Frauen sollen Kinder fürs Vaterland gebären und aufziehen. Frauen haben Zuhause zu sein und am Herd zu stehen. Luise kommt mit der politischen Gesinnung ihres Verlobten nicht zurecht, trennt sich von ihm und kehrt zurück nach Hause ins Haus ihres Vaters. 
Der Vater wird von der Gestapo bedroht, weil er von der Kanzel herunter seine Meinung sagt. Die politische Lage spitzt sich immer mehr zu. Unwichtige, nichtssagende und dumme Menschen geraten auf einmal an die Macht und wissen diese auszuspielen. Luises Vater wird festgenommen und ins KZ nach Dachau gebracht. Als gebrochener Mann kehrt er nach Wochen zurück nach Hause. Anfangs kann er nicht über seine Zeit im KZ sprechen, er darf es auch nicht. 
Trotz all dieser schlimmen Zeiten finden Luise und Georg endlich wieder zueinander. Während Georg sechs Jahre auf sie gewartet hat, verliebt sich Luise erst jetzt so richtig in ihren Jugendfreund. Heimlich hat Georg das damals zerstörte Flugzeug wieder instand gesetzt. Es funktioniert. Luise kann endlich wieder fliegen und sie bringt auch Georg das Fliegen bei. Beide geniesssen sie die Freiheit über den Wolken. Doch die Schlinge der Nazis zieht sich immer fester zu und Luise trifft eine folgenschwere Entscheidung.

"Ein Lied über der Stadt" ist ein Roman, den ich nicht vergessen werde. Der Autor Ewald Arenz versteht es, mit den Gefühlen seiner Leser zu spielen. Der grosse Freiheitsdrang Luises, der starke Willen unbedingt das Fliegen zu erlernen. Man fiebert mit ihr mit, man spürt die Freiheit, die sie über den Wolken verspürt. Man fühlt die Leichtigkeit, die Liebe, den Frohsinn und dann wieder die Angst entdeckt zu werden. Die Angst vor den Nazis. Angst, Unwohlsein, Trauer. Beim Lesen hat man oft das Gefühl die Personen zu kennen, so lebhaft sind sie beschrieben. Soll man sich den Nazis widersetzen, obwohl man weiss, was das für Folgen haben kann? Die Stimmungsschwankungen sind spürbar, die Handlung des Romans unvergesslich.