Rezension

Debüt mit einigen Längen, Auftakt mit viel Potenzial

Der Talisman des Schattens - Aufruhr
von Marco Börsch

Bewertet mit 3 Sternen

Der Talisman des Schattens stammt von den Göttern selbst. Die Geschichten, die sich um das überirdische Artefakt ranken, sind ebenso vielfältig wie widersprüchlich. 
Dennoch behauptet der Blutelf Garn bei der Rückkehr in seine Heimat, den begehrtesten aller Gegenstände gefunden zu haben. Das Angebot, seine Erkenntnis mit dem Höchstbietenden Herrscher zu teilen, löst dementsprechend einen Aufruhr aus, der den gesamten Kontinent Thyranaar erfasst. Jeder möchte Garn ergreifen und so entbrennt eine verbitterte Jagd, die latente Feindschaften endgültig aufbrechen lässt.

Der Talisman der Schatten ist das Debüt von Marco Bösch und gleichzeitig der Beginn einer Fantasy-Reihe.
Dass es sich bei dem Autor um einen Neueinsteiger handelt, merkt man maximal an der Covergestaltung. Sie wirkt sehr handgemacht und bei weitem nicht so professionell, wie man es von den meisten Büchern mittlerweile gewöhnt ist.
Der Schreibstil des Autors dagegen, gibt keinen Anlass zur Kritik. Er beherrscht die Sprache seiner Welt und der entsprechenden Zeit-Epoche sehr gut. Die Sätze sind nicht übermäßig lang oder verwickelt und insgesamt stellt sich ein angenehmes und flüssiges Lesegefühl ein. Bedingt durch die Anzahl der Figuren und einiger, wie ich finde nötiger, Erklärungen kann das Buch stellenweise etwas langatmig sein. Und auch die Handhabung der Story kann den Leser verwirren.

Der Leser wird mit sehr vielen verschiedenen Charakteren aus verschiedenen Parteien konfrontiert. Auf Grund der Fülle und einiger ähnlicher Namen kann man da schonmal durcheinander kommen. Die große Anzahl bedingt auch, dass einige Charaktere noch eher farblos bleiben. Auch auf über 600 Seiten ist leider nicht genug Platz um ihnen allen eine ausführliche Vorstellung mit Hintergrundinformationen zukommen zu lassen. Trotzdem merkt man, dass sich der Autor zu seinen Figuren Gedanken gemacht hat und dabei ist sie zu entwickeln.
Die Handlung behandelt abwechselnd immer nur einen Teil der Figuren. Und die verschieden Parteien finden nur nach und nach oder auch gar nicht zusammen. So bildet sich eine Netz aus verschiedenen Handlungssträngen, die nur zu einem geringen Teil zusammen finden. Das kann nochmal zusätzlich dazu führen, dass der Leser leicht den Überblick verliert.

Die Welt in der die Handlung spielt ist dagegen sehr detailreich und durchdacht ausgearbeitet. Es gibt Mythen und Legenden und jedes Volk hat erkennbare Eigenheiten. Politische Gefüge mit Intrigen und Spitzeleien gibt es ebenso, wie Freundschaft, Frieden und Gerechtigkeit. Und auch eine obligatorische große Schlacht findet bereits in diesem Auftaktband statt.
Doch das alles ist nur die Spitze des Eisbergs.
Meist sagt man, dass der erste Teil einer Reihe des stärkste ist. In diesem Fall bin ich der Meinung, dass der erste Band nur einer Einführung diente und man auf die Fortsetzung sehr gespannt sein darf. Denn nun kann der Autor sich auf die dramatischen Entwicklungen in Thyranaar konzentrieren, das Umfeld dafür ist geschaffen.