Rezension

Berührend, ergreifend, spannend

Die Geheimnisse der anderen -

Die Geheimnisse der anderen
von Loreth Anne White

Bewertet mit 5 Sternen

Ich kenne die Autorin sowohl aus ihrer Serie um Angie Pallorino als auch aus diversen Einzelbüchern. Mir gefällt ihr Stil sehr; die Geschichten sind spannend und gut nachzuvollziehen, die Charaktere detailliert und liebevoll gezeichnet. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, kann man sich dadurch sehr gut darin fallen lassen. Diesmal orientiert sich die Geschichte an einem wahren Verbrechen, natürlich nur als „Aufhänger“, alles um die Geschehnisse vor langer Zeit herum ist reine Fiktion.

Das Buch beginnt mit dem Kapitel „Wie es endet“.  In dieser Form habe ich einen Prolog so noch nicht gelesen und bin sofort fasziniert. Ein Buch, dass mit einem Mord endet? Eigentlich unvorstellbar, was den Reiz aber natürlich noch erhöht. Ist das tatsächlich das Ende? Das Ende wovon? Des Buches? Was ist vorher passiert? Wie konnte es so weit kommen? Die Spannung ist also von Anfang an vorhanden.

Die Kapitel sind kurz und dadurch angenehm zu lesen. Sie wechseln jeweils sowohl zwischen den einzelnen Personen (Lilys Familie, Nachbarn und Polizisten) als auch den Zeiten. Ausgehend von der Gegenwart (nach dem Leichenfund), die das Leben von Lily und ihrer Familie auf den Kopf stellt, werden auch die Tage davor erzählt, und zwar wiederum abwechselnd bezogen auf die einzelnen Personen. Obwohl ich Rückblicke nicht mag, weil sie immer zu viel verraten und mir als Leser die Chance nehmen, selbst zu erraten, wer was verbrochen hat, haben sie mich hier fasziniert, da dadurch mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet wurden und ich durch die verschiedenen Perspektiven teilweise arg verwirrt wurde. Gibt es in der Siedlung auch nur eine Person, die kein Motiv gehabt hatte?

Das Ende ist überraschend und erst sehr, sehr spät zu erahnen.

Die Geschichte spielt in einer gut situierte Wohngegend mit durchweg reichen Leute, die scheinbar nach außen hui, nach innen aber pfui sind, wie es bei uns heißt. Also eine typische Idylle, die keine ist. Und mittendrin eine mittellose Kellnerin als eine Art Leland Gaunt, wobei sie das einzige Needful Think ist (frei nach Steven King).

Mich hat das Buch restlos überzeugt.