Rezension

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Aus dem Leben gegriffen

Unschuldslamm - Judith Arendt

Unschuldslamm
von Judith Arendt

Bewertet mit 4 Sternen

Ruth Holländer kann sich nicht beklagen: Die Scheidung ist durch, der Sohn aus dem Haus, und die 16-jährige Tochter pubertiert fast nicht mehr. Auch Ruths französisches Bistro läuft erfreulich gut. Aber dann kommt ein Bescheid vom Amtsgericht: Zu ihrem Entsetzen wird Ruth zur Schöffin berufen. Sie muss in einem Mordfall beisitzen. Schon bald hegt sie Zweifel an der Schuld des Hauptangeklagten: Hat der junge Mann wirklich seine Schwester getötet?

Ich muss sagen, dieser erste Kriminalroman, den ich aus der Feder von Judith Arendt gelesen habe, hat mir richtig Spaß gemacht. Natürlich ist der Grund, weshalb Ruth zur Schöffin berufen wird, ganz und gar nicht lustig, aber Ruth selbst fand ich einfach wunderbar natürlich und konnte sie die ganze Zeit beim Lesen vor meinem geistigen Auge sehen.

Ich selbst wäre ganz sicher genauso wenig begeistert wie Ruth, als sie die Aufforderung erhält, sich zu Prozessbeginn im Gericht einzufinden. Doch Ruth gelingt es auf nachvollziebare Weise, sich die Arbeit als Schöffin zu erschliessen. Unterstützt wird sie dabei von Herrn Hochtobel, dem zweiten Laienrichter, aber auch die Berufsrichter legen Wert auf Ruths Meinung, wodurch deren Unmut schnell verfliegt. Wenngleich es für sie nicht einfach ist, ihre Arbeit im Bistro mit der als Schöffin unter einen Hut zu bringen. Und auch im privaten Umfeld tut sich so einiges: Ruth wird bald 50, die Eltern haben gesundheitliche Probleme und auch bei der Schwester steht nicht alles zum Besten.

Dies alles verwebt Judith Arendt zu einem interessanten Roman, bei dem doch die Klärung der Schuldfrage im Fokus steht.

In Rückblenden lernt der Leser das Opfer und die Umstände kennen, die letztendlich zu der Tat geführt haben.

Tatsächlich war ich ab etwa der Hälfte des Buches der Lösung schon auf die Spur gekommen. Ruth Holländer braucht dafür verständlicherweise länger, weil ihr nicht alle Fakten bekannt sind, die der Leser kennt.

Schade fand ich, dass am Ende ein bestimmtes Ereignis nicht stattfindet. Andernfalls wäre der Tod der jungen Frau vielleicht nicht vollkommen sinnlos gewesen.