Rezension

Aufrüttelnd, erschütternd, mitreißend!

Die Göttinnen von Otera - Golden wie Blut
von Namina Forna

Bewertet mit 5 Sternen

In einer Welt in der Frauen unterdrückt und klein gehalten werden, kommt es einem Todesurteil gleich vor den Weisheiten des Unendlichen als unrein zu gelten. Aber genau das ist Deka. Denn als ihr Blut für das Ritual der Reinheit nicht rot, sondern golden fließt, steht fest: Deka ist eine Alaki. Ein Dämon. Ihre einzige Chance auf Vergebung ist es der kaiserlichen Armee beizutreten, die Alaki im Kampf gegen die gefährlichen Todesrufer ausbildet, denn nur diese sind immun gegen ihre todbringenden Schreie. Als Deka jedoch immer mächtigere Kräfte ausbildet, stellt sie Nachforschungen zu ihrer Herkunft an und beginnt die Gebote infrage zu stellen, denen sie vorher blind vertraut hat.

Ein wirklich fantastischer Roman mit ergreifender Tiefe. Die Autorin hat hier eine Welt erschaffen, die den Leser zum Einen vor Staunen und zum Anderen vor Fassungslosigkeit mehr als nur ab und zu ergriffen aufkeuchen lässt. Otera beherbergt fantasievolle Wesen und die unterschiedlichsten Stämme, die aber fast alle die gleichen Sitten und Prinzipien haben. Frauen sind minderwertig. Sie müssen ihre Gesichter nach der Reinheitsprüfung mit Masken verbergen und für die Mädchen gibt es nichts erstrebenswerteres. Sie dürfen weder ohne männliche Begleitung das Haus verlassen, noch einen Beruf erlernen. Es wäre wahrscheinlich einfacher aufzuzählen, was Frauen überhaupt dürfen.
Auf erschreckende Weise berichtet die Autorin, wie die Mädchen unter der männlichen Bevölkerung zu leiden haben, wie sie unterdrückt und misshandelt werden. Es wird auf Missstände wie Rassismus, die Unterdrückung der Frau und Missbrauch aufmerksam gemacht und ich musste an mehreren Stellen wirklich schlucken. Das Buch ist sehr brutal und es wird nichts beschönigt, das hat mich aber in keinster Weise gestört, im Gegenteil, das hat die Geschichte nur umso authentischer wirken lassen. Ich konnte von der ersten bis zur letzten Seite mit den Mädchen mitfiebern.
Der leichte, dennoch umfangreiche Schreibstil hat das Buch zu einem absoluten Pageturner gemacht und ich konnte es kaum aus der Hand legen.
Deka ist zuerst eine unterwürfige, gottesfürchtige Protagonistin, die eine faszinierende Verwandlung im Laufe der Geschichte durchmacht zu einer starken, selbstbewussten und unabhängigen Frau heranreift. Und auch die anderen Charaktere waren allesamt einzigartig. Jedes der Mädchen hatte seine eigenen ganz besonderen Charakterzüge und eine wichtige Stellung in der Geschichte. Besonders der spätere Zusammenhalt dieser doch bunt zusammengewürfelten Truppe hat mir sehr gut gefallen.
Es gibt auch eine ganz zarte moderate Liebesgeschichte, die, auch wenn sie nicht im Fokus steht, sehr berührend ist, besonders wenn auch er später seine Zugehörigkeit sehr deutlich macht.
Und Ixa... Auf gar keinen Fall unerwähnt möchte ich Ixa lassen! Ich habe mich gleich in Ixa verliebt und finde ihn einfach Zucker! Wer Ixa ist, verrate ich aber nicht, das würde einiges spoilern. Und wenn ihr wissen wollt, was es mit Ixa, den Todesrufer und den abnormalen Kräften von Deka auf sich hat, müsst ihr dieses Buch schon selber lesen. ;)

Zwar hätte dieses Buch auch ein in sich geschlossener Einzelband sein können, dennoch bin ich aber gespannt mit welchen unvorhersehbaren Ereignissen uns die Autorin in den Folgebänden überraschen wird und freue mich jetzt schon sehr darauf!

Mein Fazit: Ein neuartiges, fantastisches und immer wieder unvorhersehbares Buch (auch wenn ich mit meiner allgemeinen Vermutung tatsächlich richtig lag) mit einem sehr wichtigen Thema und einer tollen Message, nämlich, dass nicht immer alles so ist wie es scheint und dass man den Mut haben sollte, sich seine eigenen Gedanken zu machen.