Rezension

Angst vor Menschen

Sehnsucht nach Mill River - Darcie Chan

Sehnsucht nach Mill River
von Darcie Chan

Bewertet mit 3 Sternen

Mary, Tochter eines einfachen Pferdezüchters, wird als Jugendliche vergewaltigt. Sie ist seither stark traumatisiert und leidet unter einer schweren Sozialphobie. Aus vermeintlicher Liebe heiratet sie den aus reichem Hause stammenden, arroganten, brutalen Patrick. Schon bald fügt er Mary Verletzungen zu, die sie ihr Leben lang zeichnen und ihre Angst vor Menschen noch steigern. Er selbst kommt bei einem Autounfall ums Leben. Mary lebt fortan bis zu ihrem Krebstod 60 Jahre später in völliger Isolation in einer prächtigen Marmorvilla auf einem Hügel oberhalb ihrer Heimatstadt Mill River. Einziger Kontakt zur Außenwelt ist Father Michael, zu dem sie eine tiefe Freundschaft entwickelt. In besonderer Weise sorgt Mary für das Wohlergehen der Bewohner des Ortes.

 

Vom Ansatz her eine gute Idee, psychische Probleme wie eine Sozialphobie in einem Unterhaltungsroman zu verarbeiten. Herausgekommen ist dann aber doch nur eine mittelmäßige amerikanische Kleinstadtgeschichte. Allerdings werden die Schicksale einzelner Bewohner teilweise sehr berührend und mitreißend dargestellt. Insgesamt finden für meine Begriffe etwas zu viel Schwarz-Weiß-Malerei und Schönfärberei statt. Die Romanfiguren werden nur in gute und böse unterteilt. Marys psychische Störung klingt etwas unrealistisch – ist ein Leben in totaler Isolation wirklich möglich? Jedenfalls aber versucht die Protagonistin, auf ihr eigene Weise mit ihrer Krankheit umzugehen. Wie nicht anders zu erwarten, nimmt am Ende alles einen glücklichen Ausgang, vom traurigen Tod Marys einmal abgesehen. Die eine oder andere Überraschung wird parat gehalten, z.B. die amüsante „Löffelsucht“ des Priesters, der sich versündigt und überall Löffel „mitgehen“ lässt. Die Kapitel spielen abwechselnd in der Vergangenheit und Gegenwart, was das Ganze lebhaft macht.

 

Alles in allem eine leichte, unterhaltende Lektüre.