Rezension

Anfangs etwas verwirrend, danach aber absolut faszinierend!

Jenseits des Schattentores - Susanne Hanika, Beate Teresa Hanika

Jenseits des Schattentores
von Susanne Hanika Beate Teresa Hanika

Inhalt:
Die überaus intelligente Aurora jagt wöchentlich durch Rom, um für den Freund ihres Vaters, einen Professore, „Aufgaben“ zu erledigen. Was im ersten Moment wie Mutproben erscheint, bekommt erst später in Auroras Leben eine wichtige Bedeutung. Als sie nach einem Streit einem Flugblatt folgt und zu einer düsteren Villa gelangt, wird sie plötzlich für jemand ganz anderes gehalten und befindet sich wenig später zusammen mit Luna und einer Leiche auf der Flucht – an ihrer Seite der miesepetrige Leon, zu dem Aurora sich hingezogen fühlt wie nie zuvor.

Erst Zug um Zug erkennt Aurora, dass hinter all den Geschichten der griechischen Mythologie mindestens ein Körnchen Wahrheit steckt und ihre Familie irgendwie involviert ist. Die Jagd nach Hinweisen beginnt.

Meinung:
Nach einem wirklich neugierig machenden Zusammentreffen mit Hades und seinem Sohn im Prolog schwenkte die Geschichte sofort zu einer bis dahin nur durch den Klappentext bekannten Göttin, die gelangweilt in ihre Silberkugel blickt, ihre eigentlichen Aufgaben vernachlässigt, weil die Menschen sie langweilen. 
Nicht jedoch an diesem Tag, an dem sie ausnahmsweise länger hinsieht – und Aurora entdeckt, die nach einem Streit mit ihrem Vater von Zuhause abhaut. Schnell wird der Göttin klar, dass „jemand“ Pläne für Aurora hat und sie versucht einzugreifen – Aurora geht dennoch zu jenem Haus, das auch das Leben der Göttin bereits veränderte.

In diesem Haus trifft Aurora auf einen Zwerg und einen hübschen, aber arroganten jungen Mann – und auf Luna, neben der eine Leiche liegt, die sie ziemlich schnell loswerden muss, ehe die Männer, auf die die Göttin aufmerksam wird, ankommen. Und Aurora steckt plötzlich mitten drin.

Der Erzählstil war anfangs gewöhnungsbedürftig. Die stetigen Wechsel von Persephones Ich-Perspektive zu Auroras personaler Perspektive gelangen mir nicht immer gut. Insbesondere, da die Göttin sehr viel über Aurora erzählt, ehe ich als Leser mitbekommen habe, aus wessen Sicht denn überhaupt geschrieben ist – ob es wirklich Aurora ist oder das, was Persephone über sie denkt.

Ich fand die Idee der alternden Göttin durchaus interessant, jedoch bekam ich trotz Ich-Perspektive keinen Draht zu ihr. Für eine Göttin – auch wenn es Jahrhunderte her ist, als Geschichten über sie erzählt wurden – war sie zu normal und befand sich mitten in der Midlife-Crisis, beschwerte sich über ihren alternden Körper und die jungen Gespielinnen ihres „Ex“. Vielleicht liegt mir die Innenansicht einer Göttin nicht, da ich anderes Denken und eine andere Sprache erwarte. Sie und Cassiopaia kamen mir eher so vor, als hätte ich Teenager in alternder Haut vor mir.

Auroras Perspektive und ihr Leben war dann schon interessanter. Auch wenn es anfangs sehr verwirrend war, zogen sich doch alle losen Fäden zusammen und ergaben später Sinn. Daher kann ich jedem nur empfehlen, durchzuhalten, sollte man vergeblich nach einem roten Faden suchen. Gegen Ende wird nahezu alles aufgelöst und den Rest (hoffe ich jetzt einfach) habe ich mir selbst zusammengereimt.

Die Protagonistin Aurora war leider nicht ganz mein Fall. Sie wird als sehr intelligent und in der Mythologie (aufgrund ihrer Erziehung) sehr bewandert dargestellt, kann auf der anderen Seite jedoch den Nachnamen Charon nicht sofort zuordnen? Und solche Punkte gab es mehr als einmal. Auch ist ihre Beziehung zu dem Fremden Leon etwas seltsam, was ich jetzt einfach auf dessen enormen Charme schiebe. Es prickelt jedenfalls gehörig zwischen ihnen und geht teilweise schon etwas über die Jugendbuchgrenze hinaus, wie ich finde.
Die Götter sind nun mal sehr freizügig und daher gibt es auf ihrer Seite auch viel zum Thema zu sagen und zu tun – aber ob sich das Zielpublikum ab 14 zusätzlich mit den Midlife-Crisis-Gedanken der alternden Persephone identifizieren kann, ist fraglich.

Über was sich vermutlich streiten ließe, wäre das Setting und die Art der Götter. Für Rom, im „Zentrum“ der neuen Götter hätte ich eher Pluto erwartet als Hades und Proserpina als Persephone. Abgesehen von den Namen fand ich die Mythologie richtig gut eingeflochten in das wunderschöne Setting der ewigen Stadt Rom.
 
Im Moment scheinen die Kritikpunkte zu überwiegen, dennoch verlor ich nie die Lust am Weiterlesen. Beate Teresa und Susanne Hanika hielten mich mit den Verwirrungen und ausbleibenden Antworten stets bei der Stange und ich wollte wissen, ob ich mit meinen Theorien Recht hatte. Ein, zwei Mal kam es dann doch anders, als ich dachte, aber der Großteil war vorhersehbar, durch den Aufbau dennoch auf spannende Weise eingebracht.

Der „Showdown“ war weniger als erwartet – wurde der Fokus doch sehr auf Aurora gelegt anstatt der Action -, ehe das Buch mit Hach-Effekt endet.

Urteil:
„Jenseits des Schattentores“ ist insbesondere am Anfang der Geschichte alles andere als leichte Kost. Die absolut verwirrenden und „anders“ aufgebauten Handlungsstränge ergeben jedoch Kapitel für Kapitel mehr Sinn und zeigen die griechische Mythologie (in Rom!) auf ganz andere Weise. Hin und hergerissen zwischen drei und vier, entscheide ich mich – vor allem aufgrund der Auflösung und des durchweg vorhandenen Lesesogs für 4 Bücher.

Wer anfangs verwirrt ist, sollte unbedingt durchhalten!

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