Rezension

Zwölf Monate

Die Sache mit dem Dezember
von Donal Ryan

Bewertet mit 5 Sternen

★♡★♡★♡★♡★

Johnsey Cullen lebt seit seiner Kindheit damit, dass er von allen als dummer, zurückgebliebener Hornochse abgestempelt wird. Entsprechend ist seine Meinung von sich selbst – sehr gering. Dabei ist Johnsey ein liebenswerter junger Mann Mitte zwanzig, der seinem Job nachgeht, obwohl er dort unter Mindestlohn bezahlt wird und sich nach dem Tod seines Vaters auch um die Mutter kümmert. Johnsey denkt viel über sich selbst und die Welt nach und diese Gedanken sind – so traurig sie meist sind – auch manchmal lustig, aber immer sehr treffend und fast immer schon recht philosophisch.

 

Sehr viele Anspielungen versteht Johnsey nicht. Die Dörfler halten ihn für einen Gierhals und erzählen ständig, dass er steinreich ist, aber Johnsey weiß davon nichts. Licht ins Dunkel kommt erst, als Johnsey längere Zeit im Krankenhaus verbringen muss und sich dort mit einer Krankenschwester und Nuschel-Dave anfreundet. Doch Glück und Leid liegen oft sehr nah beieinander ...

 

Donal Ryan hat mit „Die Sache mit dem Dezember“ ein wunderschönes, aber auch tieftrauriges Buch geschrieben, das beim Lesen schon in einem arbeitet und auch sehr lange sehr stark nachhallt. Der Stil ist – zumindest für mich – neu und gewöhnungsbedürftig: kein einziger Satz ist in direkter Rede. Es wird quasi immer erzählt, was die einzelnen Protagonisten gesagt haben. Das liest sich ein wenig seltsam, aber es passt perfekt zu der Story. Johnseys Ansichten über das Leben im Allgemeinen und sein Leben im Speziellen sind traurig-schön und voller Philosophie. Man möchte sich so gern zu ihm setzen und ihm zuhören und ihm sagen, was für ein wundervoller Mensch er doch ist.

 

Im Stil eines Monatskalenders werden die Ereignisse, die wie eine Perlenschnur aufeinandergereiht ablaufen, in zwölf Kapiteln von Januar bis Dezember erzählt. Alles passt logisch ineinander, auch wenn man sich vieles ganz anders gewünscht hätte. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen, auch wenn ich immer wieder so traurig beim Lesen wurde.

 

Für mich ein Highlight dieses Lesejahres, auch wenn wir noch im ersten Drittel sind. Deshalb von mir trotz aller Traurigkeit fünf Sterne!

★♡★♡★♡★♡★ (ړײ)¸¸.•´¯`»

Kommentare

Naibenak kommentierte am 03. April 2015 um 18:17

Klingt ja wirklich schön! Danke für die Rezi :-) Ich habe es schon eine Weile auf meiner WL (LR hat ja leider nicht geklappt)... nun rutscht es etwas höher ;-)

Leia Walsh kommentierte am 03. April 2015 um 21:32

Freut mich, dass Dir die Rezension gefällt, danke!

Ja, ich finde es wunderschön, das Buch, aber auch unendlich traurig!

Naibenak kommentierte am 29. Juli 2015 um 11:47

Nun endlich lese ich diesen Roman und bin bereits nach dem ersten Drittel sehr fasziniert von der zwar etwas gewöhnungsbedürftigen, aber doch so wundervollen und teils poetischen Sprache des Autors! Wow! Ein Buch, dass es mal wieder schafft, mich ein wenig auszubremsen, weil ich jede Zeile einfach genießen möchte ♥

Leia Walsh kommentierte am 29. Juli 2015 um 14:48

Das freut mich!