Rezension

Zu hohe Erwartungen?

Im Land der Kaffeeblüten - Laura Antoni

Im Land der Kaffeeblüten
von Laura Antoni

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Inhalt
Als sie Julia und Isabell ein Geschichtsprojekt zum Thema ‚Kaffeehandel um 1900’ bearbeiten, stellen sie fest, dass sich die Lebensgeschichten ihrer Ururgrossmütter vor über hundert Jahren in Guatemala kreuzten.

Meine Meinung
Es hörte sich für mich wie eine gute Geschichte an, vielleicht spannend, aber doch auch historisch interessant, denn mal ehrlich, wie oft begegnet man einem Roman, der in Guatemala spielt?
Und dann las ich die ersten Seiten und war entsetzt. Selten habe ich so einen hölzernen Stil erlebt wie ihn Laura Antoni hier abliefert. Dazu kommt noch die Unfähigkeit, Szenen so zu beschreiben, dass sie mir schlüssig erschienen. Oft musste ich zurückblättern, um dann doch zu sehen, nein, ich hatte nichts überlesen, es ist einfach so. Auch die Charaktere bleiben flach, bis auf Elise, jedenfalls irgendwie, und wirken wie Holzpuppen in einem 3D-Film. Zuviel halbgares psychologisches Interpretiere, angeschnitten, aber ohne den Raum, sich zu entfalten. Einzig interessant fand ich die Handlung etwa ab der Mitte des Buches, die Elise betrifft. Hier wurde es interessant, spannend und auch in etwa nachvollziehbar. Aber schon kamen eher, für mich, uninteressante Einschübe, die den Spannungsbogen wieder abflachen ließen.

Mein Verdacht
Laura Antoni wollte mit diesem Buch zu viel. Auf der einen Seite ein historischer Roman, für den sie wirklich gut recherchiert hat. Dann eine Liebesgeschichte, nein, doch besser gleich zwei und noch eine halbe dazu. Sozialkritik üben wollte sie auch, doch woran genau, ach ja, die Indios, aber geht es nun nur um die Artefakte oder vielleicht doch auch um die Lebensbedingungen? Ach so, und dann noch die heutigen Bedingungen, nein, doch lieber nicht. Dafür lieber noch ein bisschen Kritik an unehrlichen Eltern, dem Kaffeemarkt heute, ein Familiengeheimnis, Freundschaften und wie sie enden, Außenseiter, lebenslustige Großmutter usw. usf.
All das wird angeschnitten, kurz und wenig eindringlich erwähnt, mal wieder aufgegriffen, aber dann doch wieder als eher nebensächlich abgetan. Denn eigentlich geht es um Elise und Margarete. Das allein hätte ein Buch gefüllt und den Leser gut unterhalten. Vielleicht mit einer kleinen Randgeschichte. Aber nein, Laura Antoni hat sich in meinen Augen zuviel vorgenommen und darunter leidet die Qualität meiner Meinung nach beträchtlich. Schade.
Denn die Idee ist toll.

Was mich bei der Stange hielt
Ich hatte einen Verdacht, der sich leider nur halb bestätigt hat, weshalb ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.
Doch als die Lösung kam, war ich wirklich enttäuscht, denn für mich hat sich die Autorin für den leichteren Weg (und den pathetischeren) entschieden, wo es eine wundervoll elegante Lösung gegeben hätte. Aber ich kann natürlich niemanden vorwerfen, dass ein Buch nicht so endet, wie ich es mir gewünscht hätte.

Fazit?
Ein Buch mit wirklich viel Potential, in der Umsetzung aber meiner Meinung nach weit hinter den Erwartungen zurückstehend. Manchmal ist weniger tatsächlich mehr.