Rezension

Wortwörtlich Märchenhaft

Winters zerbrechlicher Fluch - Julia Adrian

Winters zerbrechlicher Fluch
von Julia Adrian

Bewertet mit 5 Sternen

Als die wunderschöne Fremde, bekannt als Cinderella, den Ball erreicht und des Prinzen Herzen stiehlt, zerbricht sie damit Marys in tausend Stücke. Schliesslich hätte diese selbst Prinz Duncans Verlobte und zukünftige Königin von Maywater werden sollen. Am Ende der Nacht scheint das Schicksal Mary noch eine Chance geben zu wollen. Cinderella ist verschwunden und der einzige Hinweis auf ihre Existenz ist ein gläserner Schuh. Nie hätte Mary gedacht, dass es so schwierig sein würde, einen Schuh aus Glas zu zerstören.

Der erste Eindruck

Wow! Das wäre die beste Zusammenfassung meines ersten Eindrucks. Das Cover und eigentlich die gesamte Aufmachung fand ich absolut umwerfend. Von Verzierungen der Seiten über Weltkarten bis hin zu kleinen Zitaten am Kapitelbeginn ist alles enthalten, was zu einem Märchen besonders gut passt. Es war perfekt.
So auch der Schreibstil, bei dem ich zwar einen Moment brauchte, um mich daran zu gewöhnen, der aber wahnsinnig schön und zur Geschichte passend ist. Er ist geheimnisvoll, mystisch und gespickt mit zitierwürdigen Passagen. Ich habe schon nach zwei Kapiteln den Versuch, mir schöne Zitate rauszuschreiben, aufgegeben, da ich ansonsten nie zum Lesen gekommen wäre.

Plot

Auch hier möchte ich ein Lob aussprechen. Zwar habe ich die beiden anderen Teile der Trilogie noch nicht gelesen, doch hier wirkte auf mich alles absolut durchdacht. Mit jeder neuen Seite kamen weitere Fragen dazu, die einen verlockten, weiterzulesen.
Dazu liebe ich es, dass die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wurde und wir somit mit verschiedensten Informationen aus unterschiedlichen Quellen gefüttert wurden. Ich bin mir sicher, dass so auf etwas Grosses aufgebaut wird.
Obwohl die Idee auf einem Märchen basiert, kann man nicht erahnen, wer der Böse und wer der Gute in der Geschichte ist. Es wurden viele bekannte Erzählungen miteinander verstrickt und nicht alle deren Helden scheinen in diesem Buch ebenfalls gut zu sein.

Charaktere

Die Charaktere sind unglaublich realistisch. Keiner ist gut oder böse, jeder hat eigene Motive und Hintergründe, die sein Handeln erklären. So brachte ich für so gut wie jeden ein gewisses Verständnis auf, was es mir schwergemacht hat, jemanden wirklich zu verabscheuen.

Mary ist die Hauptperson und eine meiner Lieblinge. Sie ist nicht die typische Prinzessin und gefällt mir besonders durch ihre düstere, etwas melancholische Art. Ausserdem hat sie Mut und scheint, zumindest den meisten gegenüber, nicht gerne klein beizugeben.

Ein weiteres Highlight für mich war Tarek, der westhamsche Prinz und Drachentöter. Ich möchte hier gar nicht zu viel verraten, aber mit ihm wird es definitiv noch spannend werden…
Weiter fand ich den Jäger ungemein interessant, auch wenn man kaum etwas über ihn erfahren hat. Auch er scheint nicht nur böse zu sein, sogar wenn es im ersten Moment so wirken mag.
Die Zofe Susann mochte ich ebenfalls sehr gerne. Und sie scheint auf jeden Fall ein Geheimnis zu haben, das hoffentlich im nächsten Band gelüftet werden wird.
Es gibt noch unzählige weitere sagenhafte Charaktere, von denen ich zwar keinen einschätzen kann, sie aber trotzdem alle auf eine eigene Art faszinierend oder furchterregend finde (oder eben beides), von denen ich allerdings nicht mehr erzählen kann, ohne zu spoilern.

Zitate

«Diamanten und Gold dienen einzig dazu, um von den Tränen abzulenken.» (- die schönste Braut von Athos)

«Ich tanzte und tanzte, bis meine Füsse wund und die Sohlen meiner Schuhe so dünn waren, dass ich die Scherben meines Stolzes auf dem Marmorboden zu spüren vermeinte.» (- Mary von Athos)

Fazit

Eine mystische und ungewöhnlich dunkle Märchenadaption, die eine Unmenge an Fragen in meinen Kopf gepflanzt hat. Alles an dem Buch fand ich zauberhaft und ich kann gar nicht warten, endlich den zweiten Teil lesen zu dürfen.