Rezension

Wirtschaftskrimi im Berliner Immobilienmilieu – sehr interessant, etwas nüchtern erzählt

Eigenbedarf -

Eigenbedarf
von Michael Opoczynski

Bewertet mit 3 Sternen

Das alte Ehepaar Szymanski wohnt seit 40 Jahren in der Birkenstraßen in Berlin. Alles ein bisschen heruntergekommen, aber dennoch: ihr Zuhause. Daraus sollen sie nun vertrieben werden. Das komplette Wohnhaus wurde aufgekauft und soll kernsaniert werden. Ziel: Verkauf der Wohnungen als Luxusappartements an zahlungskräftige Kunden. Doch die Szymanskis wollen es nicht so hinnehmen und suchen Hilfe bei der Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen. Das ist eine unkonventionelle Einsatztruppe, die sich für die Wehrlosen und Unschuldigen einsetzt und denen jedes Mittel recht ist – unblutig, aber mit Nachdruck. Die Gesellschaft ist geheim, besteht aus einigen gerechtigkeitsliebenden Menschen – u.a. einem türkischen Ladeninhaber, eine Vorzimmerdame, ein Rentner mit viel Geld, einem Handwerker und so weiter. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, wie man den Miethaien das Handwerk legen kann. Nicht immer ganz legal, aber doch sehr kreativ und wirkungsvoll.

Es hat etwas gedauert, bis ich in die Story hineingefunden habe. Der Schreibstil ist sachlich, trocken, streckenweise ein wenig humorvoll. Die Handlung super interessant und spannend. Ich war jedoch von den vielen Charaktere zeitweise überfordert und habe – bis zum Schluss – nicht so recht verstanden, warum dieser oder jener nun überhaupt im Buch vorkam. Denn außer für Verwirrung hat der eine oder andere nicht wirklich zu Handlung beigetragen. Auch waren mir die Figuren selbst zu oberflächlich beschrieben – ich konnte mit keinem so recht warm werden, habe den einen oder anderen oft mal verwechselt, was dann wieder zu Verwirrung führte und die Lesefreude ein wenig schmälerte. Erst, als es dann wirklich ans Eingemachte ging, als die Mitglieder der Gesellschaft endlich anfingen, sich in den Fall hineinzuhängen, wurde es spannend. Die Lösung des Problems war dann sehr kreativ und humorvoll – auch wenn es am Ende jemandem dafür an den Kragen ging. 

Für mich waren Figuren und Setting schlicht zu blass, zu wenig individuell, zu gleichförmig. Ein bisschen mehr Ausschmückung und Detailliebe hätte der Story gutgetan. So war es sicher ein guter Wirtschafskrimi mit realem Hintergrund (was mir per se immer gut gefällt) aber mit nur sehr wenig Spannung. Sehr nüchtern erzählt – für meinen Geschmack zu nüchtern. Das Hintergrundwissen rund um die teils schmutzigen Immobiliengeschäfte, die sicher auch in unserem Land Gang und Gäbe sind, ist gut recherchiert und beschrieben. Ein bisschen erzählerischer verpackt, hätte mir der Krimi sicher richtig gut gefallen. So fand ich ihn ein wenig blass, trocken und „unberührend“.

Kommentare

Susi kommentierte am 30. März 2024 um 11:11

und habe – bis zum Schluss – nicht so recht verstanden, warum dieser oder jener nun überhaupt im Buch vorkam.

Genauso ging es mir auch