Rezension

Vreni Tschannen, originell und unglaublich witzig

Nie wieder Blondinen - Michaela Grünig

Nie wieder Blondinen
von Michaela Grünig

In gekonnt lockerer, gnadenlos witziger Weise bringt Michaela Grünig mühelos verschiedene Genres zusammen.

Vreni Tschannen, 32 Jahre jung, hat nach der großen Enttäuschung mit ihrem zukünftigen Exmann Olaf Hartnagel eine Stelle als Lehrerin in dem Internat Schloss Waldenfels im Berner Wald angenommen. Bei einer morgendlichen Joggingrunde stolpert sie über das Bein einer toten Kollegin. Die hatte, wie sich schnell herausstellt, jede Menge Feinde. Die Polizei ist schon bald mit ihrem Latein am Ende, und so beginnt die neugierige Vreni, auf eigene Faust nach dem Mörder zu suchen.

 

Michaela Grünig hat es wieder einmal geschafft: In gekonnt lockerer, gnadenlos witziger Weise bringt sie mühelos unterschiedliche Genres zusammen. Man darf sich sowohl über einfallsreiche Chick-Lit amüsieren als auch bei romantischen Passagen dahinschmelzen. Und natürlich bei dem Kriminalfall fleißig miträtseln, denn der ist durchaus gut durchdacht. 

Vreni Tschannen, die Ich-Erzählerin, hat die besondere Gabe, nicht nur über Leichen zu stolpern, sondern auch von einem Fettnäpfchen ins nächste. Doch so, wie sie auf Anhieb erscheint, egoistisch, unbedacht, etwas naiv und nicht immer ganz korrekt, ist sie eigentlich gar nicht. Oder zumindest nicht nur. Sie ist nämlich ebenfalls kernig und geradlinig und besitzt darüber hinaus eine ganze Menge weiterer Qualitäten, so dass sie im Laufe der Geschichte gewiss jedes Leserinnenherz erobert, das eine schneller, das andere etwas mühsamer. Fast alles, was ihr an Unangenehmem so zustößt, bewältigt sie mit einer Riesenportion Selbstironie. Bereitwillig breitet sie all ihre Niederlagen vor den Leserinnen aus, die daraufhin beruhigt feststellen können, dass es anderen auch mal schlecht geht. Ja, mehr noch, dass es wahnsinnig lustig sein kann, wenn es anderen schlechter geht als einem selbst. 

Ganz konsequent ist sie leider nicht. Denn als sie sich an ihre große Liebe zurück erinnert, rutscht sie für ein Weilchen in Selbstbemitleidung hinein. Das ist menschlich, aber schade.

Dennoch bleibt der Roman absolut empfehlenswert für Leserinnen, die gern lachen und sich mit einer frischen, unverblümten Ermittlerin anzufreunden vermögen, die unorthodox und unbeirrbar eigene, mitunter etwas krumme Wege geht.