Rezension

Viel versprechender erster Teil

Die flammenden Schwingen Ethernas - Jennifer Alice Jager

Die flammenden Schwingen Ethernas
von Jennifer Alice Jager

Bewertet mit 3.5 Sternen

3,5 Sterne

"Es gibt immer jemanden, der zu einem Verrat bereit ist. Sei es, in der Hoffnung auf eine Entlohnung oder aber in dem Glauben, das Richtige zu tun." Pos 3038

Zum Inhalt

Das kleine, beschauliche Dorf Bask liegt abgeschieden in der Faran-Provinz. Vor allem Bauern leben dort, die ihrem Tagwerk nachgehen - und wie Dörfler eben oft so sind, mögen sie nichts, was ihren Alltag durcheinander bringt.
Sen jedoch ist anders. Schon seit Jahren lebt er allein im Wald, fern von dem geschäftigen Treiben der Menschen und fern seiner Familie. Doch eines Tages kommt ein Mädchen zu ihm, eine Fremde, die keine Angst und kein Misstrauen zeigt, ja ihn scheinbar versteht und ihn mitnehmen will. Aber Sen kann nicht fort, denn er ist an diesen Ort gebunden. Erst, als ein gefährliches Unheil das Dorf bedroht, rafft er sich auf und verliert das einzige, dem er nahe steht und um es zu retten, liegt ein weiter, bedrohlicher Weg vor ihm.

Meine Meinung

Also das Cover ist jetzt nicht wirklich meins, aber je länger ich es sehe, desto mehr gefällt es mir und passt auch von der Stimmung her ideal zum Buch. Vor allem, nachdem ich auch den zweiten Band gesehen habe, gefällt es mir immer besser.

Der Klappentext verrät nicht wirklich viel und so wusste ich überhaupt nicht, was auf mich zukommen würde. Ich war am Anfang etwas unsicher, ob es mir gefältt, denn der Schreibstil erzählt in leisen Tönen und mit einer poetischen Leichtigkeit eine Geschichte, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hätte. Das hat mir den Einstieg etwas erschwert. Zuerst hat es etwas gedauert, bis ich mich dem langsamen Rhythmus anpassen konnte, aber wie sich die Autorin in den Worten verliert, habe ich mich auch teilweise in der Geschichte verloren. Allerdings gab es auch Stellen, die mir zu pathetisch wirkten oder die ich einfach nicht verstanden habe. Auch gibt es Szenen, die wieder einfacher und knapper gehalten waren.

Es wird zwischen den Perspektiven von Erriel und Sen gewechselt, den beiden Protagonisten, die sich so fremd sind und deren Vergangenheit sie doch für immer verbindet.

Sen ist ein merkwürdiger, junger Mann. Ruhig und in sich gekehrt durch die Einsamkeit, die ihm auferlegt wurde fühlt er sich leer und ausgeschlossen. Seine Gabe sieht er als Verhängnis, das ihn anders macht und ihn von allen anderen Menschen absondert, vor allem, da er kaum etwas darüber weiß. Dadurch wirkt er oft ratlos und verunsichert und ist mit dem Umgang anderer nicht vertraut. Aber er wächst durch seine Aufgaben über sich hinaus.

"Ein Illusionist, ein Trickser, war so ziemlich das genaue Gegenteil von ihm, und dennoch hatte er sicher mehr mit einem Illusionisten gemein als mit sonst einem Menschen." Pos 1157

Zwischen Sen und Erriel besteht eine ganz besondere Verbindung. Erriel ist 15, als Sen plötzlich bei seinen Eltern in der Hütte steht und seine Neugier ist groß, wer hinter diesem Fremden steckt. Sein Leben bestand bisher aus dem Anbau von Kopfsalat, den er im Dorf mit seinem Vater verkaufte und das Unheil, das über das Dorf hereinbricht, reißt ihn aus seinem alltäglichen Leben. Ihm bin ich nicht wirklich nahe gekommen, denn er gibt sehr wenig von sich preis - bis auf eine unterschwellige Wut, die immer in ihm zu brodeln scheint. Auch er muss sich den Veränderungen stellen, die über ihm hereinbrechen ohne zu wissen, was wirklich in ihm steckt.

Dann gibt es noch das Gauklermädchen Marin, die innerlich stark und sehr offenherzig ist. Durch sie wie durch die Lady Isleya erhält man noch am ehesten Zugang zu den Gefühlen der beiden Protagonisten.

Alles, was passiert, geschah unerwartet, weil diese Geschichte etwas völlig neues für mich war. Auch die Art von Magie, die zwar gut erklärt wurde, ich aber trotzdem noch nicht wirklich verstanden habe - die Idee mit der Wahrheit bei den Semanten finde ich auf jeden Fall super (mehr dazu verrate ich nicht). Einige Szenen waren etwas überladen, während andere wiederum sehr kurz gehalten und unterbrochen wurden, allerdings waren diese dann auch wieder flüssiger zu lesen und einfacher zu verstehen. Mich hat hauptsächlich die Neugier durch die Seiten getrieben, was hinter dem ganzen steckt, nicht alle Fragen wurden beantwortet - deshalb bin ich jetzt gespannt, wie es im zweiten Teil weiter gehen wird!

Fazit

Hier war ich hin und hergerissen zwischen der wunderschön bildhaften Sprache, den Hintergründen, die ich nicht immer verstanden habe und Charakteren, die ich oft nicht so recht wahrnehmen konnte. Ein sehr ungewöhnlicher, aber eindrucksvoller Auftakt und ich hoffe, dass sich im zweiten Teil einiges klären wird.

© Aleshanee
Weltenwanderer