Rezension

Verwöhnte, reiche Elite-Jugend und ein Serienmörder

The Shards -

The Shards
von Bret Easton Ellis

Bewertet mit 3 Sternen

Über den Autor:

Bret Easton Ellis wurde 1964 in Los Angeles geboren. Er besuchte die private Buckley School und begann 1986 ein Musikstudium am Bennington College in Vermont. Schon während seiner Highschool-Zeit bis in die Anfänge der 80er-Jahre spielte Ellis Keyboard in diversen New-Wave-Bands und wollte ursprünglich Musiker werden. Im Laufe des Studiums zog es ihn jedoch immer mehr zum Schreiben. Mit 21 Jahren veröffentlichte Ellis das Debüt »Unter Null« und zog zwei Jahre später nach New York City. 1991 erschien »American Psycho«, der Roman machte ihn endgültig zum Kultautor. Seit 2006 lebt er wieder in Los Angeles, in der Nähe von Beverly Hills.

Kurzbeschreibung:

Der siebzehnjährige Bret ist in der Oberstufe der exklusiven Buckley Prep School, als ein neuer Schüler auftaucht. Robert Mallory ist intelligent, gutaussehend und charismatisch und zieht Bret magisch an. Bret ist sich sicher, dass Robert ein düsteres Geheimnis hat, und kann dennoch nicht verhindern, dass Robert Teil seiner Freundesgruppe wird. Als der Trawler, ein Serienmörder, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt, immer näher an ihn und seine Clique heranrückt, gerät Bret zunehmend in eine Spirale aus Paranoia und Isolation. Doch wie zuverlässig ist Bret als Erzähler?

Meine Gedanken zu dem Roman:

Bret Easton Ellis ist nach mehr als 12 Jahren wieder zurück und er wird von vielen Kritikern und Lesern gefeiert. Mit seinem skandalträchtigen Roman "American Psycho" wurde der Autor bekannt. Diesen Roman habe ich vor acht Jahren mit geringem Erfolg gelesen und wollte mir nun eine neue Möglichkeit geben, den Autor zu mögen. [:D]

Dieses Werk wird von vielen als genial bezeichnet, und wurde von den Fans des Autors mit großer Spannung erwartet. Die Medienstimmen sind beinahe übereinstimmend in den Lobpreisungen. Obwohl sein Roman "American Psycho" auch reichlich Kritik auf sich bezog, scheint das Publikum bei diesem Roman milder gestimmt zu sein. Doch begeisterten Stimmen kann ich mich nicht anschließen. [O:-)]

In einem ausführlichen Vorwort, das unbedingt lesenswert ist, versucht der Autor seine Beweggründe und die Motivation zu diesem Roman darzulegen. Er gibt bekannt, dass diese Geschichte zum Teil biografisch ist, zum Teil fiktional. Inwiefern, darf der Leser selbst entscheiden. Nach dem Vorwort geht es auch schon los. Berichtet wird in zwei Strängen: Die Geschehnisse des Jahres 1981 und Einblicke in die Gegenwart, außerdem gibt es Ausflüge in das Jahr 2006. In diesem Roman tritt der Autor selbst als Hauptdarsteller und als Erzähler auf. Es geht um den 17-jährigen Bret und seine verwöhnten Freunde, die alle Buckley-Eliteschule besuchen. Die Frage nach Geld stellt sich bei diesen Jugendlichen nicht. Die teuerste Kleidung, teuerste Autos und Partys gehören zum Alltag, ganze Clique ist nicht abgeneigt von Drogen und Alkohol, und nutzt jede Gelegenheit zu feiern. Selbstverständlich spielt auch Sex in diesem Roman eine übergeordnete Rolle. Während dieser beschriebenen Zeit hat ein Serienmörder in Los Angeles seinen Auftritt, was Bret beunruhigt, als der Traum seiner sexuellen Fantasien, ein geheimnisvoller neuer Freund dem zu Opfer fällt, fürchtet Bret um sein Leben. Es gibt Dramatik und Düsternis.

Der Plot hätte auf jeden Fall spannend sein können, die Themen: Elitegesellschaft und Serienmörder stoßen in der Regel auf interessiertes Publikum. Und hier komme ich zu dem Punkt, der mich am meisten gestört hat. Der Autor beschreibt zu ausführlich und verliert sich in Details. Die Partys sind eine wahre Fundgrube, um die Seiten zu füllen: Drogen, Koks, Tranquilizer, Gras, Alkohol, dabei wichtig zu nennen welcher genau, Kleidungsmarken. Nicht zu vergessen welche Musik auf den Partys oder im Auto spielt, alle werden mit dem Titel benannt. Und nun kommen wir zu der Umgebung: Jede Straße, jede Ecke, Kreuzung werden unbedingt ausgeführt. Und das bei einem Buch mit dem Umfang über 730 Seiten. Dabei wäre es so schön, eine intensivere Handlung zu verfolgen, und mehr Charaktertiefe in der Darstellung der Protagonisten zu lesen. Es gibt sicherlich Leser, die dies alles bis zu dem kleinsten Detail wissen möchten, ich gehöre nicht dazu. Lokalkolorit hin oder her, das war mir zu viel. Diese detaillierten Beschreibungen und Benennungen spielten im Prinzip gar keine bedeutende Rolle, denn dass die Jugendliche gern mit Drogen, Sex und Alkohol ihr Leben füllten, hat der Leser von der ersten Seiten an, begriffen. Man könnte natürlich argumentieren, dass diese Themen den Kern dieses Romans ausmachen, doch es war einfach zu viel des Guten.

In der Beschreibung zu diesem Roman habe ich dieses Zitat gelesen: Fesselnd, raffiniert, spannend, eindringlich und oft düster-komisch – »The Shards« ist ein unnachahmliches Meisterwerk. Da muss ich leider widersprechen, für mich traf keines von der begeisterten Beschreibungen zu. Im Prinzip ist es die gleiche Geschichte, die der Autor schon mal in seinen Werken erzählt hat, nur etwas variiert. Dennoch bin ich sehr froh, das Buch gelesen zu haben. Wenn etwas solche Wellen schlägt, möchte ich dabei sein, und mir selbst ein Bild machen. Ich würde das Buch gern weiterempfehlen, da ich mir sicher bin, dass es Leser gibt, die den Roman tatsächlich für geniale Literatur halten würden. Von mir gibt es eine durchschnittliche Bewertung: 3 Sterne.