Rezension

Bret, oh Bret…

The Shards -

The Shards
von Bret Easton Ellis

Bewertet mit 1 Sternen

Überwältigt von dem medialen Hype um den Roman THE SHARDS und angesteckt vom Nimbus eines Kultautors Bret Easton Ellis - immerhin Autor von „American Psycho“ - kaufte ich das Buch. Wie masochistisch muss ich während der vier Wochen Lesezeit gewesen sein, das Buch trotzdem zu vollenden? Das Buch ist eine wahre Pein, Erlösung erst nach der siebenhundertsechsunddreißigsten Seite.

Ich verzichte auf Inhaltsangabe und Umschlag-/Klappentext, dies bitte beim Verlag KiWi nachlesen.

Die einzigen wahren Zeilen stehen am Ende des Romans: Es sei ein fiktionales Werk. Die Figuren, Ereignisse und Vorfälle entsprängen der Vorstellungskraft des Autors, NUR der Autor selbst sei REAL. Das kann ich glauben oder nicht. Für Realität ist zu viel „fantasy“ im Spiel.

1981 L.A. mit seinen vielen Streets, Boulevards, Drives, Freeways, Highways und Avenues, da kann es schon vorkommen, dass auf 10 Zeilen 8 Straßenbezeichnungen gesammelt werden. Zur Orientierung muss das sein. Und immer wieder Mulholland Drive – hinauf und hinunter. Es sind diese belanglosen, absolut nebensächlichen Sätze, wie „er fuhr in jenem Auto, auf jener Straße zu jener Straße, um jene Ecke links und dann rechts herum, auf jenen Parkplatz in jene Parklücke, mit jener Sonnenbrille auf der Nase…" und so fort, die die Geduld strapazieren.

Neben den unzähligen Musiktiteln der verschiedenen Bands der 80er Jahre, die aus diversen Lautsprechern dröhnt, stört mich mehr die umfassende Schilderung der Garderobe und das Anziehen dieser: passt das Hemd zu Hose, welche Schuhe passen dazu und die Krawatte – welche Farbe und welche Streifen muss sie haben… extrem enervierend.

1981 Buckley School. Die kleine Luxus-Teeny-Blase mit Bret und Debbie, Susan und Thom, und die erweiterte Teeny-Blase mit Matt, Ryan und Robert. „Wir waren Teenager, die sich mit Sex und Popmusik beschäftigten, mit Filmen und Prominenten, mit Lust und kurzlebigen Phänomenen und unserer eigenen neutralen Unschuld.“ (S. 447). Mit dem Eintritt Roberts in die Buckley beginnt eine neue „Zeitrechnung“, er ist ein hübscher und wird später ein allseits beliebter Goldjunge, der das soziale und erotische Gefüge der Clique nachhaltig beeinflussen wird.
Mami und Papi sind nicht zu Hause, das Haus ist vollkommen leer, die Mexikanerin hält Haus, der BMW, die Corvette, der Porsche, der Mercedes, der Jaguar, der TransAm stehen bei den Kids in der Garage. Das Valium, die Quaaludes, Koks und Gras erleichtern das Leben dieser Luxuskids. Also wenn Brets Leben dermaßen „unerträglich war und nichts Linderung brachte, weder zu trainieren, noch zu schwimmen (im hauseigenen Pool), noch in dem Whirlpool zu sitzen, noch … wieder einmal einen herunterzuholen,“ na dann „Gute Nacht“. Da sieht Bret Robert am Pool nass und nackt „und ich nahm seinen festen, glatten Hintern in den Blick und bekam plötzlich keine Luft mehr.“ (S. 440). Hat er denn keine Telefonnummer eines Sextherapeuten in L.A.?

Um den heißen Brei reden ist eine Höchstleistung der Teenies. „War was zwischen dir und Matt? / Du bist mit ihm rumgehangen. / Ich habe ihn nicht so genau gekannt. / Wie sah eure Freundschaft aus? / Ich habe ihn nicht so genau gekannt. / Hattet ihr etwas mit einander? / Wir haben ein bisschen zusammen herumgehangen und manchmal ist etwas passiert … ist etwas gelaufen … nichts Ernstes." (S. 303/304, S:B). Bret: „Ich hab‘ mich ausprobiert.“ Ist er nun bi, oder ho oder he?
Einzig Robert spricht unverblümt seine Sexfantasien aus: „Ich würde verdammt gern die Zunge in diese enge, kleine, klatschnasse rosa Muschi schieben, in das kleine Honigtöpfchen. Ja, ich würde sie richtig gern in den Arsch ficken, diesen Arsch so richtig hart durchficken. Sie ordentlich zum Schreien bringen.“ (S. 227/556.)

Neben dieser Homoerotik hat sich Ellis noch für einen völlig hintangestellten Thriller-Plot entschieden. Im Hintergrund schwirrt der Trawler, ein psychopatischer Massenmörder, dessen Morde unser Bret exzessiv verfolgt. Ellis spart nicht mit Volten in der Handlung. Seine Fans sollten ihm das Abo für CSI L.A. spendieren.
BEE ist ein „Edgelord“, der absichtlich über kontroverse, beleidigende, tabuisierte oder nihilistische Themen schreibt, um Leser/-innen zu schockieren und glaubt, nonchalant und unübersehbar zu wirken.

Die Klimax kommt zum Schluss und ich „habe den Scherben (Scherm) auf.“