Rezension

Versessen auf unnötige Details

Watch Me - Ich werde es wieder tun
von James Carol

Bewertet mit 3 Sternen

"Watch me - Ich werde es wieder tun" handelt von Jefferson Winters zweitem Fall. Diesmal zieht es ihn nach Louisana, wo ein reicher Anwalt bei lebendigem Leibe verbrannt wurde. Aber dem nicht genug: die schreckliche Tat wurde gefilmt und den ansässigen Polizisten auf einer Homepage präsentiert. Seitdem ziert diese ein Countdown: Winter hat noch 13 Stunden Zeit das zweite Gewaltverbrechen zu verhindern!

Jefferson Winter und seine unaufgeregte, linkische, einfach unterhaltsame Art ist wieder zurück! Doch das Niveau des Erstlings wurde leider nicht ganz erreicht...

Zunächst fällt auf, dass die ganze Geschichte sehr einfach erzählt ist. Kein Prolog zu Beginn, keine Perspektivwechsel, eine einfache Erzählung durch Ich-Perspektive Winters. Die kurze Kapiteleinteilung wurde beibehalten, so dass dadurch zumindest immer Spannung entstand. Auch die Ermittlungsweise wurde größtenteils beibehalten: Profiling per exellence und provokante Zeugenbefragungen. Auch der Fall war interessant gestaltet, da man es mit einem intelligenten Täter zu tun hatte, der einige falsche Fährten legte und so auch Winter vor eine Herausforderung stellte. Dennoch kam diese explosive Spannung des ersten Teils nicht auf. Das lag daran, dass sich Winter als Erzähler unheimlich langatmig an Details und überflüssigen Informationen aufhielt. Alle Häuser, alle Straßen, alle Personen, alles musste haargenau beschrieben werde. Dass ist sicherlich für die ganze Denkweise Winters interessant, da man ihn so besser versteht und es auch interessant ist, wie er aus Kleinigkeiten große Rückschlüsse zieht, aber diese Episoden hemmen den Lesefluss. Als Leser wünscht man sich, dass diese Abschnitte einfach nur vorbei gehen.

Gegen Ende wird dieser Störfaktor zum Glück weniger, es wird spannender und es gelingt tatsächlich noch ein Twist, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Klar Motiv und alles ist relativ unspektakulär, aber entscheidend ist, dass die Spannung noch mal aufkam und dass der Leser noch getäuscht wurde.

Ein klares Highlight waren aber Taylor und Hannah. Wie Winter die beiden zu seinen Chefermittlern beförderte und sie dann in seine Denkweise einführte, war interessant, lustig und schließlich ans Herz gehend. Wirklich traurig, dass man sich von diesen beiden wohl verabschieden kann, denn sie haben ein phänomenales Trio abgegeben!

Fazit: "Watch me" ist etwas einfacher gestrickt. Vielleicht wirkt auch nicht mehr alles so neu... Aber die langen Beschreibungsabschnitte haben den Gesamteindruck getrübt. Dafür war am Ende die Spannung und der Täter top, dazu neben dem immer noch faszinierend zu begleitenden Winter zwei tolle Figuren, die mir richtig ans Herz gewachsen sind. Schwächer als das Debüt, aber dennoch immer noch lesenswert!