Rezension

Traumhaft schönes Wintermärchen...

Das Schneemädchen - Eowyn Ivey

Das Schneemädchen
von Eowyn Ivey

Bewertet mit 5 Sternen

In den 20er Jahren verschlägt es das ältere Ehepaar Jack und Mabel in die Wildniss Alaska's. Obwohl es schon zehn Jahre her ist, trauern sie immer noch um ihr totes Kind. Beide entfernen sich immer mehr voneinander: Jack arbeitet auf dem Feld, Mabel ist in sich gekehrt und führt den Haushalt.

Die Geschäfte laufen nicht gut, die Felder bringen nicht genug Erträge, um die beiden über den Winter zu bringen.

 

Eines Abends, als der erste Schnee fällt, finden Mabel und Jack für einen kurzen Moment wieder zueinander und bauen gemeinsam einen Schneemann, der bald aussieht, wie ein kleines Kind. Ein Mädchen, aus Schnee geformt, der Mund mit Beerensaft benetzt, das Gesicht mit einem Messerchen fein geschnitzt. Dazu einige, wenige Kleidungsstücke.

 

Am nächsten Morgen ist das Schneekind verschwunden. Doch bald darauf taucht immer wieder ein Mädchen und ein Fuchs im Wald und in Schneeböen auf. Ein Kind, mit fast weißblonden Haare und feinen Gesichtszügen. Zart und gebrechlich wirkt es.

 

Bald entwickelt sich ein Vertrauen zwischen dem Ehepaar und dem kleinen Mädchen.

Nur, wie kann so ein zartes Wesen in dieser - teils grausamen - Natur überleben?

 

 

Eowyn Ivey hat mit "Das Schneemädchen" ein ganz besonderes Werk erschaffen. Fast wie traumhaft wirkt es und aus jeder Seite spricht eine gewisse Magie.

Natürlich ist es angelehnt an ein Märchen, nämlich das von "Snegurotschka". In Russland wird das "Schneekind" in vielen Variationen erzählt, eine davon besagt, dass das Mädchen die Tochter von Väterchen Frost und der Frühlingsgöttin ist und auch nur im Winter auftaucht und mit dem Schnee geht.

 

Schon die märchenhafte Vorlage ist faszinierend und traurig zugleich, so auch "Das Schneemädchen". Der Schreibstil ist einfühlsam und viele Passagen sprachen geradewegs zu meinem Herzen.

Die Charaktere sind tiefgründig und zeigen viel Gefühl.

Mabel ist eigentlich aus gutem, fast aristokratischem Hause. Gebildet und fein, zerbrechlich und zart, scheint sie so gar nicht in dieses wilde Alaska zu passen. Doch die Liebe zu Jack lässt sie es versuchen, dass Land kennen zu lernen.

 

Einzig und allein ein Kind ist ihre größte Sehnsucht. Jahrelang haben beide es versucht und als es dann endlich soweit war, wurde ihnen ihr Kind wieder genommen. Dies führte zu einem Bruch zwischen den beiden, da sie nie wieder richtig über dieses Thema gesprochen haben und es immer in ihrer Mitte zu schweben scheint.

 

Jack hingegen erfüllt sich mit diesem Abenteuer Alaska einen Traum. Er schuftet auf den Feldern, hat das Blockhaus mit seinen eigenen Händen gebaut. Doch er ist nicht mehr der Jüngste und langsam machen ihm kleine und große Gebrechen zu schaffen. Auch seine Beziehung zu Mabel leidet unter seinen langen Arbeitszeiten, seiner ständigen Müdigkeit und Schmerzen. Sie haben sich so gut wie nichts mehr zu sagen und das scheint der Knackpunkt einer jeden Beziehung zu sein.

 

Aber dann erscheint dieses Mädchen im Schnee und führt die Herzen vieler in eine gemeinsame Richtung...

 

Viele Bücher haben mich fasziniert, doch selten hängt mir eines noch so nach. Viele Gedanken haben ich mir über das Märchen von "Snegurotschka" und die Geschichte um "Das Schneemädchen" gemacht. Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, denn es ist sehr emotional. Dennoch glaube ich, dass es erst im Winter, wenn der Schnee fällt, seine ganze Magie entfaltet...

Kommentare

Shanna kommentierte am 21. November 2013 um 20:11

Habe mich total in die Geschichte verliebt =)