Rezension

Man schlägt das Buch auf und entgegen kommt einem Alaska – der kalte Wind, zarte Schneeflocken und sanfte Ruhe. Und trotz aller Kälte wird das Herz tief berührt und erwärmt.

Das Schneemädchen - Eowyn Ivey

Das Schneemädchen
von Eowyn Ivey

Bewertet mit 5 Sternen

Normalerweise kaufe ich mir keine neuen Hardcoverbücher, einfach wegen des hohen Preises – aber “Das Schneemädchen” von Eowyn Ivey konnte ich einfach nicht in der Buchhandlung liegen lassen, und das obwohl ich davor noch nie etwas von dem Buch gehört hatte.

Das Papier aus dem der blaue Umschlag gemacht ist, erinnert von der Stärke her an Packpapier und die Aufmachung ist mit dem weißen Aufdruck eher einfach gehalten – allerdings finde ich gerade das so ansprechend, denn der Buchrücken lässt das Werk im Regal wirken, als würde es aus einer anderen Zeit stammen.

Die Geschichte besteht aus insgesamt 54 Kapiteln und diese wurden in drei Blocks aufgeteilt, welche jeweils von einem Zitat aus dem russischen Märchen “Snegurotschka” eingeleitet werden. Das Märchen hat die Autorin übrigens zu der Geschichte inspiriert. Im Hintergrund der erwähnten Zitate sieht man außerdem in blassgrau die Hütte, in der Mabel und Jack vermutlich leben und die Absätze im Text sind jeweils mit einer kleinen Schneeflocke voneinander getrennt. Somit vermittelt allein die Aufmachung einen Hauch der Ruhe, die durch die Geschichte noch verstärkt wird.

Zum Schreibstil der Autorin lässt sich sagen, dass ich ihn wunderschön finde, es mir aber schwer fällt, ihn zu beschreiben. Wenn ich sage, dass die Art zu Schreiben Ruhe verbreitet, klingt es, als würde sie langweilig schreiben – aber dem ist nicht so. Es ist eher eine wohlige Ruhe. Als würde man in Mabels und Jacks Hütte allein am Kaminfeuer sitzen, während ums Haus, welches mitten in der Wildnis steht, ein Schneesturm treibt.

Die Geschichte an sich hat mich sehr gerührt. Das ausgewanderte Ehepaar, das es in die Einsamkeit zieht, um nicht an den Verlust ihres Babys erinnert zu werden. Glücklich ist vor allem Mabel aber dann trotzdem nicht und auf den ersten Seiten legt sie es sogar darauf an, ums Leben zu kommen. Doch dann bauen sie und Jack aus Schnee eine Figur und plötzlich taucht dieses kleine Mädchen mit den hellblonden Haaren auf, das nach Schnee und Wald riecht.

Was es mit dem scheuen Kind auf sich hat, werde ich an dieser Stelle nicht verraten – nur soviel: Es wird sich im Lauf der Geschichte grob aufklären, woher sie kam und es steckt mehr Tragik als Magie dahinter. Aber ich finde, diese Erklärung gibt ihr erst ein richtiges ‘Gesicht’ – ich habe sie danach erst so richtig ins Herz geschlossen.

Einzig der Schluss hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen. Es passiert noch etwas Unerwartetes, was das Mädchen, das am Ende der Geschichte schon eine junge Frau ist, angeht und hierfür wird keine Erklärung angegeben. Obwohl ich das Buch schon einige Tage fertig gelesen habe, grüble ich immer noch, was genau passiert sein könnte – und… ich mag offene Enden nicht. Das ist aber der einzige negative Aspekt und schmälert meine Liebe zu diesem Buch nicht.