Tolles Buch zur Entstehung des Oxford English Dictionary
Bewertet mit 4.5 Sternen
»Die Sammlerin der verlorenen Wörter« von Pip Williams (aus dem Englischen von Christiane Burkhardt)
Dieses Buch hat mein Linguistinnenherz höherschlagen lassen. Die Idee für den Roman hatte die Autorin, weil sie sich fragte ob „Frauenwörter“ anders behandelt werden als die von Männern (S. 509). Bzw. ob Frauen Wörter anders definieren würden als Männer.
Das Buch ist Fiktion, enthält jedoch wahre historische Ereignisse und Personen.
Es beginnt 1886. Zu dieser Zeit ist Sir James Murray dabei Wörter und ihre Belege zu sammeln. Ziel ist es ein englisches Wörterbuch herauszubringen, das Oxford English Dictionary. Hilfe bekommt er dabei u.a. von dem Lexiokographen Mr. Nicoll. Da er alleinerziehend ist, leistet ihm seine kleine Tochter Esme oft Gesellschaft bei der Arbeit. Sie ist seit kleinauf von den Wörtern fasziniert und beginnt einzelne, heruntergefallene Wörter zu sammeln.
Je älter sie wird, desto öfter fällt ihr die Ungleichheit der Geschlechter auf. Während andere Frauen für ein allgemeines Wahlrecht kämpfen, ist Esme noch unsicher, ob das der richtige Weg für sie ist. Sie bemerkt, dass die Frauen auf dem Markt Wörter benutzen, die sie nicht kennt. Daraufhin beginnt sie ihre eigenen Wörter zu sammeln. Die „verlorenen“ Wörter.
Die Jahre ziehen dahin, es werden immer mehr Buchstaben des OEDs veröffentlicht, Esme lernt Männer kennen, doch verliebt sich nie und hat eh nicht vor zu heiraten. Doch wie das Leben so spielt, lernen sie und der Setzer der Oxford UP Gareth sich über die Jahre immer besser kennen und lieben. Zu Beginn des 1. Weltkriegs heiraten die beiden.
Das Buch nimmt die Leser:innen mit durch Esmes gesamtes Leben. Durch ihre Höhen, wie Tiefen. Mich hat es in einen Bann gezogen. Da ich gerne historische Romane lese, hat mir dieser auf Grund der Thematik wirklich besonders gut gefallen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.