Talons dunkle Abgründe
Bewertet mit 3.5 Sternen
Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass die weiteren Bücher spannender werden würden als das erste, da dieses spar sehr gut war, sich aber nur wie die Vorgeschichte zu einer richtig genialen Dystopie gelesen hat. Deswegen hatte ich damit gerechnet, schon im zweiten Buch Ansätze zum Zerfall von Talon zu finden.
Stattdessen hat sich aber weder in Talon noch im St.-Georgs-Orden auch nur der kleinste Riss gebildet. Auch von der Handlung her ist kaum etwas passiert. Es gab viel Action, viel Flucht, aber die Situation am Ende unterscheidet sich nicht wesentlich von der am Anfang. Schon gar nicht für Ember.
Nur für den Leser hat sich einiges geklärt. Während Band 1 eher eine tragische Teenager-Liebesgeschichte (mit Drachen) war, ging es hier schon etwas mehr ab in die Untergründe von Talon. Richtig genial fand ich den Cliffhanger am Ende: Wie wir aus Dantes Erzählsicht das größte Geheimnis Talons erahnen können, von dem nicht einmal der Oberrebell Riley etwas weiß. Auch allgemein verfolgen wir viel aus Dantes Sicht mit und haben damit einen einzigartigen Einblick in die Organisation. Das fand ich super gut und abwechslungsreich und ein gutes Mittel, dem Leser Informationen nahezubringen, ohne gleich die Hauptpersonen alles wissen zu lassen.
Auch was Charaktere und Handlungsorte anging, hat sich vieles erweitert. Es ist wie in "Die Bestimmung". Als Leser stellt man es zuerst kaum in Frage, dass die Location nur innerhalb der Stadt ist und man sich kaum fragt, was dahinter ist. Doch wenn man es dann weiß, merkt man erst, wie beschränkt die Sicht zuvor gewesen ist. So ging es mir hier.
Die neue Location ist übrigens Las Vegas, wie ich es noch nie mitbekommen habe. Großteils dunkel und abseits des berühmten Strips. Nice.
Was mich allerdings am meisten gestört hat, war diese nervige Dreiecksgeschichte. Achtung, ich spoilere jetzt:
Beide Typen, sowohl Garett als auch Riley gestehen Ember ihre unsterbliche Liebe. Und wie immer kann sich das Mädchen nicht entscheiden. Im ersten Band hatte ich noch die Ausrede, dass Embers Drache irgendwie von ihr losgelöst gesehen werden kann, während sie als Mensch nichts für Riley empfindet.
Hier kam es jedoch so rüber, dass Ember als vollständiger Drachenmensch etwas für Riley empfindet. Aber auch für Garett. Also diese nervtötende, übliche Patt-Geschichte. Besonders nervig an Ember aber war dieses ewige Hin- und Her - so extrem habe ich das noch nie in einem Buch gelesen! Erst liebt sie Garett, dann bricht sie ihm das Herz, dann will er gehen, und sie sagt "Warte!", küsst ihn leidenschaftlich, er macht sich Hoffnung, und dann kommt sie mit "Tut mir Leid, es geht einfach nicht" und rennt in Rileys Arme.
Was zum...??
Fazit:
Spannungsgeladen und abenteuerreich, interessante neue Location(s) und Charaktere. Wesentlich weiträumigere Sichtweise, man taucht tiefer ein in die Abgründe Talons. Leider extrem enervierende Dreiecks-Geschichte, außerdem geht es mit der Handlung eigentlich gar nicht voran. Am Ende ist nur ein Charakter weniger da, gewisse Hoffnungen wurden aufgegeben, und gewisse Entschlüsse wurden gefasst. Das war es aber auch schon.
http://funneswelt.blogspot.de/2016/01/rezension-julie-kagawa-talon-2.html