Rezension

Spreewaldgrab - manchmal zu viel Spreewaldleid

Spreewaldgrab - Christiane Dieckerhoff

Spreewaldgrab
von Christiane Dieckerhoff

Bewertet mit 4 Sternen

Die Polizistin Klaudia Wagner lässt sich vom Ruhrgebiet in den Spreewald versetzen. Zu sehr belasten sie die Geschehnisse und Erinnerungen der alten Heimat. Ihr langjähriger Lebenspartner hatte sie wegen einer anderen verlassen. Ihre Lebensträume Hochzeit und eine eigene Familie, die sie für ihn immer weiter begraben hatte, sind dadurch endgültig zerplatzt. Sie ist gesundheitlich sehr angeschlagen: Klaudia hatte einen Hörsturz, der einen Tinnitus zur Folge hat, der bei Belastung immer noch stärker wird, und leidet unter Schwindel und damit verbundener Übelkeit. Sie hofft, im Spreewald zur Ruhe zu kommen und einen Neuanfang machen zu können.
Zunächst hat sie aber einige Startschwierigkeiten in Lübbenau: 
Ihr Kollege Uwe, bei dem sie in der Einliegerwohnung wohnt, hat Eheprobleme. Seine Frau Silke erwahrtet das dritte, jedoch ungeplante Kind. Er fühlt sich übergangen, weil ihre gemeinsamen Pläne andere waren. Die zweite Schwangerschaft war schon nicht unproblematisch und nun hat Uwe Angst, wie die dritte verläuft. Er heult sich bei Klaudia aus, was zu Verwicklungen führt, die eigentlich keine sind.
Demel, ein weiterer Kollege, macht bei allen Gelegenheiten Fotos, die veröffentlicht bzw. die andere dann aufs Handy geschickt bekommen. Auch von Uwe und Klaudia existieren solche Fotos, die allerdings harmlos sind. Trotzdem bekommt Silke sie und reagiert entsprechend eifersüchtig.
Bei Thang, ihrem Teampartner, hat Klaudia ständig das Gefühl, sobald es um persönliche Dinge von ihm geht, ins Fettnäpfchen zu springen. Der Leser erfährt hier mehr über die schwierige Situation zuhause. Seine Frau ist krank, leidet wohl unter Fresssucht, verlässt ihre Wohnung überhaupt nicht mehr und wartet eigentlich nur darauf, dass ihr Mann nach Hause kommt. Ständig ruft sie ihn im Dienst an.
Joachim Schreiber, genannt Joe, zeigt Interesse an ihr. Sie findet ihn gar nicht so unattraktiv (er erinnert sie ein wenig an Arno, ihren Ex) und geht auch mit ihm aus. Aber haben die beiden eine gemeinsame Zukunft? Ist er nicht viel zu verschroben? Die anderen sagen, er hätte noch nie eine Freundin gehabt. Ist das der Richtige für sie? Mit dem sie endlich glücklich werden kann?
Neben all dieser persönlichen Handlungsstränge, kommt auch der Krimi nicht zu kurz. Klaudia findet die Leiche eines Unternehmers. Seine Geliebte ist verschwunden. Die Ehefrau verhält sich komisch. Was hat sie mit der Sache zu tun. Bei der Suche nach der Geliebten, stoßen sie auf ein Frauenskelett, dass allerdings schon viele Jahre dort vergraben war. Wer ist diese Frau?
Und wer ist die Frau, die immer wieder alle paar Kapitel auftaucht und offensichtlich gefangen gehalten wird? 

Christiane Dieckerhoff schafft es trotz dieser vielen Nebengeschichten, die Story spannend zu halten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich Uwe doch ins Herz geschlossen und mit ihm mitgelitten. 
Thang war mir von Anfang an sympathisch. Man wünscht ihm so sehr sein persönliches Glück.
Nur mit Klaudia habe ich bis zum Schluss meine Schwierigkeiten behalten. Meine Sympathie für sie befand sich in einem ständigen auf und ab. Ich fand sie in einigen Situationen wenig emphatisch. Sie ist mit einigen nicht gerade einfühlsam umgegangen. Allerdings tat sie mir sehr leid, als sie von der Neuen ihres Ex die Ultraschallbilder aufs Handy geschickt bekommt. Da musste sie erkennen, dass all die Jahre an Arnos Seite ein Trugschluss waren. Ich denke, so eine Erkenntnis ist wirklich bitter. Das muss man sicher erst verarbeiten. 

Zwischenzeitlich waren es mir zu viele persönliche Probleme. Allerdings muss ich sagen, dass es Christiane Dieckerhoff trotzdem gelungen ist, mich neugierig zu machen. Wie geht es mit all den persönlichen Geschichten weiter? Schafft es Klaudia ihr persönliches glück und ihren Weg im Spreewald zu finden? 
Ich freue mich auf eine Fortsetzung