Rezension

spannende Dystopie

The Hunger Games 1 - Suzanne Collins

The Hunger Games 1
von Suzanne Collins

Bewertet mit 5 Sternen

Einen kleinen Hype um die "Hunger Games"-Trilogie von Suzanne Collins gibt es nun schon seit einer ganzen Weile und auch ich spielte schon seit Monaten mit dem Gedanken die Bücher zu lesen, habe es aber immer wieder rausgezögert, denn zu oft enttäuschen mich gerade die hochgelobten Reihen. Jetzt habe ich aber endlich den ersten Teil, "The Hunger Games", gelesen und bin zu der Einsicht gekommen, dass die allgemeine Begeisterung absolut gerechtfertig ist.

Zum Inhalt:
Die Erde wurde in einer nicht näher benannten Zukunft durch Naturkatastrophen zerstört. In Nordamerika entstand das neue Land Panem, das aus 13 unterschiedlich reichen Distrikten und dem Capitol bestand. Nach einem zur Handlungszeit des Romans mehrer Jahrzehnte zurückliegenden Aufstands der Distrikte gegen die Regierung wurde Distrikt 13 zerstört und die übrigen zwölf Distrikte unterworfen. Seitdem müssen sie jedes Jahr jeweils einen Jungen und ein Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren auslosen, die in den "Hunger Games" zur Belustigung der Massen und zur dauerhaften Erinnerung an den niedergeschlagenen Aufstand gegeneinander antreten, bis nur noch einer von den 24 Teilnehmern am Leben ist.
Katniss ist 16, lebt im ärmlichen Distrikt 12 und ernährt durch die Jagd im Wald ihre Mutter und ihre kleine Schwester Prim fast allein. Als das Los auf ihre gerade einmal 12jährige Schwester fällt, meldet sich Katniss freiwillig für die Spiele und reist zusammen mit Peeta, dem männlichen Kandidaten ihres Distrikts, nach Capitol. Eigentlich haben die Kandidaten aus den ärmeren Distrikten nie eine Chance gegen die gut ausgebildeten Teilnehmer der reicheren, die "Career Districts" genannt werden. Doch Katniss hat durch die Jagd Fähigkeiten erworben, von denen keiner ahnt...

Die 16jährige Katniss tritt als Ich-Erzählerin in Erscheinung und war für mich alles andere als ein Charakter zum verlieben. Trotzdem bin ich begeistert von dieser Protagonistin, denn die Autorin hat sie mit aller Konsequenz an erster Stelle glaubwürdig gemacht, auch wenn einige ihrer Charaktereigenschaften dadurch nicht gerade sympathisch sind. Sie ist oft unterkühlt, berechnend, gibt sich unnahbar, traut niemandem und erlaubt sich nur selten auch mal schwächere Momente, die zusammen mit einigen Rückblicken in ihre schwere Vergangenheit die einzigen Anhaltspunkte für ihren "weichen Kern" sind, der ansonsten unter viel äußerer Härte verborgen bleibt. Mit ihren sarkastischen bis zynischen Zügen hat sie allerdings auch hohen Unterhaltungswert und die Kombination aus allem passt einfach perfekt zu ihrer Geschichte. Sie lebt in einer gefährlichen Welt und musste durch den frühen Tod ihres Vaters schon als 11jährige beginnen, ihre Familie zu ernähren.

Für ein Jugendbuch ist die Handlung durchaus starker Tobak, sodass ich der Altersempfehlung bei Amazon (11-17) nicht ganz zustimmen würde. Bei soviel Blut und Gewalt kann man gerne auch erst mit 14 zu diesem Buch greifen. Alles ist sehr erschreckend und auch für die Protagonistin selbst makaber und grotesk. Denn die Ausgelosten müssen nicht nur in einer weitläufigen Arena, die eine beliebige Beschaffenheit haben kann, für ihr eigenes Überleben sorgen und dabei nach Möglichkeit ihre Kontrahenten töten, sondern sich zuvor auch noch dem Publikum präsentieren und einen möglichst positiven, bleibenden Eindruck hinterlassen. Denn wer vorher genug Sponsoren sammelt, kann während der Zeit in der Arena von außen durch Nahrungs- und Hilfmittel unterstützt werden. So sind Katniss und Peeta gezwungen sich für die Massen, die sich später durch ihren Todeskampf unterhalten lassen wollen, schön zu machen und Teil einer abstoßenden Show zu werden, um ihren Nachteil aus einem armen Distrikt zu stammen ausgleichen zu können.

Sprachlich ist "The Hunger Games" wirklich überzeugend und auch die Atmosphäre und der Spannungsverlauf haben mich begeistert. Zwischen Bedrückung und Angst um die Protagonisten war ich so von der Handlung gefesselt, dass ich das Buch fast ohne Unterbrechung durchgelesen, ja nahezu eingeatmet, habe. Die Autorin verliert sich nicht in unnötigen Nebenhandlungen und bis auf einige emotionale Rückblicke in Katniss Vergangenheit, die helfen ihren Charakter zu verstehen, wird die Geschichte sehr gradlinig erzählt. Die Stimmung wechselt dauernd, ist mal traurig, mal schockierend, aber auch ein wenig romatisch. Alle Protagonisten sind sehr abwechslungsreich, ebenso gut ausgearbeitet wie Katniss und interessant.

Das Einzige, mit dem ich mich nicht vollständig anfreunden konnte, ist das Ende. Es ist ohne Frage so, wie ich es mit dem Wissen, dass es noch zwei Folgeteile geben wird, erwartet hatte. Keine allzu große Überraschung also, aber meiner Meinung nach in Anbetracht der Grausamkeit dieser Welt nicht hundertprozentig glaubhaft. Mit einem anderen Ende hätte "The Hunger Games" sicher auch ein sehr starker Einzelband sein können und ich bin - obwohl die den Klappentext des zweiten Teils schon kenne und somit weiß, wie es weiter gehen soll - noch nicht wirklich sicher, ob die Geschichte tatsächlich das Zeug dazu hat noch zwei weitere Male zu funktionieren. Ich habe etwas Angst, dass es zu konstruiert werden könnte. Nichtsdestotrotz habe ich mich vorläufig mit dem Ende abgefunden, da es für die Fortsetzbarkeit eben nötig ist.

Fazit: Sehr überzeugend ausgearbeitete Dystopie mit sehr glaubwürdigen Charakteren, die einen Kampf auf Leben und Tod führen. Blutig, traurig und bedrückend. Trotz meiner Meinung nach eher schwachem Ende war ich so gefesselt und begeistert, dass ich 5 von 5 Sternen vergebe. Ich hoffe die beiden Folgeteile halten das Niveau. Klare Leseempfehlung!