Rezension

Spannend und perfide

Engelsspiel - Klaus Schuker

Engelsspiel
von Klaus Schuker

Bewertet mit 3 Sternen

Wie man vom Polizeibeamten zum Schriftsteller wird, zeigt uns der Autor Klaus Schuker. Er hat einen perfiden Krimi mit "Engelsspiel" geschaffen und man sieht den Polizisten durchscheinen.

Daniel Schönwind führt eigentlich ein schönes Leben. Nur daheim mit Karin, seiner Lebenspartnerin und Mutter ihres gemeinsamen Kindes Ramona, läuft es schon lange nicht mehr rund. Aber es funktioniert, warum dann in den Wind hauen? Daher verabredet er sich auch ab und zu mit anderen Frauen. So sagt er auch nicht nein, als die schöne Anhalterin Janina ihn in ein Techtelmechtel hineinzieht. Was er aber nicht ahnen kann - mit dieser Handlung gerät sein ganzes Leben aus den Fugen, denn Janina hat es sich zur Aufgabe gemacht, Daniel als Alibi herzuhalten und ihn der sexuellen Nötigung zu bezichtigen. Dann passiert alles Schlag auf Schlag: Seine Partnerin Karin zieht mit der Tochter aus, er verliert seinen Job und hat eine Anklage am Hals, obwohl er diese nicht begangen hat. Geächtet von allen Leuten, plant Daniel seine Rache gegen Janina. Er stellt ihr eine Falle und sie liefert ihm nichtsahnend den Beweis, auf den er gewartet hat...

Also eins vornweg - die Personen sind durch die Reihe eher unsympathisch als anziehend. Ob das vom Autor so gewollt ist? Ich kann es nicht sagen, konnte mich aber mit rein niemanden anfreunden. Dennoch taten mir einige Mitspieler hier leid, unter anderem auch Daniel. Dieser ist ein egoistischer, von sich selbst überzeugter Kerl, der sich nimmt, was er will und auf andere keine Rücksicht nimmt. Janina ist ihm eigentlich nicht mal so unähnlich - sie nimmt sich auch, das was sie will und nimmt keinerlei Rücksicht auf Verluste, ein durchtriebenes Ding. Die ganzen Nebencharaktere sind zwar gut ausgefeilt, aber irgendwie wird man auch mit ihnen nicht so warm.

Man kann zwar sehr gut hineinfühlen, wie es Daniel mit der falschen Anklage gehen muss, nachdem alles in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus. Trotzdem führt er sich in meinen Augen immer unsympathischer auf, als er es hätte tun müssen. Ist es nicht schon schlimm genug, macht er es immer noch um eine Sache schlimmer.

Man merkt hier dem Autor an, dass er sich mit der Marterie sehr gut auskennt. Er hat hier ein ganz perfides System ausgeklügelt, er zieht die Fäden des Spinnennetzes immer weiter zu und hält den Leser so mit dieser Spannung auf der Lauer. Man kann gar nicht anders, als gespannt weiterzulesen, was wohl als nächstes passieren mag. Den Protagonisten lässt er von einem Fettnäpfchen ins andere trampeln, aber auch Janina scheint Fehler zu machen, auch wenn sie erst den Anschein macht, als sei sie mit allen Wassern gewaschen und so durchtrieben, dass sie mit allem durchkommt.

Die Handlungen und Situationen in diesem Buch sind keineswegs langweilig, die Sprache und der Schreibstil lassen einen tief in den Krimi blicken und sich ganz der Geschichte hingeben. Dass hier alle Personen durch die Bank etwas unsympathisch erscheinen, trübt das ganze Geschehen vielleicht ein kleines bisschen und nimmt das ganz große Mitfiebern aus den Segeln. Auch von Daniels Bezeichnung "Engelchen" für seine Tochter ist man gleich mal genervt, da er das in jedem Satz, in welchem sie vorkommt, benutzt.

Das Ende ist nicht ganz überraschend, aber auch nicht so sehr vorhersehbar. Es ist gut gewählt und schließt den Krimi als solchen gut ab.

Ich kann das Buch ohne schlechten Gewissens den Krimifans weiterempfehlen, die mal eine andere Art Sicht auf das Geschehen lesen möchten aus der Feder eines Polizisten!