Rezension

Soziopath versus Psychiater

Niemand sieht mich kommen
von Lisa Scottoline

Bewertet mit 4 Sternen

Von heut auf morgen wird Eric Parrish vom renommierten Leiter der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses zum vermeintlich Kriminellen. Nicht nur führt er einen erbitterten Sorgerechtsstreit um seine Tochter. Die Behandlung eines jugendlichen Stalkers mit Zwangsneurose bringt ihn selbst in den Verdacht, dessen weibliches Zielobjekt ermordet zu haben. Obendrein sieht er sich dem Vorwurf der sexuellen Belästigung einer Medizinstudentin ausgesetzt. Parrish ermittelt auf eigene Faust und findet Haarsträubendes heraus …

 

 

 

Dieser Thriller ist sehr fesselnd. Während der Leser einen kleinen Wissensvorsprung hat und ihm vom ersten Kapitel an klar ist, dass es ein Soziopath auf Dr. Parrish abgesehen hat – der sich übrigens immer mal wieder in eigenständigen Kapiteln mit Ausführungen  zu Wort meldet -, bleibt dies dem Protagonisten bis fast zum Schluss verborgen. Für den Leser ist natürlich bis ebenda offen, wer hinter der Person des Soziopathen steckt und welches Motiv er hat. Das spornt zum weiteren Lesen an. Die Auflösung ist nach rasanten Entwicklungen und Wendungen recht überraschend und kaum vorhersehbar. Woran ein guter Thriller selbstverständlich nicht vorbeikann, sind Tote. Von ihnen gibt es hier mehrere, ohne dass die Geschichte dadurch aber brutal oder grausam wird. Woran sie etwas schwächelt, ist die Person des Protagonisten. Er mutiert plötzlich vom totalen Gutmenschen zum Bösewicht und ist ebenso rasch wieder rehabilitiert. Das läuft etwas zu glatt und entspricht nicht unbedingt der Realität. Wer zu dem Buch greift, muss sich im Klaren sein, dass es sich um einen amerikanischen Thriller handelt, in dem die eigentümliche, uns fremd anmutende Rolle von Polizei und Justiz von Bedeutung ist.

 

 

 

Insgesamt kann ich dieses Buch nur empfehlen.