Rezension

Sehr beklemmend

Geordnete Verhältnisse -

Geordnete Verhältnisse
von Lana Lux

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte wird abwechslungsreich von beiden in der Ich-Form erzählt. Es geht um eine toxische Beziehung und Macht und Kontrolle über den Partner. In drei Abschnitten erfahren wir über das Leben der beiden Hauptprotagonisten. Da ist Philipp, der so gerne einen Freund in der Schule wollte und nie bekam. Dann kommt Faina aus der Ukraine in die Kleinstadt. Die beiden freunden sich an und Philipp ist glücklich, endlich jemanden zu haben, mit dem er Zeit verbringen kann. Beide haben rote Haare. Die schwierigen Verhältnisse, in der er aufgewachsen ist, lassen mich schon seine Aggressivität anderen gegenüber nachvollziehen. Ohne Vater aufwachsen und eine Alkoholabhängige Mutter, die oft fremden Besuch über Nacht mitbringt, was soll da aus solchen Kindern werden? Sein Einnässen hatte er nie wirklich unter Kontrolle, das war beim ersten Date schon schlimm. Und hat sich auch mit 25 nochmal bestätigt. Dass ihm öfter die Hand ausrutscht in der kontrollierten Beziehung mit Faina ist für mich nicht nachvollziehbar, und das hätte bei dem Babygeschrei überhaupt nicht sein müssen. Warum er sich vor Sex ekelt will mir nicht so richtig in den Sinn. Und Sex in einer Schwangeschaft kommt schon überhaupt nicht infrage. Philipp ist so kontrolliert, dass er selbst beim Anblick in die volle Spüle explodiert und Fainas Mutter anbrüllt. 

Fainas Vorstellung vom Leben ist auch etwas seltsam. Sie verlässt die Kleinstadt und Philipp, um nach Berlin zu gehen. Arbeiten und endlich ihre Sexualität ausleben. Dann  gerät sie in schlechte Gesellschaft, wird schwanger und weiß nicht von wem. Mit hohen Schulden kehrt sie nach Hause zurück. Philipp ist erfreut und nimmt sie wieder auf. Sie zahlt einen hohen Preis dafür und trotzdem gehen beide zusammen nach Berlin zurück. Es wird immer dramatischer dort, die Spannung wird hochgehalten. Körperliche Nähe und Eifersucht fördert nicht den Erhalt einer Beziehung. Wenn Freundschaft und Zuneigung in gefährliche Abhängigkeit übergehen, ist die Gefahr groß, gebrochen zu werden. Was nicht aufhört weh zu tun, ist, dass vieles eine Lüge ist, aber niemand will Faina glauben. Die Aussagen der Eltern finde ich unverschämt. Hat Faina etwa eine mentale Störung? Was passiert mit der kleinen Mara? 

 

Das Buch hat mir gut gefallen, wobei einiges für mich auch unglaubwürdig ist. Ich möchte nicht spoilern, deshalb erwähne ich es hier nicht. Der Schreibstil war flüssig, die Geschichte auch spannend geschrieben mit guter Artikulation. Nach 287 Seiten geht ein unheil drohender Plot zu Ende, den ich so nicht erwartet habe. Es kam auch ein wenig zu schnell fü mich. Ein lesenswerter Roman, den ich gerne weiterempfehle.