Rezension

Schatzsuche zu Kriegszeiten

Schattenspieler - Michael Römling

Schattenspieler
von Michael Römling

Bewertet mit 5 Sternen

"Schattenspieler" von Michael Römling spielt am Ende des zweiten Weltkrieges in Berlin und ist ein überzeugendes Jugendbuch über neue Freundschaften und eine spannende Schatzsuche.

Inhalt: Frühjahr 1945 in Berlin. Die Russen stehen bereits kurz vor der völlig zerbomten Reichshauptstadt. Kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee muss der junge Jude Leo nach einem Bombenangriff aus seinem Versteck fliehen und begegnet dabei Friedrich, der sich ebenfalls vor den Nationalsozialisten versteckt, um nicht kurz vor Kriegsende noch als Deserteur enttarnt und hingerichtet zu werden. Auf Umwegen freunden sich die beiden ungleichen Jungen an und geraten mitten hinein in die Führungsstäbe der Besetzer-Mächte, die über die Teilung Berlins verhandeln. Dabei kommen sie auch einem hochrangigen Nazi auf die Schliche, der vor seinem Untertauchen einen wertvollen Schatz versteckt haben muss - irgendwo in Berlin. Friedrich und Leo machen sich auf die Suche und begeben sich dabei in große Gefahr...

Micheal Römling verbindet in seinem Jugenbuch "Schattenspieler" historische Fakten geschickt mit einer fiktiven Geschichte. Viele Themen aus der Zeit des Nationalsozialismus und der frühen Nachkriegszeit werden angesprochen und wirken in ihrer Schilderung, der Atmosphäre der in Trümmern liegenden Stadt Berlin und der Situation ihrer Bewohner sehr authentisch und klar. Allerdings schreibt der Autor seinen Roman mit einer ausgewogenen Lockerheit und findet ein gutes Maß zwischen recherchierten Fakten und fiktiven Elementen, sodass auch historisch uninteressierte oder von der NS-Zeit abgeschreckte Leser einen guten, flüssigen Einstieg in die Thematik finden sollten. Um einige Informationen besser einordnen zu können, falls man sich bisher nicht sonderlich mit dem zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt hat, verfügt das Buch am Ende außerdem über ein Glossar, dass Namen, Orte und Abkürzungen diverser Organisationen noch einmal genauer erläutert.

Im Fokus stehen dabei die Enteignung von Kunstwerken aus dem Besitz jüdischer Sammler und die Soppelmoral vieler NS-Größen zwischen Ideologie und Habgier. Auch die Schatzsuche der beiden Jungen entführt den Leser in die Welt der Künste.
Der Roman hat mich vor allem durch seine Charaktere überzeugt, deren Entwicklungen voller nicht vorherzusehender Wendungen stecken und zu spannenden Ereignissen führen. Dabei schildert der Autor sowohl die erschreckenden Folgen von Krieg und Besetzung, wie Tod, Vergewaltigung, Hunger und Angst, also auch einfühlsame und zum Schmunzeln anregende Erlebnisse. Kaum eine der beteiligten Gruppen und Personen lässt sich zweifelsfrei in Kategorien wie "gut" und "böse" einteilen. Stattdessen zeigt der Autor eindrucksvoll, dass es auch oder vor allem in Kriegszeiten beides gibt und der äußere Schein trügerisch sein kann.

Der Schreibstil ist für ein Jugendroman angemessen. Dank der hohen Spannung, den vielen Überraschungen und kleinen Schmunzlern lässt sich "Schattenspieler" trotz des ernsthaften Themas leicht und flüssig lesen.

Fazit: Ein spannendes Jugendbuch vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs und der Besetzung Berlins. Historische Fakten und fiktive Personen werden gekonnt vermischt, sodass das Buch insgesamt durch eine sehr authentische Atmosphäre und sympathische Protagonisten besticht. 5 Sterne