Rezension

Ruhige Liebesgeschichte mit kleineren Schwachpunkten

Worlds Collide -

Worlds Collide
von Anabelle Stehl

Bewertet mit 4 Sternen

Bei dem Cover bin ich extrem zwiegespalten, einerseits mag ich eigentlich die Schlichtheit und die eher gedeckten Farben, andererseits fand ich, dass es so gut wie gar nicht zum Inhalt passt, vielleicht macht es aber gerade das aus, schließlich geht es in dem Buch auch um Vorurteile gegenüber anderen und das Cover bricht bewusst damit. So oder so freue ich mich in jedem Fall darauf, es in meinem Regal stehen zu sehen. 

 Die Story hat mich in jedem Fall neugierig gemacht: Fiona Harris hat es geschafft. Aus dem armen Mädchen aus Croydon ist eine bekannte Beauty-YouTuberin mit eigener Make-up-Linie geworden. Doch am Tag ihres Launches droht all ihre harte Arbeit umsonst gewesen zu sein, denn der bekannte YouTuber Demian O’Neill veröffentlicht ein Video darüber, dass die Spendengelder eines Events, für das Fiona ihren Namen gegeben hat, während es von anderen Influencern organisiert wurde, in die Taschen dieser geflossen sein sollen. Sie steht plötzlich als Diebin da, während sie nur zu gut weiß, wie wichtig die Spendengelder für die betroffenen Menschen sind. Verzweifelt versucht sie Demian davon zu überzeugen, dass sie nichts damit zu tun hat und auch nichts davon wusste, doch dieser scheint ihr gar nicht zuzuhören, bis sie sich plötzlich persönlich gegenüberstehen und er feststellen muss, dass sie etwas in ihm berührt und er widerwillig beginnt, ihr zu glauben. 

Ich mochte die erste Reihe von Annabelle Stehl wirklich gerne und habe mich deswegen unglaublich auf dieses Buch gefreut, zumal ich die Thematik über die Welt der Influencer durchaus spannend fand. Vollkommen überzeugen konnte mich das Buch aber leider nicht. Das lag allerdings nicht an dem Schreibstil, der gewohnt leicht, flüssig und an manchen Stellen nahezu mitreißend war, obwohl er das nie mit Dramatik tut, sondern die Geschichte vielmehr eher leise und bedacht erzählt.

Auch die Charaktere mochte ich wirklich gerne, auch wenn ich zunächst meine Zweifel hatte. Ich habe grundsätzlich keine Vorurteile gegenüber Influencern, weil es oft sehr deutlich ist, wie viel Mühe sie in ihren Job stecken, dennoch war ich mir unsicher, wie sehr ich mich mit einer Beauty-Influencerin identifizieren konnte, aber ich hatte damit glücklicherweise so gar kein Problem. Das liegt einfach daran, wie sehr Fiona für das brennt, was sie tut und ich mich dadurch nicht damit auskennen muss, was sie tut, um zu akzeptieren, dass sie es einfach liebt. Ich mochte sie vielleicht schon deswegen einfach sehr gerne, weil sie das Klischee einer Beauty-YouTuberin schon zu Beginn des Buches aufdeckt und sich dem entgegenstellt, obwohl sie da immer wieder mit konfrontiert wird. Ich mochte, dass sie sich für die Sachen einsetzt, die ihr wichtig sind und dabei versucht, sich selbst treu zu bleiben, selbst wenn das der schwierigere Weg ist. Demian hat es ebenso schnell in mein Herz geschafft, weil er eben nicht der herzlose Gossip-Blogger ist, für den man ihn zu Beginn hält. Vielmehr ist dieser YouTube-Kanal nur Mittel zum Zweck, weil er eigentlich für Astronomie brennt und diese seinen Fans eigentlich näherbringen soll. Zudem mochte ich, wie akribisch er die Geschichten, über die er berichtet, recherchiert. Er springt nicht einfach auf eine reißerische Berichterstattung auf, sondern er versucht, aufzuzeigen, inwiefern Influencer ihre Fans betrügen und somit das Image aller beschädigen. Ich habe aber vor allem geliebt, dass er ein Nerd ist. Dabei ist es zwar ein wenig stereotypisch, dass er eine Brille trägt, aber auch das mochte ich richtig gerne, weil er mal ein anderer Typ eines Protagonisten ist. Nicht, dass es nie Nerds gibt, aber Demian ist nie der Arsch, der sich nicht um die Gefühle anderer schert, sondern immer vor allem ein netter Typ, dem seine Wissenschaft unglaublich wichtig ist. 

Obwohl ich beide wirklich gerne mochte, konnte mich die Geschichte nicht in ihrer Gänze überzeugen, das liegt vor allem daran, dass ich zwar verstehen konnte, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen, nicht aber wie schnell das ging. Zunächst ist Demian davon genervt, dass Fiona ihn versucht, davon zu überzeugen, dass sie nichts damit zu tun hat und dann glaubt er ihr gefühlt plötzlich, weil er sie mag? Das hätte ich vollkommen okay gefunden, wenn es etwas länger gedauert hätte und sie sich zu Beginn mehr gestritten hätten. So aber treffen sie sich recht schnell auch unabhängig von den Nachforschungen und kommen sich, für meine Begriffe, zu schnell, zu nah. Das hat mich tatsächlich so richtig erst gestört, nachdem ich das Buch durchgelesen hatte und mich gefragt habe, was genau mir eigentlich gefehlt hat. Ich mochte das Buch zwar wirklich gerne und habe die Charaktere auch echt geliebt, aber mir fehlte so ein bisschen der Sog, das Besondere der Beziehung der beiden, das dafür sorgt, dass mir das Buch langfristig im Gedächtnis bleibt.