Rezension

Perfekte Sommerlektüre

Pastis für den Commissaire - Julie Masson

Pastis für den Commissaire
von Julie Masson

Als Sophie sich auf die lange Reise von Berlin an die französische Atlantikküste macht, hat sie viele glückliche Kindheitserinnerungen im Gepäck, die sie mit ihrem Bruder wieder aufleben lassen möchte. Stattdessen muss sie kurz darauf seinen Leichnam identifizieren.

“Pastis für den Commissaire” ist der erste Krimi von Julie Masson, die selbst an der französischen Atlantiküste aufgewachsen ist und seit vielen Jahren in Deutschland lebt. Ein wenig verklärt ist die Geschichte schon, eins ums andere Klischee reiht sich aneinander, aber – es ist gut gemacht.

Als Sophie sich auf die lange Reise von Berlin an die französische Atlantikküste macht, hat sie viele glückliche Kindheitserinnerungen im Gepäck, die sie mit ihrem Bruder wieder aufleben lassen möchte. Stattdessen muss sie kurz darauf seinen Leichnam identifizieren.

“Dieses Dorf war eine Art Symbol ihrer unbeschwerten Kindheit gewesen. Wenn sie eine unangenehme Situation durchleben musste, wie zum Beispiel beim Zahnarzt, hatte sie sich immer das tobende Meer, den Strand und die kreischenden Möwen in Erinnerung gerufen. Nun war dieser Rückzugsraum besudelt. Überdeckt von dem schrecklich zugerichteten Körper ihres Bruders und von der Vorstellung, dass sie seinem Mörder, ohne es zu wissen, jederzeit gegenüberstehen konnte.”

Thomas Schumacher lebte erst zwei Jahre an der Küste. Der ehemalige Hauptschullehrer und Hobby-Ornithologe bewirtschaftete einen Biohof und hatte sich in dem beschaulichen Landstrich schnell viele Feinde gemacht. Für die Dorfbewohner war er nur der “Ecolo”, ein Sturkopf, der mit seinen Prinzipien und seiner Hartnäckigkeit reichlich Unfrieden stiftete. Vielleicht sogar ein Denunziant, der die Fischer bei der Aufsichtsbehörde wegen ihrer Netze angeschwärzt hat. Und dann ist da noch das kleine Notizbuch, in dem er sämtliche Geheimnisse der Alteingesessenen dokumentiert hat. Wurde ihm das zum Verhängnis?

Die polizeilichen Ermittlungen leitet Commissaire Lucien Lefevre. Er wäre viel lieber an seinem Schreibtisch in Bordeaux geblieben. Doch notgedrungen muss er seinen Bürojob gegen die nervenaufreibende Ermittlung in dem kleinen Küstenort Lit-et-Mixe eintauschen.

Lefevre hofft, den Fall in der Provinz so schnell wie möglich abschließen zu können, denn auch die Kollegen von der dortigen Gendarmerie, der junge Sergeant Francois Chevalier und sein Kollege Yves Dubertrand, sind so gar nicht seine Kragenweite.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommt das Trio mit seinen Ermittlungen dennoch voran. Und nahezu jeder der Dorfbewohner scheint verdächtig zu sein.

“Es mochte ja angehen, dass hier jeder sein kleines schmutziges Geheimnis hatte. Schockierend war die Tatsache, dass jeder im Dorf auch noch davon zu wissen schien. Durch diese Überlappung von Tätern, Opfern und Mitwissern war das Dorf zu einem einzigen Organismus verwachsen, der sich gegen Fremde perfekt abschirmte und nach innen nach seiner eigenen Ordnung funktionierte.”

Lefevres will den Fall unbedingt lösen will. Dafür ruiniert er bei den Ortsterminen am Strand und in den Dünen sogar seine teuren Schuhe. Woher stammt die ölige Flüssigkeit und liefert sie ihm den entscheidenen Hinweis? Mithilfe seines wieder erwachten detektivischen Spürsinns und moderner Techniken der Spurensicherung gelingt es ihm, den Mord aufzuklären.

Die Dorfbewohner können beruhigt aufatmen, als der Fall gelöst ist und die alten Klatschgeschichten wieder ruhen dürfen. Auch für Comissaire Lefevre hat sich in diesen paar Tagen einiges verändert. Er hat sich seit langer Zeit wieder verliebt, trotz laufender Ermittlungen.

Und beruflich stehen wohl ebenfalls Veränderungen an, denn statt ins Abteilungsleiter-treffen nach Bordeaux beordert ihn sein Chef gleich zum nächsten Fall. Vielleicht erfahren wir ja demnächst, worum es dabei ging...