Rezension

Mehr Aufzählung der 90er als eine fließende Geschichte

Kind der 90er - Michèle Voigt

Kind der 90er
von Michèle Voigt

Bewertet mit 2 Sternen

Nein, lohnt sich nicht zu kaufen

Wer ein Buch sucht, wo er sich in einer leicht zu lesenden Geschichte die Erinnerungen der 90er auffrischen möchte, ist hier genau richtig.

Die Autorin hat es geschafft in eine aktuelle Geschichte die geballte Power der 90er unterzubringen. Von der Musik, der Kleidung, über die Partys bis hin zum Alltag.

Das Ganze wird durch die junggebliebene Julia erlebt, welche mit zwei Kindern und einen Mann, in einem hübschen Häuschen lebt. Sie arbeitet in Teilzeit, muss sich um die Kinder und den Haushalt kümmern und ist froh, wenn Sie mal Ihren Mann zu Gesicht bekommt. Denn dieser ist auf dem besten Weg in seinem Beruf weiter aufzusteigen, leider unter der Prämisse kaum daheim zu sein.

So kann man Julia verstehen, wenn diese abends aufgebrezelt und frustriert zu Hause sitzt, weil ihr Mann nicht wie versprochen nach Hause gekommen ist, sie aber mal wieder etwas Zweisamkeit erleben wollte.

So erlebt Julia ihren persönlichen Flashback, als auf einer 90er-Jahreparty all die Erinnerungen an damals wieder hochkommen. Die Kleidung, die Musik, die Partys und ihr damaliger Schwarm Jannis.

Die damalige Zeit und die Gefühle kommen wieder und der Wunsch nach der Freiheit von damals.

Das Buch spiegelt in vielen verschiedenen Eindrücken die damalige Zeit wider, für jeden einzeln und im speziellen wie Julia diese erlebt hat. Dies war für mich auf jeden Fall eine Möglichkeit, auch an Dinge erinnert zu werden, die ich seit damals schon längst vergessen habe, für das Jahrzehnt aber so bekannt war. Von der Seite her hat mir das Buch gefallen.

Mir persönlich hat aber die Geschichte um Julia und ihr Charakterbild weniger zugesagt. Die Story plätschert vor sich hin, es fehlt mir an Tiefgang und an dem was mich an einem Buch fesselt. So ist sie die Frau in den 30ern mit einem lieben Mann, tollen Kindern, einer Teilzeitstelle, lebt in einem Haus mit Garten und von Armut betroffen ist sie auch nicht.

Ich kann verstehen das ihr Alltag bei weitem anstrengender ist als der von ihrem Mann, oder sagen wir mal anders anstrengend, aber für mich war es vor allem Leiden auf hohem Niveau. Immerhin versucht ihr Mann es immer wieder gut zu machen und arbeitet so viel, damit man sich alles leisten kann. Aber Julia ist unzufrieden und würde halt gerne wieder 16 und frei sein. Etwas, was die Autorin sehr gut ausgearbeitet hat, mir persönlich aber das Unsympathische zu sehr wachsen gelassen hat.

So ist auch Jannis als Charakter für mich nicht interessant gewesen und zu unglaubwürdig.

Die Geschichte ist daher zwar schön mit den Gedanken an die 90er zu lesen, aber die Basis, und zwar die Geschehnisse im Hier und Jetzt mit dem fehlenden Charakterbild hat mir leider weniger zugesagt.

Für Kinder der 90er sicherlich ein interessanter Roman, der schnell gelesen ist und nicht allzu viele Schwierigkeiten im Verstehen mit sich bringen sollte.