Rezension

LGBTQIA+ - Wichtige Thematik, aber warum so belehrend?

We fell in love in october -

We fell in love in october
von Inka Lindberg

Bewertet mit 2 Sternen

»Das kann doch nicht alles sein im Leben«, sagt sich Lisa, bricht ihre Ausbildung als Bankkauffrau ab und bricht damit auch mit allem, was ihre Eltern und Freund Max sich vorgestellt haben. In einer Spontanaktion bucht sie ein Busticket nach Köln. Dort beginnt ein Abenteuer, in dem sie auf die Tätowiererin Karla trifft, die ihr eine Welt zeigt, die Lisa bis dahin nur aus Filmen kannte. Zwischen Couchsurfing, Partys und existenziellen Lebenskrisen erkundet die junge Frau nicht nur ihre Sexualität, sondern auch die Möglichkeit, dass Träume keine Träume bleiben.

Meine Meinung: 

Die Influencerin Inka Lindberg kenne ich bereits durch ihren ersten Roman aber auch durch ihre Internetpräsenz - auch ihre queere Freundebubble ist mir bekannt. Ich finde es daher total schön, dass die Autorin eine Geschichte schreibt, die die Thematik LGBTQIA+ in den Vordergrund rückt und zeigt, dass eine queere Liebe wie jede andere Liebe völlig normal ist. In dieser Geschichte erleben wir das "Mädchen vom Dorf" namens Lisa, die scheinbar trotz ihres jungen Alters noch nie etwas von LGBTQIA+ gehört hat - im Grunde ist sie völlig unwissend. Im Zeitalter des Internets und Instagram fast nicht denkbar. Und hier beginnt auch schon meine Kritik. Die Autorin nimmt sich eine unscheinbare Jugendliche, die die Szene so gar nicht kennt und erklärt auf diese Weise unterschiedliche Begrifflichkeiten. Unwissende bekommen hier die ein oder andere nützliche Umgangsweise erklärt. Das ist erstmal gut, was mich aber hieran stört: Alles rund um LGBTQIA+ wird sehr belehrend, aber dann doch teilweise viel zu wenig im Detail erklärt. Man hat das Gefühl, dass die Autorin ein Buch schreibt, in welchem sie Leser*innen belehren, aber gleichzeitig nicht zu viel erklären will. Ich bin der Meinung, dass man sich hier der Zielgruppe bewusster sein sollte. 

Möchte man hier die Jugend ansprechen, die sich vermutlich in der LQBTQIA+-Szene auskennt und da gar nicht mehr so viel Erklärungsbedarf hat (Gen Z)? Dann brauch man die ganzen Belehrungen nicht, sondern kann die Liebesgeschichte mit viel mehr Tiefe und mit weniger Erklärung gestalten. Oder möchte man die Personen ansprechen, die mit der Szene noch so gar nichts am Hut haben und vielleicht sogar noch recht intolerant sind (vermutlich Boomer und Millenials?) ? Dann muss man viel mehr erklären, teilweise viel weiter ausholen und vor allem eine weniger jugendliche Sprache wählen.... Irgendwie schafft die Autorin hier den Sprung nicht richtig. Teilweise wird eine sehr jugendliche Sprache gewählt, die wahrscheinlich zur Zielgruppe passt. Das Belehrende spricht aber wohl eher Millenials und Boomer an, die eben mit der jugendlichen Sprache recht wenig anfangen können. Ich selbst - Mitte 30 - habe das Gefühl sehr tolerant, feministisch und offen zu agieren, habe aber sicherlich noch einiges zu lernen. Ich habe mich stellenweise von der jugendlichen Sprache abschrecken lassen und fand die Erklärungen teilweise sehr überheblich und - wie gesagt - belehrend. Das ist total schade, weil man ja mehr über die Szene lernen möchte und auch Angst hat, die falschen Worte zu wählen oder das falsche zu sagen. Für mich geht dadurch die Liebesgeschichte etwas unter und verliert an Bedeutung.

 

Fazit: 

Eigentlich eine nette Liebesgeschichte, die davon überschattet wird, dass die Autorin auf sehr jugendliche und gleichzeitig sehr belehrende Art und Weise versucht, Leser*Innen mit in die LGBTQIA+ Szene mitzunehmen. Zielgruppe dadurch irgendwie verfehlt. 2 Sterne!