Rezension

Kristina Mahlo und ihr Einsatz für die Toten

Die Stimme des Vergessens - Sabine Kornbichler

Die Stimme des Vergessens
von Sabine Kornbichler

Bewertet mit 5 Sternen

Kristina Mahlo wird vom Amtsgericht die Nachlassverwaltung von Albert Schettler übertragen. Sein Haus ist gesichert wie Fort Knox und zeigt schon optisch, dass der Verstorbene scheinbar unter Paranoia litt. Er fühlte sich beobachtet und bedroht. Seine feste Meinung war, wenn er sterben sollte, wird das ein gewaltsamer Tod sein.
In weiser Voraussicht hat er für die Nachlassverwalterin, in diesem Fall Kristina Mahlo, einen Brief hinterlassen, in dem genau aufgeschrieben ist, wie sie mit den 3 Briefen in seinem Schließfach umzugehen hat, damit sie nicht gestohlen werden. Da sie das jedoch nicht für voll nimmt, geschieht genau das, was der Verstorbene vorausgesehen hat - die Briefe werden ihr gestohlen.
Nun ist der Ehrgeiz von Kristina Mahlo geweckt und sie versucht zu ergründen, vor wem er Angst gehabt hat und findet unglaubliches heraus ...

Albert Schettler hatte vor Jahren eine Straftat begangen, die inzwischen verjährt ist, für die er und seine damaligen Mitstreiter jedoch nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Seine beiden Mitstreiter sind tot und nun ist er der festen Meinung, dass er der nächste sein wird, weshalb er für den Fall seines Todes in einem Schließfach Unterlagen hinterlegt, die für die Polizei und andere zur Aufklärung des Falls sind.

Kristina Mahlo ist gewissenhaft und kann es nicht verantwortlichen, sich nicht wenigstens auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Ihr Ehrgeiz wurde mit dem Diebstahl der Umschläge geweckt.
Unterstützt wird sie wieder von Henrike, der ehemaligen Polizistin und ihrer Angestellten Funda, die sehr gut und gerne recherchiert.

Wieder einmal gelingt es Kristina Mahlo und ihren beiden Mitstreiterinnen auf der Suche nach der Wahrheit ein Geheimnis ohne die bei der Polizei üblichen Ermittlungsmethoden aufzudecken. Durch Fragen, logisches Denken und das erworbene Wissen aufzuarbeiten gelingt es ihnen letztendlich, diesen Fall aufzuklären.

Die Autorin Sabine Kornbichler hält die Geschichte im Fluss. Wenn die Protagonisten gegen eine Wand rennen und scheinbar alles ausgeschöpft haben, findet sie durch geschickte Schachzüge Mittel und Wege, die Geschichte glaubhaft weiterzutreiben. Erst im Laufe der Geschichte kommt die ganze Wahrheit ans Licht, die sich völlig anders entwickelte, als man anfangs vermutet hatte. Verzwickt, verwunden, aber doch logisch nachvollziehbar, geht es so manches mal um Ecken und Kanten, die nicht zu sehen waren.

Ein paar mal musste ich inne halten, um kurz noch einmal zu überschlagen, wie ich an die Stelle gekommen bin, denn geradlinig verlief der Weg dahin nicht.
Die Autorin treibt den Leser vor sich her, man kann gar nicht aufhören zu lesen, weil man wissen will, wie alles zusammenhängt.

Aber auch in dem privaten Umfeld von Kristina Mahlo tut sich einiges. Nicht nur ihr Vater geht seine eigenen Wege, auch ihre Beziehung zu Simon steht momentan unter keinem günstigen Stern.

Das Buch beginnt mit einem "Auszug aus dem Vernehmungsprotokoll". Aus diesem Protokoll erfährt der Leser einige Ereignisse, die man jedoch lange nicht zuordnen kann. In Abständen kann man weitere Auszüge lesen und so nach und nach erschließt sich einem, wer dort vernommen wird und doch kann man noch immer nicht erfassen, wohin uns das bringen wird. 

Es bleibt spannend bis zum Schluss. 

Dieses Buch ist bereits der zweite Teil um die Nachlassverwalterin Kristina Mahlo, die sich für die Gerechtigkeit der Toten einsetzt, auch wenn sie dabei selbst in Gefahr gerät.
Obwohl es möglich ist, diesen Teil separat zu lesen, denn es wird immer wieder bereits geschehenes erwähnt und erläutert, so würde ich doch empfehlen, zuerst Band 1 zu lesen. Man hat damit die Möglichkeit, die Protagonisten besser kennenzulernen und einige ihrer Entscheidungen besser zu verstehen.

Ich habe mich auf den 2. Teil gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Wem "Das Verstummen der Krähe" gefallen hat, für den ist dieser Teil Pflichtlektüre.
Ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.