Rezension

Kann man lesen, muss man aber nicht

Killing Lessons - Saul Black

Killing Lessons
von Saul Black

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung:
Inhalt
Es ist kurz vor Weihnachten, als Nell Zeugin einer schrecklichen Tat wird: Zwei Männer ermorden ihre Mom und ihren Bruder auf bestialische Art und Weise. Sie hat Glück im Unglück und kann entkommen, doch der Schock sitzt tief.
Unterdessen macht sich Valerie Hart daran, die Ermittlungen aufzunehmen, denn es hat noch weitere Morde gegeben. Sie möchte um jeden Preis diesen Fall endlich lösen, nichts ahnend, auf welch grausame Dinge sie noch stoßen wird.

»"Erst lässt der Teufel dich wissen, dass es fürchterliche Dinge gibt. Dann sagt er dir, in welchem Zimmer sie sind. Dann lädt er dich ein, einen Blick hineinzuwerfen. Und bevor du es merkst, kannst du die Tür nach draußen nicht mehr finden. Bevor du es merkst, bist du selbst eins von den fürchterlichen Dingen geworden."«
Zitat aus: "Killing Lessons"

Cover
Ich muss leider sagen, dass ich das Cover eher nichtssagend finde. Es hat meiner Meinung nach, nicht wirklich was mit dem Inhalt zutun, wenn man von Nell absieht, die man auf dem Cover sehen kann, und hat mich daher auch ein bisschen enttäuscht. Ich hätte mir gewünscht ein paar Buchstaben und Figuren zu sehen, das hätte nach meinem Empfinden einfach viel besser zur Geschichte gepasst.

»Irgendwo hatte sie einmal gelesen: Das Wort unerträglich  macht dich zum Lügner, wenn es nicht dein Tod ist, der darauf folgt.«
Zitat aus: "Killing Lessons"

Gesamt
Von den ersten Seite wurde ich förmlich mitgerissen. Ich war quasi dabei, als die kleine Nell ihre Familie verloren hat, was mir eine Gänsehaut beschert hat. Mir hat das Mädchen sogleich Leid getan und ich war frohen Mutes, dass ich mit "Killing Lessons" einen überaus spannenden Thriller in den Händen halte. Doch die Spannung wurde mir leider immer mal wieder genommen. Zuerst sind da diverse auktoriale Erzählerwechsel. Bei den vielen Charakteren ist mir irgendwann ziemlich schwindelig geworden, weil ich sie zuerst gar nicht zuordnen konnte. Zwar gibt sich dieses Durcheinander ziemlich schnell wieder, doch der Lesefluss wurde erstmal zerstört. Zudem hat der Autor die einzelnen Gedanken der gerade handelnden Person in Klammern gesetzt, was ich als äußerst anstrengend empfunden habe. Ich habe nichts dagegen, wenn ich in die Gedankenwelt der Protas hineinblicken darf. Eher im Gegenteil: Ich mag es eigentlich, denn das bringt einem die handelnde Person näher und man kann sich besser mit ihr identifizieren. Hier kam es mir allerdings so vor, als wüsste der Autor nicht, wie er diese Gedanken am Besten verpacken soll und hat sich deshalb für die, doch sehr störenden, Klammern entschieden:

»[...] vermittelte ihr den sicheren Eindruck, dass er versuchen würde, sie in eine Unterhaltung zu verwickeln, die sie nicht führen wollte. (Und streng genommen war es auch nicht wahr, dass sie ihn für vollkommen ungefährlich hielt: Sie war eine Frau, sie war allein, sie näherte sich einem Mann auf einem Straßenabschnitt, der durch Bäume von allen Häusern äußerst abgeschirmt war. [...]) Sie hatte begonnen, in den abgespeicherten Kontakten Ryans Nummer zu suchen (Hi, ich bin´s. Bin in zwei Minuten da, mix mir doch schon mal einen Gin Tonic!) als der Wohnmobilmann - keine fünfzehn Schritte mehr - sich aufrichtete und streckte[...].«
Zitat aus: "Killing Lessons"

Die Wahl des Autors hat für mich dazu geführt, dass mir die gesamte Erzählung ein Bisschen abgehackt vorkam. Habe ich endlich mal so etwas wie Spannung erfahren -Zack- Klammer - und die Spannung löste sich in Wohlgefallen auf. Zwar habe ich das gesamte Buch über eine Art Neugier entwickelt, wie es sich wohl auflösen mag, aber dieses Gefühl, dass ich unbedingt weiterlesen muss hatte ich leider zu keiner Zeit.
Dabei ist die Schreibweise, die der Autor an den Tat legt, eigentlich recht gut. Er schreibt flüssig, leicht verständlich und macht es einem so möglich eigentlich durch die Seiten rennen zu können. Doch leider hat er mir mit seinen Klammern einige Bremsklötze zwischen die Beine geworfen, über die ich grundsätzlich gestolpert bin. Ich muss zugeben, dass ich die Klammern irgendwann einfach ignoriert und somit ungelesen übersprungen habe.
Die Charaktere blieben mir allesamt viel zu blass. Zwar hat Saul Black wohl mit seinen Klammern versucht einem diese etwas näher zu bringen, was ihm bei mir jedoch absolut nicht gelungen ist. Bis auf die Tatsache, dass Valerie Hart mehrere Probleme hat, habe ich nichts über sie erfahren und somit blieb sie mir auch sehr fremd. Wirklich sympathisiert habe ich eigentlich mit keinem einzigen Charakter, geschweige denn, dass ich mich mit irgendeinem von den ganzen Personen identifizieren konnte.
Der Plot hat mir hingegen wahnsinnig gut gefallen. Die ganzen Hintergründe, die nach und nach ans Licht kommen, waren wirklich gut durchdacht. Ebenfalls setzen sich die einzelnen Handlungsstränge, die zuerst ein Wenig überflüssig rüber kamen, zu einem ganzen Puzzle zusammen und erschienen mir dann auch sehr schlüssig und logisch. Trotz der Tatsache, dass man als Leser schon sehr früh erfährt, bei welchen Personen es sich um die Täter handelt, war ich trotzdem neugierig auf das Warum. Warum tun sie das? Was hat sie zu solchen Taten getrieben? Die Auflösung empfand ich als gelungen, allerdings als wenig Spektakulär.

In Kürze:
Positiv
Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. *
Ich empfand das Buch zwar nicht als super spannend, war jedoch neugierig, wie sich alles auflösen würde.
Der Anfang des Thrillers hat mich absolut überzeugen können.
Ich finde den Plot äußerst gelungen.
Enthaltende Liebesgeschichte rückt den eigentlich Fall nicht in den Hintergrund.

Negativ 
* Wenn man sich die Klammern weg denkt, die meinen Lesefluss absolut gestört haben.
Die Charaktere sind leider zu blass.
Nicht wirklich spannend.
Die Auflösung ist gelungen, aber alles andere als spektakulär.
Geschichte bleibt nicht im Gedächtnis.

Fazit:
Zusammengefasst ist "Killing Lessons" für mich ein Thriller, der Okay, aber nicht mehr ist. Die Klammern haben meinen Lesefluss arg gestört und zudem die immer mal wieder aufkeimende Spannung zerstört. "Killing Lessons" ist ein Thriller, den man lesen kann, aber nicht lesen muss.
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