Rezension

Internatsgeschichte, die die Ansätze leider so gar nicht nutzt

Killing November -

Killing November
von Adriana Mather

Bewertet mit 2 Sternen

Das Cover finde ich an sich gut gelungen. Ich mag die Zweiteilung, die es so aussehen lässt, als wäre der Buchdeckel halb abgerissen und als würde die erste Seite des Buches mit der deutlichen Aufforderung Killing November dahinter zum Vorschein kommen. Allerdings gefällt mir nicht, dass das Cover über Novembers Gesicht mit Kratzern ‚verziert‘ ist, weil das Buch so eher mitgenommen aussieht. Auch der Buchrücken ist in meinen Augen nicht so gelungen, ich glaube ich hätte es hier besser gefunden, wenn er schlicht schwarz mit roter Schrift gewesen wäre, dennoch passt das Cover im Großen und Ganzen hervorragend zum Inhalt.

Die Story an sich klang für mich erst einmal interessant: November versteht überhaupt nicht, warum ihr Vater sie nach einem Einbruch bei ihrer Tante plötzlich auf ein seltsames Internat schickt. Die Schüler hier haben keine normalen Unterrichtsfächer, sondern werden in Schwertkampf, Giftkunde oder Lügen unterrichtet. Auch ihre Mitschüler sind ganz anders als Novembers Freunde in ihrer Heimat, dem ländlichen Pembrock. Alle scheinen etwas im Schilde zu führen, jederzeit bereit sich gegenseitig bloßzustellen oder anzugreifen. Außerdem wird ihr eingeschärft, niemals über ihre Heimat oder ihre Familie zu reden, nicht einmal mit ihrer zugeknöpften Mitbewohnerin Layla. Nach und nach erkennt Nova, dass es sich bei der Schule um eine Ausbildungsstätte für alte Familien eines geheimen Ordens handelt und dass nicht jeder, der Neuen wohlgesinnt ist. Als dann noch einer der Schüler getötet wird, spitzt sich die Lage zu und November gerät ins Kreuzfeuer, bei dem plötzlich jeder der nächste sein könnte, der stirbt…

Ich hatte mich riesig darauf gefreut, endlich mal wieder eine coole Internatsgeschichte zu lesen, wurde aber leider enttäuscht. Der Schreibstil ist allerdings wirklich gut, man fliegt nur so durch die Kapitel und kann sich meistens wirklich gut in die Story hineinziehen lassen.
 
Allerdings harkt es bei dieser dann leider an einigen Stellen. Zu Beginn des Buches hat man nur eine grobe Ahnung, in welche Richtung sich diese entwickeln wird und man wird auch einfach nicht aufgeklärt. Da kommt November an einem völlig fremden Ort zu sich, weil sie scheinbar im Flugzeug betäubt wurde und dann gehen alle einschließlich der Lehrer davon aus, dass sie ja weiß, wie es an der Schule läuft und wem sie was sagen bzw. nicht sagen darf. Da Nova zu Beginn ebenfalls keine Ahnung davon hat, was denn überhaupt vor sich geht, war es für mich zunächst noch vollkommen okay, nicht direkt alles zu erfahren, aber es dauerte mir deutlich zu lange bis man zumindest grundlegende Informationen bekommt und selbst diesen kann man oft nicht wirklich trauen. Das ist es nämlich worum es in einem Großteil der Gespräche zwischen den Schülern geht, dass man einander und eigentlich auch sonst niemandem trauen darf. Das hat mich zunehmenden Verlauf des Buches immer mehr genervt. Ich habe nach einigen Erklärungen durchaus verstehen können, warum die Schüler sich sträuben, November irgendwelche Informationen zu geben, schließlich müssten sie dazu selbst etwas preisgeben und in ihrer Welt kann das den Tod bedeuten, denn alle kommen aus sehr alten Familien, die einem geheimen Orden angehören, sich aber auch immer wieder gegenseitig bekriegen, wofür jedes noch so kleine Familiengeheimnis benutzt werden könnte. Bis man aber diese kleinen Infos hat, ist bestimmt schon ein Drittel des Buches rum und man irrte ebenso wie November ein bisschen planlos durch die Schule. Wenn man dann wenigstens spannende Unterrichtseinheiten hätte miterleben können, hätte mich das ein bisschen entschädigt, aber leider kamen die mir einfach zu kurz. Zwar wurde der ein oder andere Schultag grob geschildert, aber man konnte zu keinem Zeitpunkt in eine Art Alltag eintauchen, weil direkt wieder irgendwas passiert, das wichtiger ist. Das Problem war zudem, dass mir die grundlegende Story nicht spannend genug war. Da wird jemand ermordet, den man zuvor nicht einmal kurz kennengelernt hat und alles entwickelt sich auf Annahmen, die man als Leser nicht erhält, sodass das Miträtseln um den Mörder nicht so richtig gelingt. Auch die Auflösung zum Schluss war mir zu klischeehaft, zu platt und teilweise auch zu unlogisch, weil manche Handlungen und Erklärungen für mich einfach nicht nachvollziehbar waren.

Leider schaffen es auch die Charaktere nicht, das Buch wirklich zu retten. November fand ich zu Beginn des Buches noch recht unterhaltsam und mal etwas anders als typische Jugendbuch-Protagonistinnen. Sie ist einfach freundlich, aufgeschlossen und will am liebsten mit allen befreundet seien. Das fand ich zunächst wirklich noch cool, aber leider hat mich das mit der Zeit echt genervt, weil es einfach so gar nicht zu der Stimmung im Internat passt. Dauernd platzt sie mit irgendwelchen Informationen heraus, von denen ihr dauernd eingetrichtert wird, dass sie sie nicht weitererzählen soll. Ich konnte schon verstehen, wie schwer es ihr fiel, sich dort einzugewöhnen, vor allem weil ihr dabei wirklich niemand hilft, aber ich an ihrer Stelle hätte einfach anders reagiert. Es stört mich einfach, dass sie nie wirklich versucht, ihren Vater zu erreichen oder aus der Akademie zu entkommen, sondern es einfach hinnimmt, dass sie plötzlich das Lieblingsziel aller anderen Schüler zu sein scheint. Auch die anderen Charaktere wissen alles andere als zu überzeugen, sondern bleiben zumeist extrem blass und wirken wie Abziehbilder von den klassischen Figuren aus einem Jugendroman. Ich hatte weder zu Ash noch zu Layla oder Brandon ein klares Bild vor Augen, einfach weil man immer nur eine sehr klischeehafte Idee erhält und nur sehr selten tiefere Einblicke oder Gefühle deutlich werden. Einzig Aarya finde ich gelungener und spannend, einfach weil sie nicht vollkommen eindimensional, sondern ein wenig ambivalent dargestellt wird. Ich fand die meisten Figuren durchaus okay, sie aber keinerlei Gefühle in mir geweckt und das hat es mir schwer gemacht, so richtig mit der Geschichte mitzufiebern.

Alles in allem habe ich einfach viel mehr von diesem Buch erwartet, vielleicht auch weil ich unbedingt mal wieder eine richtig gute Internatsgeschichte lesen wollte. Der Schreibstil ist auch durchaus gut und lässt einen die Geschichte wirklich in einem Zug lesen, leider hat die Story an sich aber immer wieder mit Logikfehler zu kämpfen und handelt für mich viel zu wenig von dem Internatsalltag, was für mich aber einer der Hauptgründe gewesen ist, warum ich das Buch lesen wollte. Auch die Charaktere schaffen es nicht mich, zu überzeugen, sondern bleiben vielmehr blass und oberflächlich.