Rezension

interessantes und unterhaltsames Debüt

Der Kuss der Schmetterlinge - Victoria Lundt

Der Kuss der Schmetterlinge
von Victoria Lundt

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Kuss der Schmetterlinge ", hinter diesem Debüt der Schriftstellerin Victoria Lundt vermutet man eine kitschige Liebesgeschichte, was die Covergestaltung auch unterstreicht.Ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Sicherlich ist dies keine literarische Meisterleistung, die man hier zu lesen bekommt, aber gute und interessante Unterhaltungslektüre, die den Leser in die Kolonialzeit und das China des 19. und 20. Jahrhundert zurückversetzt.

England, Frankreich und Russland waren im 19. Jahrhundert Verbündete und somit Gegner des Preußischen Reiches und seines Verbündeten Österreich-Ungarn. Frankreich und England waren starke Seemächte, die viele Kolonien ihr Eigen nennen konnten. Da Deutschland nur wenige Kolonien z.B. in Afrika vorzuweisen hatte, ihre Handelsbeziehungen aber ausweiten wollten, wurde 1861 ein Handelsvertrag zwischen Preußen und China geschlossen. Die Chinesen waren durch die Opiumkriege und den Taiping Aufstand gezwungen, weitere Häfen zu öffnen und Gebiete abzutreten, um Reparationszahlungen zu leisten.Die Engländer profitierten am meisten davon, 1898 schließt das Deutsche Reich aber einen Pachtvertrag mit China, mit einer neunundneuzig jährigen Laufzeit über das Gebiet an der Kiautschou- Bucht ab.Viele deutsche Händler lassen sich in diesem Gebiet nieder, viele ohne ihre Familien nachzuholen.

In dieser Zeit lässt die Autorin ihre Geschichte spielen, die viel über die geschichtlichen Zusammenhänge der damaligen Zeit erzählt.
Anfang des 20.Jahrhunderts reist Amelie Kindler, deren Vater und Bruder in Kiautschou ein Geschäft aufgebaut haben, mit Schwester und Mutter in das chinesische Pachtgebiet. Da dort ein absoluter Mangel an europäischen Frauen herrscht und Amelie`s Eltern einer Fusion mit der Firma Schweiger nicht abgeneigt sind, freuen sie sich darüber, dass Erich Schweiger Amelie den Hof macht. Auch Amelie versteht sich gut mit Erich und glaubt schon an eine gemeinsame Zukunft, bis sie den Sohn eines chinesischen Geschäftspartners ihres Vater, Liu Tian , kennen und lieben lernt. Doch solch eine Verbindung wird aus verschiedenen Gründen nicht gern gesehen und so stellen sich sowohl Amlie`s, als auch Liu`s Familie gegen diese Liebe und Liu wird nach Hongkong geschickt.

Vom Aufstieg und Fall einer deutschen Familie und von einer Liebe, die nicht sein darf, handelt dieses wirklich sehr unterhaltsame Buch, dass durch die vielen geschichtlichen Einschübe niemals flach wirkt. Sicherlich sind einige Sachen vorhersehbar, doch die Geschichte ist an keiner Stelle kitschig und zeichnet ein interessantes Bild der damaligen politischen Verhältnisse und dem Leben deutscher Händler im fernen China mit all ihren positiven und negativen Auswirkungen.
Da es sich bei diesem Buch um ein Debüt handelt, konnte ich über einige kleine Schwächen hinwegsehen und habe einfach nur die wirklich gut geschriebene Geschichte genossen.Ich hoffe, wir werden noch mehr von dieser Schriftstellerin lesen können, denn die Kombination von geschichtlichen Schilderungen und einer schönen Liebesgeschichte , hat mir gut gefallen