Rezension

Interessantes Thema, mittelmäßig umgesetzt

Like me. Jeder Klick zählt - Thomas Feibel

Like me. Jeder Klick zählt
von Thomas Feibel

Bewertet mit 3 Sternen

“Like Me. Jeder Klick zählt” gehört zu den Büchern, die ich eigentlich gar nicht kannte, bis ich ganz spontan auf dieses Buch aufmerksam gemacht wurde und es durch eine Leserin meines Blogs lesen durfte – noch einmal vielen Dank dafür. Da die bisherigen Rezensionen zu dem Buch recht positiv waren und mich die Kurzbeschreibung direkt angesprochen hat, habe ich das Buch auch sofort begonnen. Das Buch hat mich leider nicht wirklich umgehauen, aber ein Totalausfall war es zum Glück auch nicht.

Thomas Feibel hat in “Like me. Jeder Klick zählt” ein interessantes und aktuelles Thema angesprochen, das in aller Deutlichkeit aufzeigt, was passieren kann, wenn Menschen im Internet zu weit gehen und davon träumen, übers Internet berühmt zu werden. Man geht überspitzt gesagt über Leichen und man achtet nicht mehr darauf, ob man andere mit diesem Verhalten verletzt oder sich sogar strafbar macht. Da werden schnell mal Lehrer und Mitschüler in vollkommen peinlichen Momenten gefilmt und die Bilder dazu im Internet verbreitet, was schnell zu Schulabgängen und Nervenzusammenbrüchen führt.

Der Schreibstil ist daher sehr intensiv. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive von Karo erzählt. Sie vertraut dem Leser dabei ihre Geschichte an und ist über ihr Verhalten beschämt, aber gleichzeitig versucht sie dieses auch zu rechtfertigen. Dadurch, dass auch Fehler zugegeben werden, liest sich die Geschichte sehr authentisch und es gab nur sehr wenige Logikfehler.

Auch wenn die Geschichte sehr intensiv und interessant beschrieben wird, konnte mich das Buch nicht ganz von sich überzeugen, denn ich hatte ein großes Problem mit den Charakteren. Obwohl Karo die Geschichte selbst erzählt und dabei ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle ausführlich beschreibt, hatte ich bis zum Schluss das Gefühl, sie nicht wirklich kennengelernt zu haben. Gleiches gilt für Jana und Eddi. Jana ist eine oberflächliche Zicke, die nur ihr Handy und ON-Show im Kopf hat. Wahre Freundschaften existieren für sie nicht und sie nutzt ihre Mitmenschen lediglich aus, um auf möglichst viele Sympathiepunkte auf dem Social Network zu kommen. Eddi ist dagegen ein Klassenclown, der gerne ach so tolle (und lächerliche) Wörter erfindet, um nach außen hin möglichst cool und gelassen zu wirken. Allerdings wirkt er dabei furchtbar aufgesetzt, sodass ich ihn nur schwer ernst nehmen konnte.
Ich wollte Karo tatsächlich mögen und im Laufe der Geschichte mit ihr mitfühlen oder sie zumindest verstehen, allerdings war dies kaum möglich, da sie viel zu naiv und oberflächlich erschien. Sie gab jedem Menschen eine weitere Chance, ließ sich wegen Online-Sympathiepunkte immer wieder umstimmen und beginnt sogar selbst damit, andere Menschen übers Internet zu mobben – wenn auch zunächst eher unbewusst.

Sehr gut gemacht ist allerdings die Art und Weise, wie der Autor über das Thema schreibt. Er zeigt auf, wozu Menschen fähig sind, wenn sie Aufmerksamkeit im Internet erhalten und davon nicht genug bekommen können. Für etwas, was nicht real ist, geht man über Leichen, nutzt angebliche Freundschaften aus und stellt jeden Menschen bloß, der ihm vor die Füße läuft. Dazu zeigt der Autor, wie schnell man in die Internetsucht gerät und welche Gefahren dabei – neben dem Mobbing – auf einen lauern können. So trifft sich Jana mit wildfremden Fotografen, die ihr neue Profilbilder machen, um auf der Plattform noch berühmter zu werden, welche Gefahr aber wirklich dahinter steckt, wenn sie einfach erwachsene Männer in ihr Leben lässt, ist sie sich nicht bewusst. Die Aufklärung des Themas ist wirklich gut gemacht und die Geschichte liest sich zwar eindringlich, aber ich hatte nicht das Gefühl, als wolle der Autor dabei immer nur warnend den Zeigefinger erheben.

Das Cover ist schlicht, aber durchaus schön, denn es zeigt ein Profilbild, welches passender nicht sein könnte. Die Daumen sind dagegen eher weniger mein Fall, da sie zu sehr an Facebook erinnern, obwohl dieses nie namentlich genannt wurde. Es wäre von daher besser gewesen, wenn man eventuell ein anderes Symbol dafür verwendet hätte. Die Kurzbeschreibung liest sich sehr interessant und hat dafür gesorgt, dass ich das Buch direkt lesen wollte.

“Like Me. Jeder Klick zählt” ist insgesamt ein gutes, aber nicht überragendes Jugendbuch, das über die Gefahren im Internet aufklärt und aufzeigt, was passieren kann, wenn man für ein kleines bisschen Berühmtheit über Leichen geht. Der große Kritikpunkt sind jedoch die Charaktere, die leider nur sehr oberflächlich und naiv auftreten. Hätte ich diese ein bisschen besser kennen lernen dürfen, hätte ich das Buch mit Sicherheit noch besser gefunden. Schade, aber nicht änderbar. Dennoch: Das Thema ist und bleibt brandaktuell und von daher sollte jeder Jugendliche dieses Buch einmal gelesen haben.