Rezension

Interessante Grundidee, aber die Umsetzung hat mich nicht ganz überzeugt

Wenn das Licht gefriert - Roman Klementovic

Wenn das Licht gefriert
von Roman Klementovic

Ich bin tatsächlich einerseits angetan und andererseits auch ein kleines bisschen enttäuscht. 
Mich haben vor allem die Atmosphäre und der Spannungsaufbau sehr gut gefallen. Man merkt richtig, wie sich die Geschichte langsam steigert und wie .Elisabeths Suche nach der Wahrheit sich zuspitzt. Dabei ist auch glaubwürdig, das sich diese Handlung eigentlich in nur wenigen Tagen abspielt  Die Ereignisse überschlagen sich und sehr schnell, man erlebt mit wie  Elisabeth versucht, die verschiedenen Eindrücke zu Ordnen. Soweit, so spannend und auch gut geschrieben. Aber nach und nach fand ich, dass es zu einfach war, die Winkelzüge des Autors zu durchschauen. Ich fand er hat sich an ein paar Stellen zusehr bemüht, falsche Fährten zu legen, das hab ich schnell als übertrieben empfunden. Zu Mal ein paar dieser falschen Fährten schon für sich betrachtet etwas arg dramatisch waren. Auch das Ende habe ich so empfunden, weil die Auflösung einfach over the top war und auch danach noch ein paar Sachen passieren, die ich doof fand. 
Ich fand der Autor hat  zu vielen Figuren ein Motiv eingeräumt. Dieser Punkt  hat für mich ehrlich gesagt einen Teil der Spannung abflachen lassen. Denn es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Personen, und ich hatte das Gefühl, hier wird jetzt eine Person nach der nächsten abgehakt. 

Außerdem fand ich Elisabeths Kinder zu schablonenartig. Sie spielen nur ganz am Rande ihre Rolle, sind aber irgendwie zu sehr an den Rand gedrängt, obwohl sie eigentlich sehr wichtig für die Handlung werden. Zwar ist das nicht so verwunderlich, da sich der Roman sehr auf Elisabeth konzentriert. Aber ich finde, das ihre Gefühle und Erlebnisse bezüglich ihrer Kinder trotzdem zu kurz kommen.  
Und Anna... leider spielt sie im Grunde keine Rolle, obwohl es eigentlich um den Mord an ihr geht. Das fand ich persönlich nicht so gut. Ich weiß tatsächlich im Grunde nichts über sie und wer sie war. Warum waren Valerie und Anna so gut Freundinnen, wie war sie eigentlich als Tochter und so weiter. Leider spiegelt das ja auch unsere Blickwinkel auf die meisten Verbrechen dieser Art wieder. Ich weiß nur das, was auch in der TV Sendung im Buch über sie erzählt wird. Schade. 

Die Stärke des Buches liegt an anderer Stelle. Ich fand es sehr glaubwürdig dargestellt, wie Elisabeth mit der Alzheimererkrankung ihres Manns umgeht. Ihre Gefühle, die Angst aufgrund ihres Verdachts, die dafür sorgt, das sie einige Entscheidungen trifft, die sie nicht wirklich durchdacht hat. Ihre Anspannung. Auch als Leser hat man an dieser Stelle noch keine genaue Vorstellung, was genau Friedrich nun wirklich mit Annas Verschwinden zu tun hat. 

Am Ende bin ich insgesamt doch ganz zufrieden mit meiner Lektüre, weil ich die Atmosphäre mochte und der Schreibstil für mich einnehmend war. Ich mochte einfach gerne weiter lesen und habe mich insgesamt gut unterhalten gefühlt. Trotzdem sorgen meine Kritikpunkte für eine eher durchschnittliche Wertung. Und gerade beim Schreiben dieser Meinung, sind mir auch viele Punkte stärker aufgefallen, als direkt beim Lesen. 

Vielen Dank an Netgalley und den Verlag für die Bereitstellung eines Lesexemplars!