Rezension

Hintermänner

Hintermänner - Werner Stanzl

Hintermänner
von Werner Stanzl

Ein spannender Roman, inspiriert vom größten Bankenskandal Österreichs

Was macht man als Bankdirektor einer der wichtigsten österreichischen Banken, wenn diese dabei ist langsam, aber sicher den Bach runter zu gehen? Man holt sich den Landeshauptmann mit ins Boot, um diese zur retten -und geht gemeinsam den Bach runter. Oder vielleicht nicht – einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Um besagte Bank zu retten, geht man nicht nur ein sehr hohes Risiko ein – eher geht man über Leichen. Schließlich hat man eine überaus wichtige Mission zu erfüllen. 

Die erste, nun nicht sprichwörtliche, Leiche lässt nicht lange auf sich warten: Ein junger Mann, erdrosselt mit einer Seidenschnur, wird am Strand von Grado angeschwemmt. Da kommt Kommissar Vossi, der Hauptprotagonist ins Spiel. Mit ihm ist Stanzl ein durch und durch sympathischer Charakter gelungen. Vossi ist klug, gebildet, liebenswürdig, menschlich. Für mich ist er nicht nur der Hauptprotagonist, sondern gleichzeitig Überbringer hochinteressanten Wissens, das der Autor im Laufe seiner jahrelangen Tätigkeit als Journalist gesammelt hat. Dabei lässt sich seine Recherchearbeit nicht nur sehen, sondern den Leser staunen, den Kopf schütteln, sich verwirrt fragen was denn in diesem Buch real und was erfunden sein könnte. 
  
Das umfangreiche Wissen des Autors drängt sich dem Leser jedoch nicht auf. Viel mehr verpackt Stanzl es in eine mitreißende Geschichte, der es an Spannung nicht fehlt. Deren Charaktere sind gut durchdacht und -beschrieben. Einwandfrei präsentiert er den Bösewicht von der ersten Zeile an als solchen. Mit den „Guten“ sympathisiert der Leser von Anfang an. Stanzl fesselt diesen aber nicht nur, sondern bringt ihn auch zum Nachdenken. Er bringt ihn dazu, sich für wichtige geschichtliche Ereignisse zu interessieren, die dieser unter Umständen bisher links liegen gelassen hat. Beispielsweise erfahren wir ganz nebenbei so einige geschichtliche Hintergründe zu den schockierenden Völkermorden der Tchetniks. 

Bei einem einzigen Mord bleibt es in Commissario Vossis zweitem Fall natürlich nicht. Er stößt auch auf eine unbekannte Dame im Gefrierschrank, in diesem Fall erstochen. Und da wäre dann noch dieser Wiener Politiker – tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Welchen Zusammenhang es zwischen all diesen Toten gibt, kann ich euch an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Aber raten kann ich euch- Findet es selbst heraus! 

Einen Stern ziehe ich den Hintermännern ganz gefühlsmäßig ab, da mir der Schreibstil nicht immer hundertprozentig zusagt. Manchmal ist mir dieser zu wenig bildhaft, zu „journalistisch“, zu nüchtern. Das sollte euch, als potentielle Leser jedoch keinesfalls abschrecken – es lohnt sich nämlich durchaus euch Vossis zweiten Fall näher anzusehen.