Rezension

Hat nicht so ganz meine Erwartungen erfüllt ...

Eigentlich erhängt - Claus Triebel

Eigentlich erhängt
von Claas Triebel

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschichte:
Walter Eigen ist ein mittelmäßig erfolgreicher Makler, geschieden und hat zwei Söhne. Er verbringt viel Zeit bei seiner Mutter, der Vater ist leider früh verstorben.
Von einem Bekannten erhält er den Tipp, dass eine alte Villa zum Verkauf stehen würde. Da Walter dieses Geschäft ungern seinem Konkurrenten Dirks überlassen will, beschließt er, dem Eigentümer einen Besuch abzustatten. Doch im Haus trifft er nur eine Leiche an, kopfüber von der Decke hängend …
Walter hat wenig Vertrauen in die Polizei und meldet den grausigen Fund nicht sofort. Er will auf eigene Faust herausfinden, wer dahintersteckt. Tatkräftige Hilfe erhält er bei diesem Vorhaben ausgerechnet von seiner Mutter, die ihren Sohn trotz seiner 48 Lebensjahre immer noch gern wie ein Kind behandeln möchte.

Meine Meinung:
Claas Triebel zeichnet seine Charaktere authentisch und versieht sie mit allerhand menschlichen Schwächen und Unarten. Hier wird betrogen, bestochen, getrickst, verleumdet … ein Sammelsurium unschöner Verhaltensweisen, die dazu führen, dass die meisten Figuren nicht sehr sympathisch wirken. Auch der Protagonist Walter ist keiner, den man schnell ins Herz schließt, auch wenn seine Mutter das sicher anders sehen würde.

Apropos Mutter: in vielen Kapiteln erzählt sie uns die Geschehnisse aus ihrer Sicht. Das tut sie in bester “Tratschtantenmanier”, sodass bei mir wirklich das Gefühl aufkam, ich würde einen Plausch mit der Seniorin von nebenan halten. Sehr ausschweifend (bis hin zu Anekdoten aus Walters Kinderzeit), übermäßig ausführlich und mit vielen Wiederholungen lässt sie uns an ihren Gedankengängen und Vermutungen teilhaben.
Da ich solchen Gesprächen schon im realen Leben wenig abgewinnen kann, sorgten diese Passagen auch im Buch bei mir für wenig Begeisterung.

Die übrigen Kapitel sind geprägt von vielen Dialogen, auch hier ist der Schreibstil überwiegend sehr ausführlich, beinahe plastisch. Kleinste Details und Feinheiten der Figuren lassen die Szenen real wirken, bergen aber oft die Gefahr, dass der Eindruck entsteht, die Handlung würde nicht vorankommen.

Spannung, die meines Erachtens zumindest ansatzweise in einem Krimi nicht fehlen sollte, wollte sich bei mir leider nicht einstellen. Und das, obwohl der Kriminalfall durchaus komplex und gut durchdacht ist. Das ganze Vorortleben und das Maklergeschäft mit Intrigen, Bestechung, Mauscheleien und der immer brodelnden Gerüchteküche … all das wird glaubhaft thematisiert, konnte mich aber durch den gleichförmigen Schreibstil ohne besondere Höhen und Tiefen nicht wirklich fesseln.

Es gibt hier kaum klar abgegrenztes Gut oder Böse, es werden eher die vielfältigen Zwischentöne der menschlichen Psyche beleuchtet. Das Ende war auch eher krimi-untypisch und traf nicht so ganz meinen Geschmack.

Fazit:
Von diesem Kriminalroman hatte ich leider mehr erwartet, zumal ich mir aufgrund des Titels und der Covergestaltung auch etwas Humor bzw. Wortwitz erhoffte.