Rezension

Hamburg Rain

Hamburg Rain 2084. V2 - Claudia Pietschmann

Hamburg Rain 2084. V2
von Claudia Pietschmann

Bewertet mit 2 Sternen

Was ist Future Fiction? Ich hatte bis dato noch keinen Kontakt zu diesem Genre, aber für "Hamburg Rain 2048" habe ich mal eine Ausnahme gemacht.

COVER
Mich hat das minimalistische Cover des ersten Bandes (V2) der sechsteiligen Staffel optisch sofort angesprochen. Die neongrüne Farbe des Buchtitels bzw. des Stadtemblems vor nächtlicher Regenkulisse erzeugt Spannung und schafft gleichzeitig eine eher zwielichtige, angstvolle Atmosphäre.

INHALT
Helena und Ruiz wollen sich in Hamburg des Jahres 2084 eine eigen Existenz. Es gibt nur ein Problem. Ruiz hat einen Chip eingepflanzt bekommen und ist damit Clara Goldings Willen ausgeliefert, die seine Handlungen per Touchpad steuert. Ruiz ist Juggernaut (vglb. mit röm. Gladiator) und kämpft gegen andere Männer in der Arena. Nachdem er versehentlich seinen Gegner ermordet hat, muss er fliehen, um nicht von der städtischen Polizei als "Geächteter" gelyncht zu werden. Um wieder Herr über seinen Körper werden zu können, muss ihn jemand vom Chip befreien. Doch das kostet eine Menge Geld, das er und Helena nicht haben. Daraufhin beschließt Helena, sich das Geld mithilfe einer Telomerspende zu sichern, die sie um 10 Jahre ihres Lebens bringen wird. Aber ist dieser Eingriff wirklich so folgenlos und wird Ruiz ihre Entscheidung akzeptieren?

MEINUNG
Die Geschichte ist für mich eine Dystopie, in der die Protagonisten nur als Spielfiguren einer höheren Macht agieren - sehr grausige Vorstellung und zugleich faszinierend. Ruiz und Helena wollen nur in Frieden zusammen leben, doch der Preis, den sie dafür zahlen müssen, ist sehr hoch. Ruiz, ein sog. programmierter Juggernaut, hat beim Arenakampf seinen Gegner getötet. Das folgende Verhör und Ruiz' Flucht vor den Ordnungshütern werden sehr brutal und direkt geschildert - also nichts für zartbesaitete Zeitgenossen. Auch Claras Jugendwahn und die Verpflanzung von sog. Telomeren, ist nichts für schwache Gemüter. Hier wird Gott ins Handwerk gefuscht - nur Utopie oder schon bald Wirklichkeit?
An sich fand ich die Story insgesamt ziemlich spannend und actionreich, aber wenig glaubwürdig. Obschon mir die Idee, die römischen Gladiatorenspiele in die Zukunft zu transportieren, gut gefallen hat. Dagegen empfand ich die Unterteilung der Stadt in verschiedene Sozialschichten sehr abstrus. Die Hauptcharaktere Ruiz und Helena waren mir etwas zu statisch, blieben in ihren Rollen gefangen. Emotional konnten sie mich trotz der schrecklichen Vorgeschichte nicht erreichen, waren mehr Getriebene als ausgeglichene, zufriedene Gemüter. Vor allem Ruiz konnte man wenig einschätzen, was auch daran lag, dass nur wenig Details zum Privatleben, Kindheit etc. in die Handlung eingeflossen sind.
Sprachlich hat mich der erste Band der 6-teiligen eSerial so gar nicht angesprochen. Die Wortwahl war plakativ, wenig abwechslungsreich und streckenweise einfach zu ordinär.

FAZIT
Eine Dystopie mit viel Action, aber wenig Tiefgang und Menschlichkeit. Konnte mich leider nicht begeistern.