Rezension

Enttäuschend... Eine schwache Story mit platten Charakteren

Hamburg Rain 2084. V2 - Claudia Pietschmann

Hamburg Rain 2084. V2
von Claudia Pietschmann

Bewertet mit 2 Sternen

Meine Meinung…

Die Protagonisten Helena und Ruiz führen eine seltsame Beziehung, die für mich völlig unverständlich ist. Durch die wechselnden Perspektiven weiß man, was sie von einander denken. Helena ist hoffnungslos in Ruiz verliebt und gibt alles für ihn. Ruiz hingegen ist ein äußerst zwiegespaltener Charakter: Besonders zu Beginn des Buches hat er seltsame Gedanken bezüglich Helena, die ich so von einem liebenden Partner nicht erwarte. Andererseits liebt er Helena dann doch sehr, kämpft für sie mit allen Mitteln und versucht sie zu retten. Sollte das eine Entwicklung des Charakters im Laufe des Buches sein? Mir ist das leider nicht ganz klar geworden, da der Übergang nicht dargestellt wurde.

Im Laufe des Buches werden auch einige Nebencharaktere äußerst detailliert beschrieben und in die Handlung eingeführt, die bereits nach wenigen Seiten wieder verschwinden und für die Geschichte nicht mehr relevant sind. Das kam mir als Leser wie unwichtiges Füllmaterial vor, das die Handlung nicht voranbringt. Generell weisen alle Charaktere keinen wirklichen Tiefgang auf, was für das Verständnis und die Sympathie der agierenden Charaktere nicht förderlich ist.

Die Handlung von „V2“ ist zwar nicht vollkommen spannungslos, jedoch dermaßen vorhersehbar, dass ich nicht interessiert war zu wissen, wie die Geschichte ausgeht.

…zur Sprache:

In dem Buch wird leider viel zu oft plumpe und obszöne Sprache benutzt und sexuelle Handlungen äußerst primitiv beschrieben, die mir das Buch zusätzlich unsympathisch gemacht haben und in der Art und der Platzierung in der Geschichte äußerst willkürlich und übertrieben wirkte. Ich kann mir vorstellen, dass die Autorin diese Elemente als eine Art Stilmittel benutzt um die Brutalität und den düsteren Charakter der Welt zu verdeutlichen, jedoch sind diese in dem Maße für die Geschichte kein bisschen notwendig. Mich hat dies ziemlich beim Lesen gestört.

Zum wissenschaftlichen Hintergrund:

Dass es Telomere gibt, ist mittlerweile bewiesen. Dass sie im Zusammenhang mit dem menschlichen Altern zusammenhängen ist bisher nur eine Theorie (laut Wikipedia). Allerdings kommt es mir als Laie auf dem Gebiet sehr unrealistisch vor, dass diese dem Körper entnommen und wieder eingesetzt werden können, wie es im Buch der Fall ist. Telomere sind am Ende der Chromosomen zu finden und somit düfte es sehr schwierig werden jedes einzelne Telomer aus einem Körper zu entfernen. Den die Chromosomen sind überall im menschlichen Körper verbaut und können nicht einfach „rausgefiltert“ werden.

Ich benötigte nur eine kurzen Recherche auf Wikipedia um dies herausfinden. Wieso bedient sich die Autorin der Telomere, wenn die Vorgänge die sie im Buch benutzt wissenschaftlich nicht plausibel sind? Hätte die Autorin sich etwas Neues ausgedacht und es auf die Art und Weise wie sie die Telemore in „V2“ benutzt hat, geschrieben hätte, wäre es mir wohl nicht so negativ aufgefallen. Durch diese wissenschaftliche Ungenauigkeit war ich zusätzlich beim Lesen abgelenkt, da ich es unnötig finde reale wissenschaftliche Bezüge herzustellen, nur um sie anschließend zu entfremden und unlogisch in die Geschichte einzubringen.

Fazit:

In „V2“ finden sich trotz meiner ausgeprägten Kritik auch einige positive Aspekte. So verarbeitet die Autorin interessante Gedanken zum Thema Altern, Schönheitswahn, Liebe und Machtkampf. Ein wenig regen diese Themen auch an, darüber nachzudenken und eventuelle Bezüge zu unserer Gesellschaft herzustellen. Leider wurde es in einen wissenschaftlich unlogischen Prozess und eine schwache, platte Liebesgeschichte als Drama eingebettet. Bis zum Schluss habe ich auch nicht herausgefunden, wofür der Titel „V2“ eigentlich steht. Es ist zwar kein großer Kritikpunkt, aber gerade bei einem so ungewöhnlichen Titel, hätte ich erwartet eine Auflösung dessen zu lesen.

Ich bin mehr als enttäuscht von diesem Buch, nachdem ich in „Sundown“, dem zweiten Teil der Reihe, eine spannende und innovative Geschichte gefunden habe. Mit einem gewissen Argwohn werde ich nun das dritte Buch „Rehab“ von Ralf Wolfstädter lesen und hoffe, dass ich davon wieder mehr begeistert sein werde.

Von mir gibt es keine Empfehlung für diesen Teil der Reihe. Da alle Teile unabhängig voneinander gelesen werden können, werdet ihr nichts verpassen, wenn ihr „V2“ auslasst und gleich zu „Sundown“ greift. Das Buch kann ich nämlich sehr empfehlen, wie ihr auch in meiner Rezension dazu lesen könnt. 

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