Rezension

Gute Dystopie mit einigen Realitätsproblemen

Das verbotene Eden 1 - Thomas Thiemeyer

Das verbotene Eden 1
von Thomas Thiemeyer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Unweit in der Zukunft leben Männer und Frauen nicht mehr zusammen, denn ausgelöst durch einen Virus sind beide Geschlechter bis auf's Blut verfeindet. So leben die Männer in den Ruinen der Städte, während sich die Frauen auf dem Land eine Existenz aufgebaut haben. Sowas wie Liebe ist in diesen Zeiten undenkbar. Doch dann treffen ausgerechnet der junge Mönch David und die Kriegerin Juna aufeinander und verlieben sich ineinander. 

Meine Meinung:

Das verbotene Eden. David und Juna ist in drei Teile unterteilt und nochmals in mehrere kurze Kapitel, die größtenteils aus Davids und Junas Perspektive erzählt werden, aber auch aus der Sicht anderer Charaktere. Während ich die Perspektiven Junas und Davids sehr gut fand, da man beide Protagonisten gleichermaßen kennenlernt, störte mich die Sicht auf die anderen Charaktere ein wenig. Dazu kommt allerdings, dass Thomas Tiemeyer einen sehr guten Schreibstil hat, den man gut und flüssig lesen kann. Wie er die dystopische Welt beschreibt, lässt keine Fragen offen und man fühlt sich schnell ins Mittelalter versetzt.

Doch da kommen auch die Probleme des Buches, denn während man das Gefühl hat, sich im Mittelalter wiederzufinden, scheint es fast unrealistisch, dass plötzlich Autos durch die Gegend fahren. Gleichzeitig gibt es aber nicht einmal mehr Stifte und Papier. Auch, wie es zu dem Zerwürfnis zwischen den Geschlechtern kam, wirkte auf mich sehr an den Haaren herbei gezogen und fantasielos. Muss es denn immer ein Virus sein? Zumal auch dies sehr unrealistisch wirkt. Außerdem hat mich gestört, dass die Geschichte ewig nicht in Fahrt kommt. Lange erfährt man eine Menge über Männer und Frauen, wie sie leben und warum sie so leben. Immer geschieht was und trotzdem zieht sich der Anfang ewig in die Länge bis David und Juna endlich aufeinander treffen. Anders als erwartet, ist deren Liebesgeschichte auch nicht sonderlich romantisch und wirkt irgendwie gequetscht. Ansonsten war die Handlung allerdings unterhaltsam. Auch wenn mich diese Dinge gestört haben, war ich doch immer gehalten, weiterzulesen. Dafür gesorgt haben auch die kleinen Cliffhanger, mit denen die Kapitel teilweise abgeschlossen haben. Dennoch kam die Spannung erst allmählich und steigerte sich zum Ende hin noch einmal. Sehr gut gefallen hat mir hingegen der Bezug zu den Büchern, der immer wieder aufgenommen wird. Vor allem Shakespears Romeo und Julia spielt eine große Rolle, wobei es in der Handlung auch oft Parallelen zu diesem Stück gibt.

Auch die Charaktere haben mir durchaus gut gefallen. Endlich gibt es hier mal ein Buch, indem nicht die gängigen Klischees bedient werden. David ist nicht der tolle Hecht, sondern ein sensibler und gutmütiger Junge, der sich erst im Laufe der Geschichte zu einem Mann entwickelt. Er hat Schwächen und ist dennoch absolut liebenswert. Juna ist eine Kämpferin, eine junge Frau, die sehr selbstbewusst ist und sich behaupten kann. Wenn ich mich auch erst an ihre Art gewöhnen musste, hat mich ihre Figur sehr beeindruckt. Hinzu kommen Charaktere wie  Junas Mutter Arkana und Davids Ziehvater Stephan, die die Lage beide sehr gut einschätzen und einen gerechten Sinn haben. Einzig den Inquisitor konnte ich nicht so richtig greifen. Zwar war seine Bösartigkeit spürbar, aber dennoch nicht so gut ausgearbeitet, wie erwartet. 

Der erste Band von Das verbotene Eden ist damit ein relativ guter Start der Trilogie, der vor allem durch den guten Schreibstil des Autors und die tollen Charaktere überzeugt. Wer gegen den ein oder anderen Logikfehler nichts einzuwenden hat, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen. 

3,5/5 Sterne